Ein kleiner Grenzübergang. Große Gebäude. Alle leer. Mehrere Spuren für KFZ und LKW …leer. Dann taucht eine schmale Spur auf und ein kleines Häuschen mit zwei Beamten besetzt. Bulgarien links, Rumänien rechts. Keine 10min später sind wir in Rumänien.
Die ersten Kilometer verändert sich das Bild nicht wirklich zu Bulgarien. Die Ortsnamen sind nur amüsant. Ein Ort heißt 2 Mai, ein anderer 23 August. Wie kommt man zu solchen Ortsnamen?
In der nächstgrößere Stadt halten wir schnell am Geldautomaten. Die Währung in diesem Land sind Rumänischer LEU. Die Geldscheine sind neu und aus Kunststoff. Das fühlt sich im ersten Moment komisch an.
Als wir aus der Stadt fahren, sehen wir ein Dienstleister für Fahrzeugwäsche. Da unsere Beiden wirklich dreckig sind, halten wir kurzerhand an und lassen sie reinigen:
So eine Waschanlage ist echt böse. Micha will Rosi aus der Waschbox holen, weil die Mitarbeiter sie nicht händeln können. Sie steht auf dem Hauptständer, er greift an den Zusatzgriff zum „abbocken“. Dieser gleitet ihm aus der Hand und Rosi gleitet gleich mit. Es sieht sehr elegant aus und fällt fast nicht auf…
Dann fahren wir weiter. Auf einmal sind keine Bäume mehr da. Keine Büsche. Soweit das Auge reicht, Felder. Riesige bestellte Felder.
Am Horizont sieht man viele Windkraftanlagen. Man sieht viele Industriegebiete. Mastställe stehen hier und da in den Feldern. Die Straßen sind gerade, vom Asphalt gut. Nach ca. 40 km immer noch das gleiche Bild. Weitere 40 km gibt es immerhin an den Straßenrändern Bäume. In den Ortschaften stehen auch Bäume und Büsche. Nicht wirklich riesig, aber immerhin. Die Gärten sind – soweit ich das erkennen kann – Nutzgärten.
Dann taucht eine kleine grüne Wand auf, die sich als Wald entpuppt. Sogar mit Kurven. Leider ein viel zu kleiner Teil. Aber immerhin. Wir genießen diese kurze Kurvenfahrt.
Weiter geht es mit den geraden Straßen, Feldern und Mastställen. Industrie und Landwirtschaft. Micha meint, dass das sicherlich der reichere Teil von Rumänien sein wird. Hier und da sieht man Hirten mit Ihren Schafen und Ziegen. Große Herden. Kleine Kuhherden gibt es auch. Esel und Pferde. Wir sehen auch relativ viele Pferdefuhrwerke.
Aber die Städte sind gepflegter. Man sieht auch viele Arbeiter, die die Straßen reinigen, den Spielplatz vom Unkraut befreien oder an der Straße schöne Beete anlegen.
Unser heutiges Ziel ist das Donaudelta. Hier sollen auch Campingplätze sein. Nach den letzten Campingplätzen bin ich nun sehr gespannt, ob
a. überhaupt einer geöffnet hat.
b. er gepflegt ist oder uns wieder Müllhalden erwarten.
c. duschen ohne Übelkeit möglich ist.
Wir finden einen wirklich schönen Campingplatz. Gepflegt, große Bäume, die Schatten spenden, überdachte Sitzgelegenheiten und saubere Sanitärräume.
Der absolute Hit: DAS WASSER RIECHT NICHT!
Hier bleiben wir ein paar Tage. Das Wetter soll nicht gut werden und wir haben alles, was wir für ein bisschen „Seele baumeln lassen“ brauchen. Außerdem wollen wir eine Donaudelta-Tour mit dem Boot machen. 50 km – ca. 3 Stunden. Da sollte es ein wenig wärmer und trocken sein. Wir haben ja Zeit und warten einfach auf besseres Wetter.
Außer faulenzen machen wir dann doch noch eine kleine Rundfahrt. Teilweise sind die Dörfer sogar bepflanzt an der Straße.
Und manchmal sogar auf der Straße:
Auf der Anfahrt war mir eine kleine „Siedlung“ aufgefallen. Auf einem Plakat las ich etwas von „landestypische Häusern“. Das macht neugierig. Also fahren wir dort auch einmal vorbei. Micha fährt vor und über Funk höre ich nur: „Warte, hier sind bekloppte Hunde.“ Dann reißt der Kontakt ab. Na Klasse. Ich stehe auf dieser halben Schotterpiste Berg ab und hab keine Ahnung, was sich da abspielt. Es knackt und knirscht… „Hallo? Haaaaallllooooo….“ ….“Du kannst kommen“. Wie schön seine Stimme zu hören. „Aber langsam“. OK. Als ich dann um die Ecke komme, sehe ich Micha begleitet von einem Security Menschen. Dieser droht zwei Hunden, die sich auch zurückziehen. Es ist wirklich nicht schön mit diesen wilden Hunden. Nicht nur, das diese ständige Bellen in der Nacht einen wahnsinnig macht, nein, sie kommen irgendwo raus geschossen, bellen und kläffen und rennen einem sogar hinter her.
Nachdem die Motorräder stehen gehen wir durch diese Siedlung:
Es ist interessant zu sehen, wie die Häuser von innen aufgebaut sind. Meistens in zwei Räume. Eingangstür, dort ist ein großer Flur, von dem links Schlafzimmer/Wohnraum und rechts Küche mit großem Ofen abgehen. Hier lebt eine komplette Familie. Manchmal sogar zwei Generationen. Ich muss an die Wohnhäuser in Deutschland denken, wo meistens jedes Kind ein Zimmer hat. Und manchmal auch die Haustiere. Und hier? Engster Raum. Keine Isolierung, kein Klo im Haus. Lehmboden. Das ist doch Steinzeit mögen jetzt einige denken. Ja, es ist alt, aber hier Realität. Viele dieser Häuser stehen in den Dörfern, die wir befahren. Sie sind von Familien bewohnt. Im Winter ist es oft bitterkalt. Hier gibt es noch richtige Winter. Im Landesinneren, so erzählt uns ein Campingbesitzer, gehen die Temperaturen teilweise bis -25 Grad. Das heißt, der Ofen muss rund um die Uhr beheizt werden. Dazu muss auch entsprechend Holz da sein und von draußen geholt werden. Da es nicht nur kalt ist sondern auch entsprechend Schnee liegt, muss der Eingang und der Weg zum Holz freigehalten werden. Wir denken an alte Menschen, die in diesem Haus vielleicht alleine wohnen. Wie schaffen die das?
Der Campingplatzbesitzer sagt, das die Nachbarn meistens ein Auge darauf haben. Es gibt aber auch Erfrierungstode in Rumänien. Es stimmt einen sehr nachdenklich…
Freitag morgen. Das Wetter ist relativ gut, also findet unsere Tour statt. Und diese Tour ist der Wahnsinn. Man kann es nur jedem empfehlen. Wirklich toll. Hier lassen wir Bilder sprechen:
Nach diesem wunderbaren Erlebnis geht die Reise für uns weiter zu den Schlammvulkanen bei Berca.
Die Fahrt zu den Schlammvulkanen führt uns weiter durch das Inland. Die Ortsdurchfahrten sind immer wieder ein Erlebnis. Oftmals bin ich aber auch sprachlos. Die Armut ist sichtbar. Kleine, alte Häuser. Wie oben beschrieben. Teilweise sehr baufällig. Es leben dort Menschen. Hühner laufen durch den Nutzgarten, eine alte Frau jätet Unkraut. Der Garten wird für den Anbau von Gemüse und teilweise Obst genutzt. Die meisten haben eine Kuh, ein Pferd oder Hühner. Selbstversorgung ist hier ganz normal. Viele Rentner, so erzählt man uns, haben eine Kuh, Ziegen oder Schafe. Es ist ein Hobby und gleichzeitig für die Selbstversorgung. Das Geld ist knapp.
Alle Häuser sind „verrammelt und verriegelt“. Egal wie, ob einfach nur Bretter hochkant am Grundstück oder ein Metallzaun, die Häuser sind gesichert.
Die „wilden Hunde“ sind überall zu sehen. Einige laufen bellend auf einen zu und nach, andere bleiben einfach liegen. Wie sagte ein Campingbesitzer: „Die Rumänen haben Hunde, ohne Hunde zu haben.“ Die Hunde werden sogar von ihnen gefüttert. Es gab, so sagte er mir, einen Erlass, dass die wilden Hunde eingefangen und eingeschläfert werden sollten. Es hatte einen Vorfall mit wilden Hunden gegeben, wo ein Kind ums Leben kam. Daher die Reaktion der Politiker. Die Umsetzung erfolgte nicht im vollen Zuge, da die Bewohner der Dörfer sich den Hundefängern in den Weg stellten. Diese Hunde bewachen „ihr“ Revier. Damit haben die Dorfbewohner mehr Schutz. In Rumänien soll die Kriminalität hoch sein. Am Anfang war ich immer irritiert, wenn ich hörte, dass der Ort sicher ist. Wenn man dorthin fährt, ist das auch sicher. Wir haben einen gesicherten Platz… immer alles sicher. Ich persönlich muss sagen, dass wir in der bisherigen Zeit keine negativen Erfahrungen gemacht haben. Vielleicht auch, weil wir immer „sicher“ waren und darauf achten, das wir nichts „herumliegen“ lassen. Wir schließen unsere Motorräder grundsätzlich mit Schlössern ab. Heute Abend stehen unsere Motorräder auf der Terrasse des Restaurant. Die Überwachungskamera hat sie dann im Blick.
Viele Kinder winken einem von der Straße zu. Sie lachen und zeigen, das man doch mal Gas geben soll. Selbst viele erwachsene Menschen grüßen. Der eine oder andere Autofahrer grüßt, lässt einen vorbei. Selbst in den kleinen Dörfern, wo es wirklich ärmlich wirkt, lächelnde Gesichter, winken und Freude, ein Motorrad zu sehen.
Die Pferdefuhrwerke sind hier ganz normal. Nichts außergewöhnliches. Das der Kutscher ein Handy am Ohr hat, irritiert einen nur noch anfänglich. Es wird bald ein normales und bekanntes Bild. Es prallen hier wirklich Welten aufeinander. Ich sage einfach mal mit meinen Worten: Altertum trifft Neuzeit. Die alten Häuser haben in der Regel kein Bad, dafür aber eine Satellitenschüssel. Ein neues Auto steht vor einem baufälligen Haus. In vielen Dörfern sieht man ein sehr altes Haus, daneben einen Neubau, ein großes Einfamilienhaus. Grundstück an Grundstück „reich“ und „arm“. Zumindest sieht es für mich so aus. Rohbauten, die am Wochenende weiter gebaut werden. Die Familie baut gemeinsam. Hier hilft jeder jedem. So wird es uns erzählt.
Einen „Minimarket“ gibt es nicht in jedem Dorf. Aber wenn es einen gibt, muss man auch wissen, das der Eingang manchmal nur durch ein kleines Schild gekennzeichnet ist. Wenn man dann einen sieht und betritt, ist der Raum gefühlte 10 qm groß und hat von Nudeln bis Schokolade und Gemüse und Obst von jedem etwas. Das die Frau sich hinter der Theke noch bewegen kann, ist beeindruckend.
Hier mal ein Bild von einem sehr großen Minimarkt mit Second Hand Laden inklusive:
Tja, und dann kommt eine Stadt. Als erstes grüßt mal wieder Lidl-Reklame. Penny und Kaufland folgen. Hier und da auch ein Praktiker. Plattenbauten, kleine Häuser. Seite an Seite. Gelegentlich sieht man auch Einkaufszentren. Da gibt es dann von Deichmann bis dm alles. Verrückt. 20km vorher sind wir durch ein Dorf gefahren, wo die Häuser nur an der Straße entlang gebaut sind, mit Nutzgärten, wo die Kuh vor dem Haus angepflockt ist. Und hier alles modern. Busse, Taxen, Einkaufsgelegenheiten und und und.
Ein Abschnitt unserer Fahrt zu den Schlammvulkanen führt auch entlang einer Landschaft, in der nichts ist. Wirklich nichts. Die ersten 200 m von der Straße sieht man noch Pferde oder Kühe, dahinter nichts. Weite, wo nichts wirklich wächst. Kein Baum oder Strauch, keine Hütte oder irgendetwas. Keine Felder. Nichts. Nur eine Straße, die schnurgerade ist. Es ist ein merkwürdiges Gefühl hier entlang zu fahren. Kleine Orte liegen gelegentlich an der Straße. Immer nur ein Haus an der Straße, kein Haus dahinter gebaut. Vor jedem Haus eine Bank. Hier sitzen die Alten und Jungen zusammen und reden.
Nach und nach verändert sich das Landschaftsbild wieder. Mehr Felder, Bäume und auch hier und da Industrie. Viele kleine Geschäfte und Werkstätten sind am Straßenrand zu sehen. In einer Kleinstadt sehen wir einen „FastFood“ und halten an. Das Essen ist ein graus. Wir wollten das landestypische „FastFood“ mal testen und bitte, hier haben wir es. Grobe Wurst mit Pommes. Die Wurst ist wirklich grob. Mit Fett und Knorpel und die Pommes schön weich und wabbelig…. uhhhh…. selbst schuld.
Als wir uns langsam unserem Ziel nähern, ändert sich die Landschaft mehr und mehr. Sanfte Hügel, saftig grün liegen sie dort. Die Herden von Schafen und Ziegen nehmen zu. Die Straßen werden kurviger.
Der Campingplatz unserer Wahl (….es gab nur einen dort…) liegt am Fuße des größeren Areals der Schlammvulkane.
Wir bauen das Zelt auf und fahren erstmal zu dem kleineren Areal von den Schlammvulkanen. Das soll das Schönere sein.
Sowas sehe ich das erste Mal in meinem Leben. Blubbernder Schlamm, der aus der Erde kommt. Und nicht nur an einer Stelle. Hier mal ein kleines Loch mit Schlamm, dort ein etwas Größeres und weiter hinten viele Kleine. Und die Landschaft, die sich dadurch geformt hat ist faszinierend.
Wir fahren zurück und laufen von unserem Campingplatz zu dem anderen Areal von den Schlammvulkanen. Das Gelände ist viel größer und überall blubbert es. Das Areal ist von dem getrocknetem Schlamm grau. Dort, wo der Schlamm schon lange getrocknet und sich geformt hat ist die Erde gelb. Das war allerdings bei dem ersten Areal beeindruckender.
Am Horizont sieht man die Berge, die von hier aussehen wie mit grünem Samt bezogen. Was für ein Farbspiel und Kontrast. Hier bei uns karg und grau/gelb und dann in der Ferne saftiges grün.
Micha hat Shark (Drohne) in die Luft geschickt und dadurch sieht man das Spektakel noch besser.
Hungrig gehen wir in das „Restaurant“ am Campingplatz. Traditionelle Suppe gibt es, Salat und Wurst. Das „Restaurant“ ist auch mal was anderes. Hier der Blick auf die Küche und einen Teil des Gastraum…ich sag ja, mal was anderes….
Am nächsten Tag geht die Reise weiter. Das Sieben-Gebirge ruft. Wir wollen doch auch mal wieder wandern gehen. Vorher soll es aber über die Transfagarasan gehen und dann über die Transalpina. Diese Pässe sollen ein MUSS für jeden Motorradfahrer sein. Angeblich sollen die Pässe auch offen sein. Na dann, auf geht es!
Auf der Anfahrt wird der Himmel immer grauer. Leider. Nebel hängt in den Bergen. Oh je. Es wird auch noch kalt. Wir beschließen vor dem ersten Pass noch eine Nacht einzulegen. Campingplätze sind hier sehr rar und der ausgeschriebene Platz „Panorama“ ist auf dem Weg. Es gibt noch einen Platz „Dracula“ kurz vor dem Pass, das wäre dann heute doch etwas viel. Und dann noch bei dem Wetter. Nein, wir nehmen „Panorama“.
Der Platz Panorama hat auch sicherlich Panorama, wenn da nicht diesen komischen grauen Gebilde am Himmel wären. Der Platz ist klein aber fein und hat sogar überdachte Sitzgelegenheiten. Das Waschhaus geräumig und sauber. Der Besitzer ist ein Holländer, der vor 17 Jahren nach Rumänien ausgewandert ist. Er lernte dann seine Frau kennen und sie bauten gemeinsam den Platz auf. Am Anfang lebten Sie in einem Campingwagen, dann kam eine kleine Hütte. Der Sohn wurde noch in dieser Hütte geboren. Nachdem das zweite Kind kam wurde das Haus mit dem Waschhaus gebaut. Er hat noch ein Haus in Holland vermietet und mit den Einkünften aus dem Platz kann man leben.
Die Nacht ist kalt. Micha hat glatt mal wieder seine Mütze raus gesucht und ich lass mal lieber meine lange Hose mit Pulli an. Besser ist das. In der Nacht regnet es. Am nächsten Morgen ist das Zelt von innen und außen Naß. Schade. Na gut, alles trocknen und dann los. Das Zelt können wir leider nicht ganz trocken einpacken.
Das Wetter spielt uns leider einen Streich. Kalt und nebelig. Schade. Der Einstieg zu der Transfagarasan ist schön. Der Weg führt uns weiter am Stausee. Sanfte Kurven, schöne Ausblicke und dann kommen wir um eine Kurve, die Kamera läuft und Action. „Ein Bär ist da auf der Straße“. Ich sehe nur das Bremslicht, den riesigen Schlenker und einen „weghüpfenden“ Bären. Wow. Ein lebendiger Bär. Wir fassen es beide nicht. Und dann noch gefilmt. Hammer….
Dann geht es langsam den Berg hoch. Schnee liegt noch an den Seiten oder auch teilweise auf der Fahrbahn. Viel Schlamm auf der Bahn. Es wird leider noch nebeliger. Michas Rücklicht sehe ich nur noch vage. Meter um Meter kriechen wir hoch und stehen dann vor einem großen gelben Bagger. Nichts geht mehr. Links und rechts Schnee. Meterhoch.
Wir wenden und kriechen langsam im Nebel wieder Richtung Tal. Ein alter Mercedes kommt uns entgegen. Micha hält ihn an und sagte dem Fahrer, das es da oben nicht weiter geht. Der Fahrer nebst Insassen wollen es sich anschauen. Würden wir auch machen…. Es kommen uns noch ein paar Motorräder entgegen, wir grüßen nur fröhlich und denken uns, die wollen sich das sicher auch selber anschauen.
Wir machen an dem Stausee eine kleine Pause. Brotzeit. Eine 800er BMW kommt vorbei, wendet und hält an. Ein junger Franzose, der für 3 Monate unterwegs ist. Wir unterhalten uns ein bisschen und er fährt weiter. Schön, was man für Menschen begegnet.
Es ist 15 Uhr. Der Campingplatz Dracula liegt direkt am Anfang des Stausee. Zu früh für uns. Wir fahren also weiter. Unser Weg führt uns jetzt zur Transalpina. Wir fahren durch verschiedene Orte, dann durch ein Tal und die Häuser werden weniger. Micha sagt mir, das wir jetzt auf der Transalpina sind. Die Anfahrt zog sich wirklich. Schnurgerade waren die Straßen, an langen Reihen von Häusern vorbei. Jetzt wird die Straße schmaler und Bäume stehen am Straßenrand. Berge sind zu sehen. Ein Bach läuft neben er Straße. Das tut dem Auge gut. Ich bin froh, das wir jetzt auf der Transalpina sind. Irgendwann geht die Reserve bei Bobber und Rosi an. Eine Tankstelle haben wir beide schon länger nicht gesehen. Und nun? Im Navi ist eine Tankstelle notiert, die nicht ganz auf dem Weg liegt. Egal. Wir brauchen Benzin. Die Fahrt führt uns in ein anderes Tal und die Straße wird immer schlechter. Auf einmal ist kein Asphalt mehr da. Das kennen wir schon. Dann kommt doch mal wieder Asphalt, so ca. 300 m, dann wieder Schotter…. diese Straßenbauer muss man nicht verstehen. Ich denke so in meinem stillen Kämmerlein „Zum Glück hat es nicht geregnet, dann wäre das hier ganz schön schlammig…das mag ich nicht wirklich…“
Nach geraumer Zeit fahren wir an einem Haus vorbei. KTM Fahnen wehen an der Einfahrt. Sieht nett aus. Wir brauchen aber Benzin. Also weiter. Endlich kommt der Ort und wir können tanken. Verrückt. Bis zur Anfahrt des ersten Pass waren in regelmäßigen Abständen Tankstellen. Dann wurde es weniger und weniger. Jetzt muss man mit den Tankstellen planen. Im Navi sind einige Tankstellen vermerkt. Wie wir leider feststellen müssen, nicht ganz aktuell. Aber wie sagen wir dann immer: „Wir haben 2,5l Reserve jeder am Moped kleben…“
Und nun? Mit Campingplätzen sieht es hier mau aus. Einer war bei der Anfahrt zu der Tankstelle zu sehen, aber ich möchte dort nicht schlafen. Der Ort glich eher als Schauplatz für ein Gruselfilm. Da zelten? Bei dem Gedanken läuft es mir immer noch kalt den Rücken runter. Aber da war doch das Haus mit KTM Fahnen?!? War doch eine Pension, oder? Fragen kostet nichts. Gesagt, getan. Abfahrt.
Als wir ankommen, brennt ein Licht im Aufenthaltsraum. Also muss jemand da sein. Das ist schonmal gut, denn ansonsten sieht das hier ziemlich leer aus. Wahrscheinlich auch noch außerhalb der Saison. Und es kommt jemand! Wir fragen nach einem Platz zum zelten oder ein Zimmer? Eigentlich haben sie geschlossen, erzählt der nette Herr mir. Sogar auf Deutsch. Aber für eine Nacht wäre das ok. Ich denke das er Mitleid hat. Es ist jetzt 19 Uhr, grau in grau, kalt. Es kostet 13€ pro Nase. Essen hat er nicht, aber einen Tee macht er uns. Das er kein Essen hat, stört uns nicht. Da wir campen wollten, haben wir genügend essen an Bord.
Er stellt sich vor. Pawel hat in Deutschland gearbeitet und kann daher gut Deutsch sprechen. Er zeigt uns dann noch ein wenig von der Anlage und erzählt, was hier im Sommer los ist. Da wimmelt es nur so von Motorrädern. Das können wir uns vorstellen. Schöne Lage, gepflegte Anlage. Und wir sind froh, das wir ein Bett haben.
Die Motorräder sollen vor das Küchenfenster und unter unserem Zimmer stehen. Sicher ist sicher. Ich sehe die Huggelpiste, die schmale Durchfahrt und zu allem Übel geht es dann auch noch einen Abhang runter. Micha bugsiert beide Boxer rein.
Morgens machen wir uns ein kleines Frühstück. Unter strenger Beobachtung:
Die Transalpina soll heute weiter gefahren werden. Und was passiert? Es fängt an zu regnen. Leider immer mehr…. Wir müssen fast die gleiche Strecke von gestern Abend zurück, damit wir wieder auf die Route kommen. Oh Nein, es regnet und die Piste, wo ich gestern noch so erfreut war, das es nicht regnet wegen dem Schlamm, ist jetzt sicherlich schlammig…. urgs…. Der Regen trommelt fröhlich auf den Helm, die Schleusen öffnen sich mehr und mehr. Die Matschpiste ist erfolgreich gemeistert. Als wir auf der Route sind und die ersten Serpentinen der Transalpina fahren, brechen wir ab. Es regnet immer stärker. Das hat keinen Sinn. Das Risiko zu rutschen und zu stürzen ist zu groß und wofür? Die Pässe fahren wir irgendwann einmal im trockenen.
Wir nehmen dann den kürzesten Weg Richtung Sibiu (Hermannstadt). Unser nächstes Ziel. Irgendwie ist das Wetter gerade gegen uns.
Zum Glück reißt der Himmel ein wenig auf. Wir kommen ohne Regen am Campingplatz Ananas an. Ein schöner Platz. Er hat auch kleine Hütten. Für nur 2€ mehr pro Nacht entscheiden wir uns für eine Hütte. Wir wollen hier wandern und vielleicht auch einfach mal wieder einen Tag faulenzen. Mit überdachten Sitzplätzen, einer kleinen Küche und wirklich schnuckeligem Sanitärhaus ist es ein schöner Ort.
Man merkt die Nähe zu Hermannstadt. Wir haben Blick auf ein Hotel. Ein seltener Anblick.
Da das Zelt noch feucht ist, hängen wir es kurzerhand unter das Dach von den Sitzgelegenheiten. Praktisch.
Der Tag „Seele baumeln lassen“ war einfach schön. Gestärkt gehen wir am nächsten Tag auf die geplante Tour. Ca. 6,5 Stunden zum Hausberg. Über drei andere Bergkämme. Hört sich gut an. Der Inhaber vom Platz erzählt uns viel über die Route. Auch, das die Wege teilweise sehr ausgewaschen sind. Die Endurofahrer nutzen diese Wege.
Auf geht es. Der Weg ist teilweise schwer zu finden und es geht steil bergauf. Es hört nicht auf mit dem Bergauf. Dann ein kurzes Stück gerade (Kamm erreicht) etwas runter und wieder bergauf.
Auf einem Stück, wo der Weg so ausgewaschen ist, das man bereits dicht an den Bäumen geht, knackt es im Gehölz und knurrt. Ein richtig dunkles grollen. Das Herz rutscht uns beiden kurzfristig in die Hose, dann breitet sich Adrenalin aus und Trillerpfeifen raus und trillern. Was wir beide für Kopfkino hatten, das glaubt ihr nicht. Von „auf einen Baum retten“ (was nicht möglich gewesen wäre, da dort nur junge Bäume standen bzw. Tannen, die nicht bekletterbar waren – abgesehen davon wäre der knurrende Freund sicherlich schneller gewesen), von Pfefferspray zücken, schreien und einfach tot stellen alles dabei. Langsam gehen wir trillernd weiter. Der Blick wandert oft nach hinten. Nichts. Ruhe. Keine weiteren Geräusche. Puhhh….
Wir erreichen nach 3,5 Stunden unser Ziel. Es regnet leicht. Hier weht dann noch ein ordentlicher Wind. Ein oder zwei Fotos und runter vom Berg.
Die Brotzeit wird unten im Tal abgehalten. Auf dem Abstieg sehen wir eine große Herde Schafe, den Hirten und auf einmal tauschen überall Hunde auf. Bellend kommen sie auf uns zu, es werden immer mehr. Insgesamt 8 (!) Hirtenhunde sehe ich. Wir gehen langsam unseren Weg weiter. Parallel zu den Hunden. Pfefferspray im Anschlag. Durch das parallele Gehen verletzen wir die „Grenze“ nicht. Sie beschützen nur ihre Herde. Aber das der Schäfer nicht eingreift und die Viecher zurückbeordert, das ärgert einen schon. Er macht sich wahrscheinlich einen riesigen Spaß.
Wir laufen in einem Wald runter in das Tal. So schöne Bäume stehen hier:
Auf dem Rückweg fängt es dann an zu regnen. Vergnügt gehen wir durch den Regen. Es es gibt ja eine warme Dusche und einen heißen Kaffee am Campingplatz. Da macht uns das nichts aus. Die durchnäßten Sachen hängen wir einfach bei den Sitzgelegenheiten auf.
Als ich mich später mit der Managerin des Platzes unterhalte und ihr von unserem Erlebnis des grummelnden Waldes nebst Hundeparade erzählen, kommt ganz stumpf „Jo, das war ein Bär und acht Hunde sind normal, es gibt hier viele Bären…“. Schön, das wir eine erlebnisreiche Wanderung hatten, gesund und munter wieder da sind. Jetzt reicht es mit Bären für das Erste. Wir kehren dem Siebengebirge jetzt den Rücken und die Reise geht weiter.
Unser Weg führt uns nach Bicaz. Auf der Anreise zu dieser Schlucht, die man durchfahren kann, sehen wir immer wieder LKW mit Bienenstöcken. Das ist schon eine super Idee. Sowas haben wir beide noch nie vorher gesehen. Bringservice für Blumen zum bestäuben.
Je näher wir der Schlucht kommen, umso grauer und feuchter wird es. Der Regen verfolgt uns bei den schönen Straßen. Eigentlich schade. Da es hier aber in den letzten Wochen zu trocken war und die Bauern den Regen brauchen, freuen wir uns für sie, das es regnet. Wir haben gute Ausstattung und bleiben trocken.
Irgendwann tauchen links und rechts immer wieder kleine Buden auf. Mit lauter Dingen, die kein Mensch braucht. Die Touristen kaufen aber gerne den „Kruscht und Krempel“ wie Micha immer sagt. Die Buden nehmen zu, die Busse auch und dann tauchen Felsen auf. Die Schlucht. Wirklich eine schöne Straße. Sehr beeindruckend, mal wieder. Die Natur ….. einfach Wahnsinn. Anhalten und fotografieren im fließenden Verkehr ist suboptimal und am Rand tummelten sich Busse und Urlauberautos. Daher einfach nur staunen über die Wunder der Natur.
Ein Campingplatz ist am Stausee ausgeschrieben. Wir finden diesen. Da das Wetter uns zur Zeit nicht wohl gesonnen ist, freuen wir uns, das es Hütten und Zimmer gibt. Wir entscheiden uns für ein Zimmer. Heute Abend schlafen wir rein vorsorglich in unseren Schlafsäcken. Es ist doch ein wenig gewöhnungsbedürftiges Zimmer…. freundlich ausgedrückt. Aber, trockener und wärmer als zelten.
Die Aussicht auf den Stausee ist auch schön. Aber an das Ufer darf man nicht schauen. Müll, überall Müll. Es macht einen traurig. Warum machen Menschen das? Und warum räumt es keiner weg??? Hinter den Hausbooten schwimmt der Müll….die müssen doch verärgert sein, was dagegen unternehmen. Das sieht doch fürchterlich aus und stinkt im Sommer sicherlich.
Abfahrt Richtung Grenze Ukraine. Vorher wollen wir wir noch zu dem fröhlichen Friedhof. Da hier nur wenige Campingplätze sind fahren wir erstmal zu einem ausgeschildertem Platz. Die Anfahrt ist wie immer ein wenig abenteuerlich. Die erste vom Navi angegebene Straße lassen wir aus, da sie nur ein Matschweg ist. Die Zweite ist mit mehr Schotter. OK. Da es ein wenig geregnet hat, hat sich auch hier ein wenig Matsche gebildet. Da müssen wir durch. Und ich „flutsche“ durch mit Standeinlage. Es schlingert links, rechts und Bobber bricht aus; man sollte den Lenker dann doch ein wenig mehr greifen und nicht nur locker durchfahren wollen. Der Graben kommt und ich schaue schnell auf den Schotterweg. Ein kleiner Luftsprung, Lenker links und …puhhh… geschafft. Am Ende der Straße muss ich erstmal durchatmen. Micha hat das Drama nicht gesehen, in dem Moment knutschte ihn eine Fliege mitten im Auge. „Alles ok?“ …. „Ja, Schlammfahren is nicht meins…“…“Weiter?“ ….. „Ja, gerne . Bitte ohne Schlamm…“. Und dann entpuppt sich der Campingplatz als nicht brauchbar. Also weiter geht die Fahrt. Mit meiden der Schlammstraße.
Wir fahren noch ca. 20 km weiter, nach Bres. Das Dorf liegt in einem kleinen Tal. Die Hauptstraße ist ein schmaler Weg, geteert. Alle Nebenstraßen sind Schotter. Wir schlängeln uns durch und es steigen Zweifel auf, das hier ein Campingplatz ist. Dann ein Holzschild. Babous Hostel und Camping. Und was für ein Traum von einem Campingplatz. Die 20 km haben sich gelohnt. Dieser Platz wurde vor 7 Jahren von einem jungen Paar, Holländer, eröffnet. Soviel Liebe und Details habe ich bisher auf keinem Platz gesehen. Hängematten, eine offene Küche oben am Zeltplatz. Wirklich saubere Sanitäranlagen. Ein Ort zum träumen.
Wir bleiben hier noch einen Tag länger als geplant. Dieser Ort lädt dazu ein. Ein kleiner Rundgang durch Bres sorgt für ein wenig Bewegung. Dieses Dorf ist noch urig. Sicherlich wird das in 4 oder 5 Jahren auch nicht mehr so sein. Dann werden alle Wege geteert sein, die kleinen Häuser mit angrenzenden Ställen werden nach und nach verschwinden. Dann wird das folgende Bild in der Dorfmitte nicht mehr zu sehen sein.
Bereits jetzt wird hier viel gebaut. Große Neubauten stehen neben alten, urigen Häusern. Die kleine Dorfkirche wurde im Jahr 1531 erbaut. Komplett aus Holz.
Schade, dass diese innen gerade restauriert wird. Heute ist Sonntag und der Gottesdienst wird in einer kleinen, sehr nüchterne wirkenden Halle abgehalten. Ein Frau in traditioneller Kleidung kommt uns entgegen.
Als wir zurück auf den Campingplatz kommen, machen wir noch schnell Zeltpflege. Dann ist aber faulenzen, lesen und genießen angesagt.
Am nächsten Tag fahren wir zum fröhlichen Friedhof. Die Anfahrt ist etwas eintönig. Abwechslung bieten nur die Ortsdurchfahren. Da alle Häuser an der Straße gebaut sind, ziehen sich die Orte wie Kaugummi.
Ankunft in Sapanta. Die Kirche hat man bereits von weitem gesehen. So ein buntes Kirchendach haben wir beide noch nicht gesehen. Für umgerechnet 1€ pro Person können wir auf den Friedhof. Wirklich etwas besonders. Soweit wir wissen, dauerte die Gestaltung über Jahrzehnte. Traditionelle hölzerne Grabstellen mit Bildern und Versen verziert. Jeweils zu dem Leben des Verstorbenen.
Wir kaufen noch schnell in einem Laden in Sapanta ein, da wir nicht wissen, was uns in der Ukraine erwartet. Landeswährung haben wir auch noch. Tja, und dort habe ich meinen ersten Verlust zu melden. Mein CamelBack hat jetzt ein neues zu Hause. Was habe ich mich über Leute amüsiert, die einen Rucksack vergessen. Wie kann sowas nur passieren? …ich weiß es jetzt… blöd. Ein neuer Trinkrucksack steht als nächstes auf meiner Einkaufsliste.
Goodbye Rumänien. Continue the wild Ride – on the Ukraine (…und es wird ein wilder Ritt… mehr dazu im Blog Ukraine…
Moped putzen (lassen) im Urlaub….mmmmuuuuhhhhaaaa! Ihr 2 verückten!
Hallo ihr beiden,
Schön eure Rumänien-Eindrücke zu lesen und die gemeinsam erlebte Station nochmals Revue passieren zu lassen.
Wir schwelgten im Beitrag aus dem Donau-Delta. Inzwischen sind wir zuhause und wir wünschen euch nun eine gute Weiterreise. Das Baltikum steht ja auch bei uns auf der Liste. Werden also eure Eindrücke weiter verfolgen. LG aus Süddeutschland 😉