Bulgarien

Und nun sind wir in Bulgarien. Was jetzt wohl auf uns zu kommt?

Kurvenreich geht es den Berg hinab. Die Straße ist schlechter als auf der griechischen Seite. Als wir in das erste Dorf kommen, ändert sich das Dorfbild im Gegensatz zu Griechenland rasant. Ungepflegte Wohnhäuser, Bauernhäuser ne­ben häss­li­chen Plattenbauwohnblocks. Die Gärten, auch vor den Plattenbauten, alles Nutzgärten. Kein Rasen. Alles sinnvoll genutzt. Kartoffeln, Tomaten und anderes Gemüse wird hier angebaut.
Wir fahren weiter, die Straße windet sich weiter runter. Dann mündet diese Straße auf einer größeren Straße. Wir fahren in die erste größere Stadt ein.
Micha fühlt sich in seine Kindheit versetzt. „So sah es damals bei uns aus“ sagt er. Ich war nie in der DDR. Corinna und Stefan haben viel erzählt oder auch Ihre Eltern, aber das jetzt zu sehen ist schon etwas anderes. Diese Plattenbauten. Obwohl die Sonne scheint wirkt es ein wenig trist.
Raus geht es aus der Stadt. Abgehalfterte Industrieruinen stehen als monströse Beton-Skelette unweit der Straße. Der Sozialismus ist hier wirklich greifbar nah. Die Straße ist breit und schnurgerade. Kleine Löcher, große Löcher, Flicken hier und da. Auf Kurven muss man sich hier nicht konzentrieren, auf den Straßenbelag liegt das Augenmerk. Slalom. Gefühlte Stunden fahren wir Slalom der besonderen Art.

Aber das Wichtigste haben wir direkt als erstes mit erledigt. Melone essen. Seit Griechenland freute sich Micha auf Melone. An der Straße war fix eine gekauft und wir machten dann mal eine schöne Pause:

Das erste Ziel ist Burgas. Bulgarien ist eines der Länder, das wir nur als Durchreiseland nehmen und Burgas liegt auf der Strecke. Micha steuert den ersten auf der Karte markierten Campingplatz an. Dieser hat anscheinend seit Jahren zu. Der nächste Platz sieht auch tot aus. Und nu? 20 km weiter ist auch noch ein Platz eingezeichnet. Als wir dort ankommen sitzen zwei junge Männer auf Stühlen vor der Einfahrt. Einer von Ihnen spricht Deutsch. Sie sind die Security vom Platz (Security? Wo sind wir denn hier gelandet? Alle anderen Plätze geschlossen, hier sieht das auch nicht wirklich belebt aus…. meine Gedanken kreisen und kreisen). Ja, hier kann man auch campen. Eine Nacht, ok, 20 BGN (umgerechnet 10,24€). Gut. Wir fahren auf den Platz und fragen uns, wo sind wir hier gelandet? In Griechenland, der von uns sarkastisch genannte „de Lux Camping“ kann hier wirklich mithalten. Ist vielleicht noch eine Nummer schlimmer. Ich bin fassungslos. Kleine niedliche Hütten, verfallen, vermüllt. Die Abteilungen für Wohnwagen oder Zelt sind gemäht, die Hecken gestutzt, aber der Rest??? Zu den Sanitäranlagen im hinteren Bereich gucken wir erst gar nicht. Ein Klo wäre hier voran an der Wiese, Micha inspiziert das und sagt nur: „Das geht gar nicht…guck Dir das lieber nicht an“. Der Mensch von der Security, der Micha herumführt, sagt, im Hotel gibt es noch ein Zimmer, das offen hat und das Bad können wir nutzen. Wir sind auf dem Platz die einzigen Camper… „noch keine Saison“ bekommen wir zu hören. Erst ab Ende Juni/Juli. Und im August sollten wir mal kommen, da ist hier was los…. (oh Graus, oh Schreck…). Als Micha von der Besichtigung des Hotelbadezimmers wiederkommt, schaut er ziemlich bedröbbelt. Auch nicht viel besser.

Wir bauen das Zelt auf, Bobber und Rosi werden mehrfach gesichert, eigentlich mit allem, was wir mithaben, sicher ist sicher, und kochen dann fix etwas und kriechen in das Zelt.

Am nächsten Morgen muss ich dann doch mal auf Klo. Es geht nicht mehr. Hilft nix. Au Backe. Das „Hotel“ ist echt der Hammer…. und das Bad…. ein(Alb-)Traum. Auf Fotos und im Video sieht es wirklich gut aus. Die Fotosoftware verschönert wirklich alles.

Unsere Reise geht weiter. Wir fahren mehr im Landesinneren als an der Küste. Das Bild ändert sich nicht wirklich. Kleine alte Häuser mit Nutzgärten, Plattenbauten. Kaputte Straßen. Kleine Läden an den Hauptstraßen. Eselkarren und Pferdewagen.

Wir nähern uns der Küste. Auf unserem Weg begleiten uns ab da Lild Schilder. Junge Junge. In Kroatien, in Griechenland und jetzt auch hier. Und dann taucht auch noch ein Kaufland auf. Ach so, Praktiker gibt es hier ebenfalls oft. 

An der Küste soll ein Campingplatz sein. Wir fahren zu dem markierten Punkt und stehen auf einem Parkplatz. Der Parkplatz ist gesichert. Hier ist anscheinend alles gesichert. Daneben Schranken und eine Einfahrt. Den Schildern nach zu urteilen mehrere Hotels, ein Bad und noch irgendetwas unterhaltsames. Das ganze ist ein Resort. Es gibt hier viele Resorts wie wir jetzt wissen. Auch unser erster Aufenthalt war dann ein Resort… bis auf einen Campingplatz haben sie hier alles. Micha fragt eine Runde Herren, ob sie Englisch sprechen um nach einen Campingplatz zu fragen. Anscheinend spricht keiner Englisch. Wie Micha mir nachher sagt, mussten sie erstmal ihre Ängste überwinden. Danach konnte jeder ein bisschen Englisch. Klasse. Dank ihrer Hilfe finden wir dann auch einen Platz. Und wir sind erleichtert. Eine Steigerung um 90% vom Gesamten – Ambiente, Sanitär, Wiese. Warum nicht 100%? Weil das Wasser im Bad und der Dusche nach faulen Eiern riecht. Es riecht auch im Restaurant nach diesem Wasser. Es ist eine Überwindung hier auf Klo zu gehen. Da wir zwei Nächte bleiben und ich bereits auf dem ersten Platz nicht duschen konnte, überwinde ich mich und gehe duschen. Ich bin immer noch von meiner Beherrschung überrascht. Ich habe nicht gespuckt! Aber würde es nie wieder machen. Da bin ich auch ehrlich.

Hier wird einem wieder vor Augen geführt, wie selbstverständlich für uns einige alltägliche Dinge sind. In den vorherigen Ländern war es so, das man das Wasser nicht unbedingt trinken sollte, aber Zähneputzen war kein Problem. Auch Tee kochen war ok. Kein Geruch. In Deutschland den Hahn auf und Wasser mit Trinkwasserqualität. Eine Selbstverständlichkeit. Es ist aber nicht selbstverständlich, es ist Luxus und wir sollten das immer im Kopf behalten. Uns geht es sehr gut in Deutschland.

Wir müssen auch mal wieder waschen. Da wir vom Hände waschen wissen, dass der Geruch nicht haften bleibt, geben wir unsere Wäsche nach vorne.
Als wir am Abend noch eine Runde um den Platz gehen, sehen wir diese lustig im Wind flattern. Für umgerechnet 5,14€ bekommen wir gewaschene, getrocknete und zusammengelegte Wäsche wieder. Was für ein Service!

Wir bleiben wie gesagt zwei Nächte auf diesem Platz. Wie sagt Micha so schön: „Was wir ham, ham wir, was wir kriege, wisse wir nich“. Der Tag wird für lesen, Bilder bearbeiten und schreiben genutzt. Den Blog endgültig erstellen kostet viel Geduld. Erst müssen die Videos hochgeladen werden (Micha hat hier schon ein paar graue Haare bekommen), wirklich eine Geduldsprobe, dann noch die Verlinkungen im Blog. Erst dann Feuer frei. Diesmal lade ich das letzte Video hoch. Dazu setze ich mich vorne an die Rezeption. Hier ist das Netz relativ gut. Kindle raus und warten. 23%… Fehler beim hochladen… also von Vorne…. Upload Fehler…. nochmal. Jetzt linse ich immer auf das iPad und es läuft. Bei 99% halte ich die Luft an und… Erleichterung. Geschafft. Die Links einbinden und der Blog Griechenland ist online. Und Bulgarien, ein winziger Teil. Wir haben hier eigentlich nur Durchfahrt gehabt. 

Micha hat die Fotos dann auch bearbeitet und wir packen unsere sieben Sachen für die morgige Weiterreise.

Und für uns Beide zur Erinnerung mein Schatz: Lieblingsspeise zur Zeit Spaghetti, griechisches Olivenoel und Salz bzw. die Gewürzmischung für Dich. Einfach, aber sowas von lecker!

Irgendwann werden wir wieder kommen und uns das Land genauer anschauen. Dann aber nicht mit dem Motorrad. Das steht fest.

Auf geht es nach Rumänien!

 

Unsere bisherige Strecke, sogar mit Vorausschau Rumänien:

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. GS Q

    Bin mal gespannt ob ihr den Alb-Traum noch toppen könnt!?
    Auch wenn ihr nicht alles auf den Fotos zeigt, ging doch noch 😉
    Weiterhin schön auf den Rädern bleiben! TOP!!

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