Die Ausreise aus Montenegro und Einreise in Albanien ist unkompliziert. Ein Häuschen, links Zollbeamter von Montenegro und rechts, verbunden mit einer „Durchreiche“, Albanien. So einfach geht das.
Ja, und nun sind wir in Albanien. Direkt nach der Grenze kommen uns zwei Kinder entgegen und betteln. Die Mütter sitzen rechts an der Mauer. Was uns da wohl noch erwartet… mich beschleicht ein mulmiges Gefühl.
Die Häuser werden im Vergleich zu Montenegro nach der Grenze mehr. Hier sind die Häuser nicht wie in Kroatien oder Montenegro. Sie sind im Bau oder sie sind für die hiesigen Verhältnisse gepflegt und bewohnt. Zumindest hier in der Grenzregion. Das Einzige was mir auffällt sind die Wassertanks auf den Dächern. Überall leuchtet es in einem dezentem Blau vom Dach. Und was noch auffällig ist: die Moniereisen schauen bei den meisten Häusern raus. Also z.B. ist das Untergeschoss fertig, eine Treppe geht nach oben in den ersten Stock, der nicht vorhanden ist. Dort ragen nur die Moniereisen heraus. Micha meint, dass das sicherlich Vorbereitung für die nächste Etage ist. Klingt logisch.
Und dann beginnt das Abenteuer „Fahren in Albanien, Straßen und die Verkehrsteilnehmer“. Der Hammer. Was wir hier erleben glaubt keiner, der es nicht selbst erlebt hat.
Deklariert als Landstraße:
Stellt euch eine Straße vor, die relativ guten Asphalt hat, an der links und rechts Häuser, Bars, Autowaschanlagen, Geschäfte und Tankstellen stehen. So ca. zwei Meter von der Fahrbahn entfernt. Und es wird gefahren, wie es gefällt. Man versucht jedem noch so kleinem Loch auf der Straße auszuweichen, Verkehrsregeln gibt es nicht. Der Stärkere gewinnt. Und dann ein Gehupe. Wahnsinn. Hier wird jeder mit Hupe begrüßt und gegrüßt.
Da kommt einer mal eben von rechts auf die Fahrbahn, hier geht jemand entspannt über die Straße und ein Hund rennt auch gelegentlich vorbei. Der Radfahrer ist auch entsprechend entspannt. Ein Verkehrsteilnehmer achtet streng auf die angegebenen Tempos und der nächste überholt stumpf. Egal ob was kommt oder nicht. Für uns heißt es volle Konzentration
Stadtverkehr:
Ein Teil der Straßen ist mit Asphalt bedeckt, die Hauptstraßen. Die fahren wir, da das hier nur eine Verbindungsetappe ist. Ein Kreisverkehr kommt und auf in den Kampf. Du musst schneller und frecher als die anderen fahren. Dann kommst Du durch diesen Kreisel.
Bei Straßen mit Stopschild und Stau, in die man einfahren möchte, einfach versuchen in eine Minilücke zu kommen. Ansonsten stehst Du halt ein bisschen. Oder man hat Glück und ein LKW will gerade in deine Richtung und schiebt sich einfach mal durch. Bei uns war es ein großer grüner LKW und ich habe noch nie so blöd geguckt, als der rechts an uns stumpf auf die Straße fuhr. Da er einen größeren Radius beim Kurve fahren benötigt, nutzten wir die Lücke und den Moment. Verrückte Welt.
Was auch wunderbar ist: eine zweispurige Bahn wird kurzerhand zu dreispurig gemacht. Vorher bist du rechts auf der Fahrbahn, nun auf einmal auf der Mittelspur. Links wird das Fenster runtergekurbelt und man wir freundlich gegrüßt, auf deutsch, ich bin völlig perplex.
Autobahn:
Vergesst einfach alles, was Ihr über Autobahnen wisst. Stellt Euch eine Straße vor, die von einer kleineren Straße zu einer Autobahn mutiert. Vor diesem „Übergang“ stehen auch Polizisten (die Polizeipräsenz ist hier sehr hoch, aber sehr angenehm, wir hatten überhaupt keine Probleme und wurden überall durchgewunken). Vier Spuren, in der Mitte eine große Leitplanke, wie in Deutschland auch mal mit einer kleinen Durchfahrtsmöglichkeit für Rettungsfahrzeuge. Alles normal. Bis auf die Verkehrsteilnehmer und solche, die es werden wollen. Auf den Zufahrten zu dieser „Autobahn“ stehen Menschen am Rand oder aber sie stehen einfach auf dem Seitenstreifen. Irgendwo im Nirgendwo. Was machen die hier auf der Autobahn??? Ganz einfach: auf den Bus warten!!! Wir überholen einen Bus und im Rückspiegel sehe ich, wie er anhält und die Leute einsteigen.
Gegenverkehr? Geisterfahrer? Natürlich, vom Trecker bis zum Eselkarren kommt alles uns entgegen auf dem Seitenstreifen. Und dann eine kurze Schrecksekunde: zwischen den Leitplanken lugt ein Mofafahrer und will wohl in diese Richtung fahren… war ja gerade eine passende Lücke für ihn da, da kann man schon mal wenden.
Geschwindigkeitsbegrenzungen achten wir, wir brauchen unsere Scheine noch ein bisschen länger. Wir fahren das vorgeschriebene Tempo. Entweder wir müssen jemanden anschieben, da der entweder nicht weiß wo das Gaspedal ist oder vielleicht der Motor nicht mehr hergibt, oder wir werden so im Schweinsgalopp überholt, das wir quasi nur den Windhauch merken. Dann kommen die Kandidaten, die überholen wollen, ausscheren und einem so knapp wieder vor die Nase fahren, das man das Gefühl hat, gleich im Kofferraum zu parken. Ach ja, und der Knaller: einfach mal rechts überholen. Wenn dort kein Platz ist, weil bereits zwei Fahrzeuge auf der Bahn fahren, einfach den Seitenstreifen nutzen. Wozu ist der denn auch sonst da? Zum Glück war das keine „Bushaltestelle“…
Von uralten motorisierten Vehikeln bis das Neueste vom Neuesten fährt hier alles. Allerdings sind die neueren Fahrzeuge sehr rar gesät. Das fällt schon auf.
Dann ein Schild: Autobahn Ende. Ein Kreisel, gefühlte 500 m geradeaus ein Schild: Autobahn…. Ah ja….
Verkehr in Albanien. Wie ein Überraschungsei: Spiel, Spaß und Spannung.
Wir wollen heute bis nach Berat fahren. Kurz vorher soll es einen schönen Campingplatz geben. Warum Berat? Die Altstadt soll sehr schön sein. Dann gibt es noch einen weiteren Aussichtspunkt und ein Canyon soll auch in der Nähe sein. Den von anderen Campern beschriebenen Platz am Fluss finden wir nicht, dafür aber „Berat Caravan Camping“. Zwar ziemlich direkt an der Landstraße, aber dafür sehr nette Inhaber. Zur Begrüßung bekommen wir einen wunderbaren Kaffee vorgesetzt und sollen uns erstmal entspannt auf die Terrasse setzen. Was für eine Gastfreundschaft. Wirklich von Herzen.
Dann zeigt sie uns die Gegebenheiten. Ein schöner Platz mit sehr sauberen Toiletten und Dusche. Auch die Abwaschmöglichkeiten sind sauber. Ein kleines Restaurant betreiben sie auch. Heute werden wir am Abend auch mal was essen gehen. Da wäre nur eine Sache: Albanische LEK. Albanien hat eine eigene Währung und wir hatten keinen Bankautomaten o.ä. gesehen. Micha fragt die Campinginhaber kurzerhand ob wir auch mit Euro bezahlen können. Kein Problem. Und dann kommt es noch besser: wir fragen sie, wo wir Geld holen können bzw. tauschen. Sie ist sich nicht sicher und wir sagen, das wir morgen mal schauen. Da sagt sie kurzerhand, sie gibt uns erstmal was und dann können wir das in Ruhe machen. 5.500 LEK (umgerechnet 36,00 EUR) gibt sie uns. Einfach so. Das haben wir beide noch in erlebt.
Am Abend gehen wir in das Restaurant und bezahlen sie mit ihrem eigenen Geld. Kurios.
Im Norden die Grenze passiert und bis zur Mitte von Albanien an einem Tag gefahren. Wie gesagt, Verbindungsetappe. Was wir heute alles gesehen und erlebt haben ist einfach toll. Und schön, das wir die chaotischen Verkehrsverhältnisse so gemeistert haben. Und ohne Verluste.
Tag 2 in Albanien
Die Nacht war mit zwei Grad ein wenig frisch; mal wieder. Tagsüber ist es schon so schön warm (teilweise um die 20 Grad) und am Abend und Nachts Eiseskälte. Es wäre schön, wenn es jetzt auch Nachts mal wärmer wird.
Wir wollen heute nur mit einem Motorrad fahren. Da wir die Stadt Berat anschauen wollen ist es einfacher, wenn man nur einen Parkplatz für ein Motorrad suchen muss. Vorher wollen wir zwar noch zum Canyon, der rd. 60 km hinter Berat liegt, aber ich lasse mich auch gerne mal chauffieren 😉 und dann kann ich auch mal die Landschaft genießen und filmen.
Auf geht es. Wir fahren erstmal Landstraße: Kamera an und ACTION. Und was für eine Action. 800 m nach befahren der Landstraße ein Roller mit zwei Schafen beladen. Ich hoffe, man sieht es im Film. Alle möglichen Gefährte rollen hier über die Bahn.
Am Straßenrand sieht man auch Schafe, Ziegen und Kühe laufen. Hühner gesellen sich dazu. Hunde dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Dann stehen an der Straße wieder Häuser im Rohbau, Rohbauten, die „vergessen“ wurden und die besagten Häuser mit vorbereiteten Aufstockungen. Die Menschen, die am Straßenrad stehen, schauen uns an und schauen uns nach. Wir sind eine Attraktion. Es sind zwei Welten, in der wir uns bewegen. Unsere, die wir mithaben mit unseren Motorrädern und unseren Luxus mit Zelt und allem anderen. Und die Welt in der wir uns jetzt gerade bewegen. Das Auge sieht viel und das Gehirn hat eine Menge zu verarbeiten.
Das Navi leitet Micha von der Hauptstraße in Berat runter. Und dann glaubt ihr nicht, wie froh ich bin, das ich nicht selber fahre. Eine Straße, die Wasserlöcher hat, die fast nur aus Sand bzw. Matsch besteht und alles ist eng. Und es wundert einen dann nicht mehr, wenn da auf einmal Schweine auf dem Weg sind.
Die Häuser die hier stehen, sind klein und vom Material zusammengesucht. Auch das habe ich noch nie mit eigenen Augen gesehen. Ein Slum. Frauen und Kinder schauen uns mit großen und skeptischen Augen an. Micha hat das bereits in Brasilien gesehen.
Wir kommen wieder auf eine befestigte Straße. Sie windet sich von Tal zu Tal. Wir würden sagen, dass hier Menschen in Armut leben – nach unserer Ansicht und „Standard“. So wie es aussieht leben die Menschen hier von der Landwirtschaft oder sie sind Selbstversorger. Ein Mann, der 2 Kühe hütet oder dort eine kleine Schafherde. Ich denke, das es ein hartes Leben ist, aber sie vielleicht gar nicht wissen, wie es anders ist und sie zufrieden sind.
Esel sind das Hauptfortbewegungsmittel. Man sieht sie mit ihren Fußfesseln am Rand stehend wartend oder kommen mit ihrem Besitzer bepackt vom Berg.
Wie gesagt wollten wir den Canyon anschauen. Zumindest war der Punkt, den wir markiert hatten, für uns der Canyon. Als wir langsam dem Ziel näher kommen, verändert sich die Straße. Sie wird unbefestigt und windet sich den Berg hinauf. Da man in den Canyon gucken soll ist es nur logisch hier rauf zu fahren. „Hier fahren Menschen mit dem Wohnmobil hoch???“ meine Frage an Micha. „Nee, sicherlich nicht – merkwürdig“ ist die Antwort. Wir kommen an einem Steinbruch vorbei und die Straße windet sich immer enger und wird zu losem Schotter…. und Micha mit mir hinten drauf. Abgesehen davon, das ich hier mich nicht hoch getraut hättet – loser Schotter und Kehren – das ist nicht mein Ding. Mein Schatz meistert das locker flockig.
Ich sitze wirklich entspannt hinter ihm. Vertrauen ist alles. Nach gefühlten Stunden hält Micha an. „Das kann es nicht sein“ meint er trocken. „Bevor wir hier noch weiter rumgurken, drehen wir um“.
Gesagt getan, noch die Kamera am Bobber angebracht und ab geht die wilde Fahrt!
Und jetzt haltet euch fest:
Der Punkt, den wir als Canyon deklariert hatten, war eine Brücke, die als besonders sehenswert markiert war. Als wir die Straße hoch fuhren, hatte ich die aus dem Augenwinkel gesehen und Micha gesagt, das wir da ja mal auf dem Rückweg anhalten können. Als wir das auf dem Rückweg taten und dann ein Einheimischer, der vorbeifuhr uns sah und anhielt, uns erzählte, dass das DER Punkt hier sei, konnten wir nur noch lachen. Den Canyon haben wir nicht gesehen. Dafür eine wunderschöne Brücke.
Ich teste dann mal die Stiefel auf deren Wasserdichtheit:
Test bestanden. Ich bin trockenen Fußes rüber gekommen.
Der Rückweg ist schöner als der Hinweg, so empfinden wir das beide. In einem kleinen Dorf machen wir Rast und ich hole was vom Bäcker. Immer wieder eine Überraschung. Ich nehme auch einmal Baklava. Micha kennt es, ich nicht. Baklava ist in Zuckersirup eingelegtes Gebäck aus Blätter- oder Filoteig, gefüllt mit gehackten Walnüssen, Mandeln oder Pistazien. Mir persönlich ein wenig zu süß. Aber ich habe es mal kosten dürfen.
Als wir Berat erreichen, wollen wir zu der Burgruine. Die Hauptstraße ist gesperrt. Aber kein Thema. Wir haben ja ein Navi auf dem Handy, das zusätzlich zu dem Garminnavi uns zu „Sehenswürdigkeiten“ bringt. Ich nehme es in die Hand und kann so Micha über Funk sagen, wo die Abbiegung kommt etc. Tja…. heute ist Tag der Besonderheiten. Gassen mit Tiefwasser und Tieren, Schotter mit Kehren und nun: eine richtig enge kleine Gasse, die angeblich nach oben zu der Ruine führt. Nicht nur das es verdammt steil ist, nein, es wird vom Kofpsteinpflaster zum Schotter. Und vom Schotter zu ausgewaschener Straße mit Schotter. Irgendwann ist der Punkt erreicht: es reicht. Das kann es nicht sein. Wäre das Topcase nicht hinter mir, wäre ich schon runtergerutscht. „Soll ich absteigen?“ …“Nein, alles gut. Bleib mal sitzen, alles gut.“ …. bis heute frage ich mich, wie er das hinbekommen hat. Eng, steil und wenden. Respekt mein Schatz.
Als wir unten auf die Hauptstraße kommen reicht es mit den Abenteuern für heute. Noch fix was einkaufen und dann ab zum Zelt (glaubt mir, dieser Tag bleibt unvergessen)….da war ja was… zum einkaufen braucht man Geld. Kartenzahlung ist hier schwierig. Sie nehmen lieber cash, Geldautomaten sind auch eher rar bzw. funktionieren mit unseren Karten nicht. Woher bekommen die ihr Geld? Gut, hilft nix, ab zu einer Wechselstube. Ich gehe dann mal rein. Der Herr scheint ein wenig überfordert. Frau und Geld tauschen. Innerlich lache ich. 5 Minuten später habe ich das Geld und wir können unsere Schuld bei unserer Campingplatzbesitzerin begleichen und auch einkaufen. Fein.
Als wir am Platz ankommen bekommen wir einfach so einen zweiten wunderbaren Kaffee gebracht. Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben. Man fühlt sich wirklich willkommen.
Und dann kommt ein Schmankerl für mich. Micha entdeckt folgenden Schmetterling. Ich rase los um meinen Kamera zu holen und „Hab ihn!!!“ – einen Segelfalter:
Tag 3
Berat nach Ksamil
Eine Fahrt durch das Landesinnere. Kurz zusammengefasst:
Viele Esel (noch mehr als am Vortag) die auch Karren ziehen, auch Pferdekutschen sieht man jetzt, Ziegen, Schafe, Kühe mit ihren Hirten und Hunden, Hühner die auch in den Städten laufen. Trecker o.ä. sind sehr selten zu sehen (auf der ganzen Fahrt erinnere ich mich an 2 Stück), kleine Häuser, Rohbauten, kleine gepflegte Nutzgärten, Männer in Cafés oder am Straßenrand stehen (keine Ahnung, was die dort machen). Vormittags sind selten Frauen auf bzw. an der Straße zu sehen. Ab Mittags erst. Ein sehr einfaches Leben sehen wir hier. Nicht viel Luxus, viel harte Arbeit.
Das Tanken mit Euromastercard ist, wie bereits erwähnt, schwierig. Nicht jede Tankstelle akzeptiert das und wenn ja, dann haben die Angestellten ein wenig Probleme. Es ist aber auch kompliziert. Karte rein, Pin eingeben, auf den Ausdruck warten, 2 Ausdrucke an der Zahl. Einen noch unterschreiben lassen und den zweiten Ausdruck für den Kunden.
Wir fahren durch Sarande. Eine größere Stadt. Gepflegt, es liegt kein Müll rum (das ist mir hier aufgefallen: Müllprobleme wie in den anderen Ländern sind hier nicht ersichtlich, man sieht sogar Menschen, die Plastik einsammeln). Und dann ist da mal links ein Hotel, in der Mitte eine Freifläche mit grün und rechts ein Wohnblock. Und die Freifläche wird von einer Kuh bewohnt. Kuh? Vier Hufe, Fell, Euter und so? Ja, eine Kuh in der Stadt! Das gibt es auch nur in Albanien.
Man sieht, das wir jetzt an der Küste sind. Das Bild hat sich rasant geändert. Viele Autos, gut gekleidete Menschen. Hotels, Promenade. Hier muss im Sommer der Bär steppen.
Wir fahren nach Ksamil weiter. Dort fahren wir zu “Ksamil Caravan Camping“. Wieder eine nette und herzliche Begrüßung. Ob wir nicht lieber ein Apartment als das Zelt nehmen würden, für das gleiche Geld, das wäre noch frei. Mhhh…. was für eine feine Sache. 15,00€/Nacht. Das machen wir gerne. Die Nächte sind immer noch ziemlich kalt. Wir bekommen Kaffee, Wasser und Bonbons und sollen uns erstmal gemütlich hinsetzen. Sie bereitet das Apartment vor.
Das Apartment ist durch die weißen Fliesen und das helle Licht am Abend ein wenig frisch. Nicht so wie im Zelt, aber frisch. Im Sommer bestimmt angenehm. Wir sitzen mit Jacke und dicken Socken da. Aber wärmer als im Zelt ist es.
Abends machen wir noch einen Spaziergang. Es gibt eine wunderschöne Promenade, leider ist diese ziemlich zerstört.
Gepflegte Hotels stehen neben, Hotels im Bau, oder neben einem Rohbau ohne Ambitionen. Aber auch eingestürzte Rohbauten sind zu sehen. Eine Antwort finden wir nicht, warum es eingestürzte Rohbauten gibt. Krise? Gelder weg? Krieg?
Tag 4
Heute ist ein Tag zum faulenzen. Die Seele baumeln lassen, Fotos und Blog bearbeiten, Film schneiden. Na gut, das „Blue Eye“, eine Sehenswürdigkeit in Albanien, ist nicht ganz so weit weg, da könnte man doch das schöne Wetter nutzen und mal schauen. Soviel zu dem nichts tun 😉
Syri i Kaltër ist eine Karstquelle am Westabhang des in Albanien gelegenen Gebirges Mali i Gjerë. Es ist mit 6 m³/s die wasserreichste Quelle des Landes (Auszug aus Wikipedia).
Wir fahren mit leichtem Gepäck los. Die Zufahrt ist ein unbefestigter Weg. Mittlerweile kein Problem mehr. Und es lohnt sich. Eintritt oder Geld für parken müssen wir nicht bezahlen. Wir sind außerhalb der Saison. Und diese Quelle ist ein Augenschmaus. Lange sind wir da, fotografieren und genießen. Ein wirklich schöner Ort. Hier hat Micha eines meiner absoluten Lieblingsbilder geschossen.
Ein Blick von oben in die Quelle:
Und für mich persönlich gibt es auch Fotomotive. Ein Gecko. Was ich mich freue.
Auf der Rückfahrt fahren wir eine 13 km lange, ausgewaschene Straße. Es macht Spaß und der Ausblick den man hier hat, ist mal wieder traumhaft.
Wir fahren auf dem Rückweg durch die Stadt, weil wir schauen wollen, ob ein Schiff nach Korfu geht. Die Überlegung ist direkt von dort nach Korfu, ein zwei Tage auf der Insel und dann das Festland von Griechenland. Die Touristeninformation findet Micha. Allerdings hat diese geschlossen, keiner da. Ein Herr von der Straße gegenüber ruft, ab 17:00 Uhr. Es ist 16:40 Uhr. Dann warten wir. Der Mann sitzt vor seiner Bäckerei. Kurzerhand geht Micha zu ihm und holt uns etwas. Der Mann schenkt Micha sogar noch was zum naschen dazu. Einfach so. Das habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. Hilfsbereit und dann noch ein Geschenk machen. Einmalig.
Es stellt sich heraus, das wir nicht von Albanien nach Korfu kommen mit den Motorrädern. Na gut. Dann nehmen wir Plan B.
Plan A war Korfu und kein Vikos Canyon in Griechenland, da der Vikos Canyon dann zu weit von der Route weg wäre.
Plan B ist der Vikos Canyon in Griechenland und dann Korfu. Hätte die Fähre uns mitgenommen, hätten wir den Canyon nicht gesehen und das wäre schade gewesen. Es hat immer alles seinen Grund.
Tag 5
Bevor es weiter geht, wollen wir nach Butrint. Es ist ein Nationalpark. Die Geschichte der antiken Hafenstadt Burtint ist ein Fragment der Geschichte der mediterranen Welt. Die antike Stadt ist eines der meistbesuchte, kulturellen Touristenziele des Landes. Es bietet eine beeindruckende Reise durch die Geschichtsepoche, deren Anfang im 8. Jahrhunderts. Chr. datiert.
Wirklich beeindruckend.
Der Blick über den Nationalpark:
Und hier eine echte albanische Fähre. Wir finden sie einfach klasse.
Als wir wieder im Apartment sind, möchten wir den neuen Blog hochladen und ein Video. Aufgrund des schlechten Internet eine Geduldsprobe.
Wir geben dann doch auf. Morgen ist auch noch ein Tag!
Also packen wir unsere 7 Sachen für den morgigen Abreisetag.
Tag 6
Abreise nach Griechenland. Eine herzliche Verabschiedung. Als wir den Kindern je 2,00€ in die Hand geben, ist die Freude groß und die Eltern bedanken sich. In Albanien ist es nicht üblich, Trinkgeld oder ähnliches zu geben. Sie möchten den Preis, den sie angeben, da es der Preis ist, den ihre Arbeit ihres Erachtens nach verdient (das habe ich zumindest in einem Reiseführer gelesen, den uns in Montenegro eine Familie geliehen hatte. Die Familie war mit einem Nugget unterwegs. Ein Wohnmobil -und jetzt kommt Micha und sagt: „Kein Wohnmobil, ein Bussle“- das Micha mal hatte und den er liebte. Aber wer weiß, was bei uns noch so kommt 🙂 ). Aber zurück zu der Familie in Albanien. Wenn man also etwas zusätzlich machen möchte, dann für die Kinder. Darüber freuen sie sich. Und die Freude war groß.
Wir fahren los, lassen die kleine Stadt hinter uns und schlagen den Weg Richtung Griechenland ein. An einem Kreisverkehr stehen zwei Polizisten. Mittlerweile bin ich so relaxt bei dem Anblick der Polizei, da sie uns immer durchgewunken haben. Die Polizeipräsent in Albanien ist – wie bereits erwähnt – sehr hoch. Aber angenehm. Diese beiden Herren halten uns überraschender weise an. Albanien like: Micha steht in der Ausfahrt, ich noch quasi im Kreisel. Das stört die Herren Polizisten aber nicht. Ich mach dann mal lieber den Warnblinker an… Sie wollen Micha nur mitteilen, das eine Straße gesperrt ist. Micha bedankt sich und wir fahren weiter. Einfach nett.
Als wir über einen Berg kommen, eröffnet sich uns ein weites Tal. Wir kommen aus dem staunen nicht raus. Große, weite Felder. Alle bestellt. Bei genaueren hinsehen, sehen wir sogar drei Trecker. Neue Modelle. Die haben wir bisher noch nicht in Albanien gesehen. Dieses Tal ist völlig anders, als die anderen Täler und anders als der Norden. Albanien hat wirklich mehrere „Gesichter“.
Albanien. Es hat mich bisher am meisten überrascht und beeindruckt. War es am Anfang unserer Reise lediglich als Durchfahrtsland geplant, bin ich froh doch ein paar Tage mehr hier verbracht zu haben. Ich kann nicht sagen was genau mich so fasziniert, aber ich kann sagen das ich unseren Aufenthalt nicht so schnell vergessen werde.
Auf Wiedersehen Albanien. Wir mögen Dich und würden beide gern wieder kommen.
Unsere Reise geht jetzt weiter nach Griechenland.
Wow, was für eine Vielfalt an Eindrücken