Morgens in Schweden losgefahren, am Abend in Norwegen. Das kann ja mal passieren, wenn man „mal eben“ zum Nordkapp will.
Die Anfahrt zum Nordkapp erfolgt über Tunnel. Die Insel ist mit einem knapp 7 km langen Tunnel verbunden. Das ist auch mal was Neues, dass Inseln mit Tunnel verbunden sind. Dann gibt es noch einen 4,4 km langen Tunnel. Kaum auf der anderen Seite angekommen begrüßt uns der Wind. Er kommt schön von der Seite. Der hat mir auch noch gefehlt.
Es ist mittlerweile 19 Uhr. Da man hier keinen Unterschied sieht ob Tag oder Nacht ist, es ist immer gleich hell, merken wir die Uhrzeit heute eigentlich nur am Hintern. Es regnet jetzt auch leicht. 60 km vor dem Nordkapp ist ein Campingplatz. „Den nehmen wir, ich habe keine Lust mehr. Dieses Wetter. Das ist ja zum k….“ höre ich durch den Funk.
Eine kleine Hütte ist auf dem Platz nicht mehr frei. Aber ein 6-Mann-Zimmer. OK. Das nehmen wir jetzt einfach. Wir sind zwar keine 6 Mann, aber bitte kein Zelt heute. Das Zimmer ist wenigstens trocken und vor dem Wind geschützt. Micha hat vorne noch an der Rezeption Bescheid gesagt, falls ein Radfahrer kommen würde und nach einem Zimmer oder einer Hütte fragt, soll er ihn zu uns schicken. Wir haben 4 Betten zu vergeben. Unterwegs hatten wir eine Menge Radfahrer gesehen. Bei dem Wetter mit dem Gepäck. Mit Gegenwind, Kälte und Regen. Das ist schon für uns Übel, aber für Radfahrer?!? Und da nichts mehr frei ist, soll er zumindest die Chance auf eine trockene Nacht haben. Es kommt allerdings keiner mehr.
In der Küche bereiten wir unser Essen zu und dann gehen wir erstmal heiß duschen. Wie gut das tut. Danke lieber Mitarbeiter des Campingplatzes! Warum Danke an den Mitarbeiter? Auf diesem Campingplatz kostet die Dusche 5 NOK für ca. 6 Minuten. Da wir heute erst eingereist sind und unterwegs zwar nach einen Geldautomaten Ausschau gehalten haben, aber keinen gefunden haben, sind wir ohne Barmittel unterwegs. Duschen ohne Geld schlecht. Micha erklärt ihm wo wir heute herkommen und der liebe Mitarbeiter greift in die Kasse, gibt ihm 25 NOK (!!!) und sagt trocken: „Das Geld kommt ja wieder zurück.“ Sowas erlebt man auch nicht alle Tage.
Frisch erholt geht es am nächsten Tag hoch zum Nordkapp. Der Wind ist gefühlt noch stärker, kalt ist es auch. Wollte ich wirklich hierher??? Wären wir lieber noch in Polen oder irgend einem anderem Land gefahren, wo jetzt die Sonne scheint… Und nun habe ich Schräglage auf der Geraden. Der Wind schubst einen. Wenn wir an einem Bus oder Wohnmobil vorbei fahren bekommen wir einen richtigen Schlag wenn wir aus dem Windschatten kommen. Da geht der Hintern auf Grundeis. Nur noch ein paar Kilometer sage ich mir, dann haben wir es geschafft.
Als wir oben ankommen, steht ein Kassenhäuschen vor der Zufahrt. Wäre ja auch verwunderlich, wenn der Parkplatz kostenlos wäre. Zwei Wohnmobile sind vor uns. Micha sagt zu mir: „Fahr neben das Wohnmobil, da hast Du Windschatten.“ Eine gute Idee. Der Wind drückt mich so stark, das ich Sorge habe umzukippen. Und ich habe mich schon längs in den Wind gestellt, aber dann dreht er sich natürlich wieder. Also ist das hier wirklich eine Eierei. Windschatten hört sich sehr gut an. Also stehe ich jetzt neben dem Wohnmobil. Als er vorfährt, fahre ich natürlich mit. Was der Beifahrer in dem Moment denkt, möchte ich nicht wissen… Die neue Art den Eintritt zu sparen (hätte ich gewusst, das wir umgerechnet 58€ !!!! Eintritt bezahlen müssen, hätte ich darüber glatt nachgedacht, soviel zu dem Gedanken PARKEN… Nein, EINTRITT dafür, das ich mir die Kugel anschauen kann und andere Kunst und Souvenirs kaufen kann, ach ja, einen Film könnte ich auch gucken. Ich fahre aber nicht zum Film gucken an das Nordkapp… man merkt glaube ich, das mich das ein wenig angesäuert hat…grmpf … ). Als der Wohnwagen bezahlt hat bleibe ich stehen. Der Blick von dem Mann im Häuschen ist herrlich. Wo kommt die denn her…. Micha fährt zeitverzögert vor und nun versteht der Herr Kassierer.
Wir parken oben und gehen samt Helm zur Kugel. Heute sind wir froh, das wir einen Helm und Motorradsachen anhaben. Der Wind reißt an den Sachen, der Regen tut sein übriges dazu. Wir bitten einen Herrn ein Foto von uns zu machen. Er schneidet beim fotografieren einfach die Kugel ab. Super. Also nochmal jemanden fragen. Wie es so meine Art ist, schaue ich, wen ich am wenigstens Störe mit dem Foto schießen. Micha sagt nur „Wenn Du darauf wartest stehen wir morgen noch da. Frag doch einfach…“ Recht hat er. Eine Frau fotografiert gerade ihren Mann. Die frage ich, aber der Mann kommt und sagt, er macht das. Kino sage ich Euch. Die Kugel ist nicht abgeschnitten, aber er macht einen Kurzfilm unwissentlich und Fotos mit auslaufendem Wasser. Aber immerhin schafft er ein Foto, das wir behalten können.
Einen kurzen Rundgang machen wir noch über das Gelände und in dem Gebäude. Im Souvenierladen, den wir ansonsten meiden, kaufen wir einen Aufkleber. Wenn man schon mal da ist… Die Manager von diesem Laden machen alles richtig…
Dann fahren wir wieder fort. Aber mit einem Plan. Wir möchten gerne Fotos mit unseren Motorrädern haben. Also müssen wir noch mal wiederkommen. In der Nacht, wenn kein anderer da ist. Dunkel wird es ja nicht… und vielleicht ist dann das Wetter besser. Kurzerhand nehmen wir uns eine kleine Hütte rund 25 km vor dem Nordkapp. Die Dame von der Rezeption ist wirklich nett und hier bekommt man sogar warmes Essen. Und Frühstück, was mir Micha erst später verrät. Da er weiß, das ich Frühstück einfach gerne habe, lädt er mich dazu ein. Da freue ich mich jetzt schon drauf.
Wir verbringen den Tag in der kleinen Hütte. Wir konnten unsere Wäsche machen die jetzt im Trockenraum hängt und ein Teil hängt über uns an der Decke.
Wir lesen, schreiben und machen Fotos und gucken dem Wind vor unserer Scheibe zu. Gegen 17 Uhr gehen wir runter. Hier läuft das Internet und essen möchten wir auch etwas. Es ist gemütlich warm. Die Küche hat erst ab 18 Uhr geöffnet. Ein Tisch weiter sitzen mehrere vergnügte Leute beim Essen. Familie und Freunde der Mitarbeiterin, die sich um den Campingplatz kümmert. Das verrät sie uns später. „Wir sehen uns alle nicht so oft und wenn wir uns dann sehen, genießen wir diese Zeit sehr“ sagt sie. Ja, das glaube ich sofort. Im Winter kann es schon vorkommen, das man eingeschneit ist und keiner zu einem durchkommt. Letztes Jahr war das ganze Dorf eingeschneit und vier Leute sind mit Einkaufszetteln der Dorfbewohner mit dem Boot zum einkaufen. Sie erzählt gerne und auch viel. Allerdings erzählt sie dann auch von der gestern gesperrten Straße, die aufgrund des Sturm gesperrt wurde, da ein Wohnmobil von der Straße „gepustet“ wurde und ein Motorradfahrer von der Straße abkam. Gebrochener Arm. Ansonsten ginge es ihm gut. Na klasse, das musste ich jetzt auch noch hören. Morgen geht es diesen kompletten Weg wieder zurück. Es gibt ja nur diese eine Straße die zum Nordkapp führt. Diese kurze Stück heute Abend hoch, das ist kein Problem, aber morgen, diese ewig lange Strecke über das Fjell. Kein Baum, nichts, pure Weite. Micha sieht in meinen Augen die Sorge. Er checkt heimlich ab, ob wir lieber warten sollen, damit der Wind schwächer wird. Das erzählt er mir aber später erst. Da das Wetter sich aber die nächsten Tage nicht ändert, hilft es nix. Fahren bei Wind steht morgen auf dem Plan. Und der Witz an der ganzen Geschichte ist, das ich mir viel zu viel Sorgen um diese Fahrt gemacht habe, weil es unheimlich entspannt war. Ja, es war windig, ja, es gab Böen. Es hat mir nichts ausgemacht. Ich habe lachen müssen, weil es sich so etwas von kurios anfühlt. Nicht, das ich das unbedingt haben müsste, aber wenn es da ist, muss es nun mal bewältigt werden. Hat geklappt. Konzentriert, nicht zu schnell und nicht zu langsam und dann klappt es wunderbar. Aber jetzt erstmal zurück. Es steht noch das Nachtfotoshooting an. Wir gehen relativ früh ins Bett. Der Wecker klingelt um 3.00 Uhr. Flott sind wir in unseren Sachen und keine 30 min. später sind wir oben. Und wir sind nicht allein so bekloppt. Ein Motorrad aus Italien mit einem Paar hüpft vor der Kugel herum und macht Fotos. Als sie fertig sind, positioniert Micha erst Rosi und dann Bobber. Stativ aufgestellt, Kamera aufgebaut, Fernauslöser in die Hand, Probeaufnahmen und los geht der Spaß! Und an diesen Spaß werden wir uns lange erinnern. Die Beiden, die nie die Absicht hatten, an das Nordkapp zu fahren, dann doch auf einmal im Schweinsgalopp dort hinkamen und jetzt auch noch mitten in der Nacht Fotos machen. Keinen anderem „Must see“ haben wir soviel Aufmerksamkeit gewidmet. Wirklich komisch.
Als wir zurückkommen geht es nochmal für eine Runde in den Schlafsack. Als wir gegen 8 Uhr wach sind, geht es uns gut. Keine Müdigkeit. Gegen 9 Uhr geht es zum Frühstück. Wirklich schön. Kaffee, Lachs (der extra für Kerstin organisiert wurde), Brötchen, Müsli, Waffeln und und und. Aber den süßen dunklen Käse, der hier gerne gegessen wird, der ist nichts für mich. Während ich noch am kauen bin, sieht Micha eine Karte an der Wand hängen und schaut darauf. „Moment. Das Nordkapp ist gar nicht der nördlichste Punkt?“ … „Nein, das ist der Zipfel davor. Aber der ist nicht erreichbar. Nur zu Fuß mit einer ca. sechsstündigen Wanderung.“ Wieder was dazu gelernt. Tja, jetzt heißt es die Motorräder bepacken und dann geht es hinaus in den Wind… Tschüss Nordkapp!
Tja, und jetzt? Was wollten wir schon immer sehen? Lofoten, das wäre was. Dann los.
Die Abfahrt vom Nordkapp Richtung Lofoten ist einfacher als gedacht. Der Wind ist stark, die Böen aber nicht so schlimm wie auf der Herfahrt. Auf einer Passage gibt es soviel Wind von der Seite, das man förmlich auf die Gegenfahrbahn gezwungen wird. Zum Glück gibt es hier nicht soviel Verkehr und die Sicht, ob ein Auto in den nächsten Kilometer kommt in den windgefährdeten Zonen, ist gut. So verlassen wir das kühle und windige Nordkapp. Der Weg führt uns durch das Inland. Gefühlt fahre ich die ganze Zeit auf mindestens 1500m Höhenmetern. Die Bäume sind so klein und viele auch tot, die Bergkämme sind nur bis zu einer bestimmten Höhe grün und dann ist da nur noch Felsen. Wie die Baumgrenzen in Österreich. Dann gleitet der Blick auf das Navi und verrät mir, das ich auf einer Höhe von 204m fahre. Verrückt. Aufgrund des Klimas hat sich diese Landschaft so gebildet.
Überall sind kleine Hütten, die hier verstreut sind. Das Wetter ist grau und der Wind, der mittlerweile kalt ist, begleitet uns weiter. Dieses graue Wetter, die Feuchtigkeit in der Luft und der Wind machen es einem nicht einfach. Wir wollen nach Senja, eine Insel die uns von einem Ehepaar aus Norwegen als Geheimtipp mitgegeben wurde. „Lofoten sind schön, Senja ist schöner“. Na dann.
Allerdings wollen wir über Tromso fahren, da wir eventuell hier die Reifen wechseln können. Sofern es möglich ist, die Heidenau Reifen die wir fahren, aufzutreiben. Micha hat deswegen schon Zeit am Telefon verbracht. Diese Reifen gibt es hier nicht bzw. ist nur ein Hinterreifen auf Lager, kein Zweiter, Lieferung dauert länger etc. Aber er bleibt am Ball und telefoniert den Leuten hinterher. Vielleicht findet sich noch ein zweiter Hinterreifen.
In Tromso soll es einen City Camping geben. Mit City Camping haben wir ja nun bereits Erfahrung und wissen, das wir nicht zu viel erwarten dürfen. Obwohl, der hat 4 Sterne….
Normalerweise hatten wir gedacht in zwei Etappen nach Tromso zu fahren. Da das Wetter so ungemütlich ist, bleiben wir lieber auf unseren treuen Gefährten und fahren durch. Da kann das Wetter nur besser sein! Und ja, es wird zumindest ein wenig wärmer. Mittlerweile haben wir 16 Grad. Gelegentlich reißt der Himmel auch auf. Was für eine Wohltat.
Als wir in Tromso ankommen und auf den Campingplatz fahren sind wir noch guter Dinge. Zelte sehen wir zwar nicht, aber der Platz scheint relativ groß zu sein. Sanitär und Rezeption mit großer Halle sind direkt am Eingang. Alles sieht sehr neu aus. Als wir zu der Rezeption gelangen und fragen, wie teuer ein Zelt ist, fällt uns fast alles aus dem Gesicht. 425 NOK (rd. 45 €) – für ein ZELT! Der toppt ja noch den teuren Schwedencamping. Gut, wir gucken uns den Platz mal an. Die Zeltwiese ist über einen kleinen Bach über eine Brücke zu erreichen. Die Motorräder müssen auf der anderen Seite stehen bleiben. Das ist schonmal eine Sache, die uns nicht gefällt. Wir schauen uns den Platz von oben an (ohne direkt hinzugehen) und beschließen, das wir das wohl machen müssen. Ist ja nur für eine Nacht… Ich gehe wieder rein und will buchen. „Sucht erstmal einen Platz für Euer Zelt, baut auf und dann kommst Du wieder und bezahlst.“ —- Hä?—- ich verstehe nichts mehr. Ich sollte doch eben schon gucken. Na gut, auf ein Zweites… Als ich rauskomme sage ich zu Micha: „Wir sollen das Zelt aufbauen und dann wieder kommen.“ Genervt fahren wir zu der kleinen Brücke um dann festzustellen, das hier gar kein richtiger Parkplatz ist. Die Motorräder müssen wir dort irgendwo hinstellen. Als wir dann über die Brücke gehen, trifft uns der Schlag. Überall zwischen den Bäumen sind kleine Zelte aufgebaut. Hier oder da ist mal ein kleines Fleckchen frei, das reicht aber niemals für unser Zelt. Diese „Wiese“ ist eher ein Wäldchen und ist einfach nur unverschämt. Kaum gerade Fläche, alles dicht bewachsen. Wir hatten angenommen, das im hinteren Bereich ein wenig gerade Fläche ist. Jetzt sind wir richtig genervt. Stumpf drehen wir um, steigen auf die Motorräder und fahren weg.
25 km weiter ist auch noch ein Campingplatz. Ist zwar völlig aus dem Kurs, aber das ist uns jetzt egal. Hier ist das einfach nur noch eine Frechheit und Unverschämt.
Während wir so dahin rollen, sind wir ein bisschen geknickt. Wieder kein schöner Zeltplatz. Wieder so spät und soviel Kilometer. Temperaturen um die 14 Grad.
Was uns jetzt für ein Platz erwartet? Aber der Weg lohnt sich. Wir bezahlen gerade mal 200 NOK und haben einen kleinen, sehr gepflegten Platz. Durch den Dauerregen der letzten Wochen ist der Platz teilweise sehr aufgeweicht. Wir finden aber eine trockene Stelle und sind zufrieden. Jetzt schnell was essen und dann nur noch schlafen.
Mit neuer Energie und Sonnenlicht packen wir unsere Siebensachen und fahren wieder nach Tromso zurück. Mittlerweile hat sich herausgestellt, das wir die Reifen dort nicht wechseln. Und irgendwie ist uns die Lust auf eine Stadtbesichtigung vergangen. Vielleicht verpassen wir was, aber das ist uns jetzt auch egal. Die Fahrt durch die Stadt finden wir allerdings Beide faszinierend. Es geht über die Brücke, dann biegt man ab, fährt zwei bis drei Straßen durch die Stadt und ist dann auf einmal in einem Tunnel. In diesem Tunnel ist ein Kreisverkehr, weitere Abzweigungen und es sind normale Verkehrsschilder da. Clever gelöst. Die Stadtdurchfahrt ist einfach unterirdisch.
Als wir rauskommen fahren wir ein wenig querfeldein. Über eine weitere Brücke erreichen wir die nächste Insel Kvaloya. Wie schön es ist. Die Sonne ist herausgekommen, das Wasser leuchtet blau, die Berge leuchten grün und die Straßen sind schön. Wie gut das tut. Das entschädigt für den gestrigen Tag.
Von Kvaloya kommen wir mit der Fähre nach Senja. Es ist jetzt gegen 12 Uhr und wir sind bald am Anleger. An einem großem See – ja, rings herum ist Wasser und in der Mitte auch – halten wir an. Micha lässt die Drohne fliegen und ich schaue mir die Gegend an.
Als wir um 12.30 Uhr am Hafen ankommen sind schon zwei Camper, ein PKW und ein Radreisender da. Micha geht vorne zum Fährplan. Als er wieder zurück kommt sagt er nur: „Abfahrt 17 Uhr…“ Da haben wir ja noch ein bisschen Zeit. „Dann wird das wieder so spät bis wir an einem Campingplatz sind. Irgendwie ist da der Wurm drin“ sagt er. Jo, denke ich, blöd, gibt aber schlimmeres. Wir beschließen hier unser Essen fertig zu machen, heute Abend können wir dann Brot essen. Leider haben wir zu wenig Wasser mit. Eine Flasche für uns zum trinken, da die Kanister leer sind, zu wenig zum Nudel kochen. Kurzerhand geht Micha zu dem Camper vor uns. Er bekommt Wasser. Camper unter sich sind ein besonderes Völkchen, ja, aber man hilft sich. Das ist einfach Klasse. „Wollen wir den Radreisenden fragen, ob er mit essen möchte?“ fragt Micha. Eine gute Idee. Er freut sich darüber und keine 20 Minuten später sitzen wir zu Dritt am Tisch und essen. Andrew kommt aus England macht bei „Travel und Work“ mit und ist zur Zeit auf einer Huskyfarm angestellt. Die Arbeit ist interessant und macht ihm Spaß. Ob er Erfahrung mit Tieren vorher hatte fragen wir ihn. Nein, das hat er jetzt erst erlernt. Man muss einfach offen für Arbeit sein und probieren. Er hat jetzt ein paar Tage frei und erfährt sich Norwegen ein wenig. Er war mit dem Fahrrad unter Anderem schon in Indonesien. Das hätte ich nicht vermutet, das so ein junger Kerl schon soviel bereist und gesehen hat. Ich bin wirklich fasziniert. Zum Ende des Jahres beginnt er dann sein Studium. Während er erzählt kommt der Herr aus dem russischen PKW und legt uns was zu knabbern hin. Er hat gesehen, das wir den Radfahrer eingeladen haben und er bringt uns noch was dazu. Wie klasse ist das denn? Ich bin gerührt. Wenn Einer eine Reise macht… Wir erleben soviel schöne Dinge, lernen liebe Menschen kennen, mit den wir noch heute Kontakt haben und uns darüber riesig freuen. Heute gerade haben wir mit Ulrike und Frank geschrieben. Und nicht zu vergessen Elke und Bernd. An dieser Stelle liebe Grüße an Euch!
Irgendwann schnappe ich mir meinen Fotoapparat und schleiche um den Anleger. Leider entdecke ich kein kleines oder großes Getier. So begnüge ich mich mit der Landschaft und mache einen Kurzfilm über Wasserfreuden in Norwegen. Die sind hier so abgehärtet, das sie sich mit einem Jetski auf einem Gummireifen über die See ziehen lassen und dann auch noch fröhlich jauchzen, wenn sie in das kalte Nass fallen. Kaum lugt die Sonne mal kurz raus, gehen die in das Wasser! Verrückt.
Die Fähre kommt und legt pünktlich um 17.00 Uhr ab. Jetzt verging die Wartezeit wie um Flug.
Als wir oben auf dem Deck stehen sehen wir, das nicht alle Fahrzeuge mit gekommen sind. In nur zwei Stunden kommt aber die nächste Fähre.
Angekommen auf der Insel haben wir noch 25 km zum Campingplatz. Die Straßen sind schön, die Aussichten ebenfalls. Dieses Land ist wirklich einmalig. In diesem Moment wissen wir, warum wir hier her wollten. Wir kommen an einem Campingplatz vorbei, der dichter an der Fähre ist. Wir haben uns gegen ihn entschieden, obwohl wir dann nicht noch 20 Minuten weiter fahren müssen. Die Lage von dem anderen Platz ist einfach besser und unser Bauch sagt: weiterfahren. Irgendwann biegen wir ab, der Asphalt wird zum Schotter. Na ja, das kennen wir ja nun schon zu genüge und erschrickt uns nicht mehr. Als wir den Platz erreichen sind wir froh. Die Sonne scheint noch, der Platz ist groß aber sieht sehr gepflegt uns sauber aus.
Ein Herr ist in der Rezeption und Micha schnackt mit ihm. Eine Hütte würden wir – Dank des guten Verhandlungsgeschick von meinem Schatz – für 500 NOK bekommen. Drei Nächte bleiben wir hier. Ein festes Dach, Doppelstockbett allerdings mit einer 130m Breite, kleine „Küche“, Tisch und Stühle innen und außen, funktionierendes W-LAN und kein weiter Weg zu den Sanitärräumen. Eingeräumt ist schnell. Nach dem Essen gehen wir noch runter zu dem See. Wie schön und idyllisch das hier ist.
Die Sonne scheint immer noch. Es ist jetzt 23 Uhr. Wir sind überhaupt nicht Müde. Wie denn auch? Hier ist ja 24 Stunden Tag!
Heute wollen wir die National-Tourist-Routes fahren. Wir müssen noch einkaufen und können das wunderbar einbauen und dann ist der morgige Tag einfach zum genießen da. Das Wetter ist heute traumhaft. Sonne, kein Wind und keine Wolken. So genießen wir erstmal vor der Hütte sitzend mit einem Eis dieses Wetter. Na gut, wir müssen heute los. Sonst knurrt der Magen gegen Abend.
Es ist bereits früher Nachmittag als wir losfahren. Na ja, wir haben auch bis 10.00 Uhr geschlafen. Das Wetter bringt einen etwas durcheinander. Als Erstes fahren wir einkaufen. Heute Abend wollen wir Lachs grillen. Da wir keinen frischen Lachs finden, nehmen wir gefrorene Lachsfilets mit. Dazu Brötchen die auf den Grill kommen für die „Knobi-Bämme“. Für den morgigen Tag wird auch gleich Frühstück und Abendbrot eingepackt, noch ein wenig Süßes und ab zur Kasse. Schlanke 66,00 € leichter kommen wir aus dem Laden. Essen ist hier wirklich teuer. Die vier Brötchen – bei uns Weltmeisterbrötchen – kosten über 6,00 € – kein Scherz. Den Bon habe ich aufbewahrt.
Samt „Luxuseinkauf“ geht es auf die Route. Und diese Route lohnt sich wirklich. Links die Berge, rechts das Wasser. Der Himmel, klar und blau. Dann eine Tunneldurchfahrt und wieder der Blick auf das Wasser. Irgendwann geht es ein wenig hoch in den Berg und aus dem Augenwinkel sehe ich eine Brücke. Micha sieht mehr und sagt nur: „Das ist die Aussichtsplattform, die ich schon auf einem Foto gesehen habe. Wusste gar nicht, das die hier ist“. Wir fahren zurück. Es handelt sich um die Terrasse in Bergsbotn. Wirklich sehr schön gemacht.
Blick in die andere Richtung von der Terrasse.
Die Fahrt geht weiter den Berg hoch, dann wieder am Wasser entlang. Irgendwann biegen wir in Richtung unseres Campingplatzes ab. Ich fühle mich wie in eine andere Landschaft versetzt. Jede Ecke, nach jeder Kurve gibt es andere Ausblicke. Natürlich gibt es auch hier genügend gerade Straßen, aber die Landschaft ist immer ein wenig anders.
Als wir über die Schotterstraße zum Camping zurück fahren, sind wir zufrieden. Da haben wir einen schönen Platz gefunden.
Der Einweggrill ist aufgebaut, der Lachs vorbereitet und die kostbaren Brötchen aufgeschnitten. Was ist das für ein leckeres Essen. Bei dieser Kulisse schmeckt es umso besser. Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen.
Der Himmel ist nicht mehr so strahlend blau wie gestern, die Temperaturen sind auch um 6 Grad runter gegangen. Uns ist es heute egal. Wir sitzen in der Hütte, lesen, schreiben und bearbeiten Fotos. Surfen im Internet, schauen uns einen Film an und essen Eis und Chips. So richtig ungesund aber richtig schön. Das muss man auch mal als Erwachsener tun. Steht ja kein Datum dran 😉
Und so geht ein richtiger Faulenztag viel zu schnell rum.
Abfahrt. Wir verlassen heute Senja und werden auf die Lofoten übersetzen. Mit der Fähre von Gryllefjord nach Andenes. Nach unseren Recherchen soll sie um 11.00 Uhr, 15.00 Uhr und 17.00 Uhr fahren. Wir wollen um 11.00 Uhr fahren. Gegen 9.00 Uhr kommen wir los. Es ist leider noch kühler geworden und der Himmel ist grau. Wir haben 11 Grad. Nicht gerade das Traumwetter. Wir fahren an der Küste entlang. Trotz des schlechten Wetter leuchtet das Meer in türkis. Ein weißer Strand lugt zwischen den Felsen und dem abgestorbenen „Seegras“. Ich finde leider nicht heraus, was das ist und gebe dem Kind einfach diesen Namen… oder auch nicht, mir fehlen die Worte dafür. Es ist gelblich, braun, lang und dünn und riecht. Das liegt hier überall an der Küste.
Als wir am Hafen ankommen warten schon ziemlich viele Fahrzeuge. Wir sind allerdings bis jetzt die einzigen Motorradfahrer. Auf dem Weg zur Fähre hatten wir einen Motorradfahrer gesehen der Wild gecampt hat und seine sieben Sachen gerade packte. Es ist jetzt 10.00 Uhr und in einer Stunde ist Abfahrt. Einen Augenblick später kommt noch ein Motorrad und der Fahrer spricht in Deutsch mit uns. Als ich ihn frage, woher er kommt, sagt er aus Rumänien. André spricht gut deutsch, er hat es in der Schule gelernt und in Österreich gesprochen. Er ist seit einem Monat unterwegs und weiß noch nicht so recht, wie lange er noch unterwegs ist. Vor drei Monaten hat er sich das Motorrad gekauft und hat dann beschlossen los zufahren. Auf seiner Gepäckrolle ist auch eine Angel festgebunden. „Ich habe mir gestern, nachdem ich die Fähre verpasst habe, einen Platz zum campen gesucht und mir zwei Fische geangelt“ sagt er. So einfach kann es sein. Was wir für Menschen treffen ist wirklich verrückt.
Micha hat kurzfristig drei Kaffee geholt. Jetzt stehen wir da und unterhalten uns über die Länder und die Leute. Ich sehe keinen von den Wohnwagenfahrern die miteinander schnacken, draußen stehen und Kaffee trinken. Mit dem Motorrad hat man keine Kabine in der man sitzt. Das merkt man deutlich an der Nähe zu anderen Menschen und wir sind froh darüber.
Keine 10 Minuten später kommt noch ein Motorrad. Ein Norweger (ich hab den Namen vergessen). Er macht eine kleine Rundreise. Nun stehen wir zu viert und reden. Ein junger Mann kommt vorbei und sagt uns, wenn wir die App von der Fährgesellschaft nutzen sparen wir 25%. Der Norweger sagt kurzerhand, das er einfach die Tickets mit der App für uns mit kauft. Das ist natürlich super. Wir geben ihm das Geld in bar. Wir vier stehen da und quatschten weiter. Dann möchte unser Ticketkäufer noch ein Foto von uns. Micha erzählt mir, das er eine Seite hat und über Motorradreisende schreibt und unsere Geschichte einfach fantastisch findet.
Als die Fähre kommt, sollen wir Einer nach dem Anderen auf die Fähre fahren. Ein wenig wundert mich das, aber ok. Ich fahre bis an die Rampe und dann weiß ich auch warum. Die Motorräder sollen – wie üblich – an die Seite der Fähre gestellt werden, aber nicht längst, wie wir das kennen sondern quer. Aha. Da dauert das Einparken einen Moment länger. Als wir vier in Reih und Glied stehen werden noch Gurte gespannt. Dann können wir nach oben. Gemütlich setzen wir uns an einen Tisch. Die Herren quatschen und ich möchte ein wenig schreiben. Tja, und dann wird es doch ein wenig schwieriger für mich. Das Schreiben lasse ich dann mal lieber. Mein Kopf macht meinem Magen Probleme. Es ist ein wenig „wellig“ hier auf dem Wasser. Das Müsli überlegt noch, ob es sich den Weg nach draußen bahnen soll. Oh je… Mal gucken wie ich auf den Lofoten ankomme.
LOFOTEN
Vollständig angekommen. Für Island muss ich mir was überlegen. Da kann ich nicht die ganze Zeit stumpf aus dem Fenster der Fähre schauen und mich nicht bewegen. Aber bis dahin ist ja noch Zeit.
Jetzt bin ich da. Die Lofoten. Was war das für ein Wunsch. Ich habe Berichte darüber gesehen und war fasziniert von dieser Landschaft. Dort einmal mit dem Motorrad fahren …
Der Himmel ist leider immer noch grau in grau. Wolken hängen in den Bergen. „Also ich möchte 50% vom Preis zurück, ich sehe ja nur die Hälfte“ kommt es da aus dem Funk. Mein Spaßvogel Micha. Ich muss so lachen. Da hängt eine Wolke am oder über den Berg und man sieht wirklich -wie abgeschnitten- nur die Hälfte. Bei uns wird es nicht langweilig im Helm.
Die Abfahrt von der Fähre führt uns durch den Ort Andenes. Wir fahren an dem Flughafen vorbei und dann geht es an der Küste entlang. Die Häuser liegen hier verstreut an der Uferstraße. Überall sind kleine Boote zu sehen. An den Stränden liegen viele abgestorbene und getrocknete Algen und Seegras.
Wir folgen der Küstenstraße. Als in einem kleinen Ort eine Einkaufsgelegenheit kommt, halten wir an und erledigen den Einkauf:
Der kleine niedliche Blumenkohl kostet übrigens über 3,00€.
Immer wieder fahren wir durch kleine und große Tunnel. Die Landschaft ist schön. Mit blauem Himmel wäre sie ein Traum. Aber wir sind froh, das es nicht regnet und kein starker Wind weht.
Gegen 14.30 Uhr beschließen wir uns einen Campingplatz zu suchen. Micha hat einen gefunden, der zwar nicht ganz auf der Route liegt, aber über eine schöne große Brücke geht. Der Platz hat allerdings nur 1,5 Sterne. Egal, es ist früh, wir können ihn uns anschauen und dann entscheiden. Zur Not fahren wir weiter. Über die große Brücke fahren wir zu dem Platz. Er liegt oberhalb von dem Ort und sieht gar nicht so schlecht aus. Er kostet 200 NOK. Wir bleiben. Dann gibt es gleich einen schönen Kaffee und Kekse.
Mittlerweile brauchen wir knapp 10 Minuten für den Aufbau und die Einrichtung des Zelt. Danach gehe ich mal die Sanitärräume besichtigen und komme mit einem Grinsen zurück… Alles ziemlich einfach, hier sind die Waschbecken sogar in Einzelkabinen. Bei dem einen Klo liegt der Klodeckel neben dem Klo, das nächste hat gar keinen und das letzte Klo ist ok. Immerhin … Duschen will ich hier nicht, da schau ich erst gar nicht groß hin. Für eine Nacht geht es. Überraschender Weise ist die Küche wirklich sauber. Vor der Küche sind Sitzgelegenheiten, passt. Der Tag klingt bei grauem Himmel aber leckerem Essen aus.
Ein neuer Tag und wir haben: SONNE. Wie schön das ist. Heute fahren wir die Lofoten ab und das mit Sonne und blauem Himmel. Das Wetter ist hier eher wie in Schottland. Ein auf und ab. Aber heute genau passend.
Schnell sind die 7 Sachen verpackt und wir fahren los. Zurück über die große Brücke. Dann kommt ein Schild mit dem Hinweis Lofoten 48 km. Das war teilweise so schön, das ich dachte, wir würden hier schon fahren. So kann man sich täuschen. Dann geht es los. Eine Straße direkt an der Küste, grüne Berge mit kleinen roten und weißen Häusern, alles aus Holz. Dunkelblaues Wasser, Felsen, kleine Inseln. Und immer wieder Tunnel. Und jedes mal ein neues Bild, wenn man aus dem Tunnel fährt. Und Brücken. Eine Schöner als die Andere… Weiße Strände, türkisfarbenes Wasser… Wirklich einmalig. Menschen die hier an dem breiten Strand spazieren gehen oder auch mutig in das Wasser gehen.
Dann tauchen Holzgestelle auf an den etwas hängt. Micha: „Guck mal, da wird Fisch getrocknet.“ Als wir näher kommen, sehen wir die Fische und Fischköpfe. Es hängen mehr Fischköpfe als Fische dort. Wahnsinn… Was macht man mit soviel Köpfen??? Unsere Recherchen ergibt, das es Kabeljauköpfe sind und diese getrocknet unter anderem nach Nigeria verschifft werden. Dort werden sie zur Fischsuppe verarbeitet. Was es nicht alles gibt.
Und so wird geerntet:
Als wir uns langsam dem Hafen nähern, kommt ein kleiner Fischerort. Sowas goldiges. Es war vorher schon immer sehr idyllisch, aber hier ist es einfach umwerfend. Die kleinen Holzhäuser, die kleinen Fischkutter (die große Fabrik die das Bild ein wenig zerstört ignoriere ich einfach). Über kleine Brücken, die nur einspurig sind, geht es durch den Ort oder auch über schmale Wege -links Wasser und rechts Wasser-. Und hier hängen auch überall Fische und Fischköpfe zum trocknen. An einem Kaffee liegen diese zum Verkauf in einem Regal.
Die Fähre hat bereits mit dem verladen begonnen. Wir kommen gerade noch pünktlich. Gut, das Motorräder eigentlich immer ein Platz finden. Bezahlt wird einfach bei dem Einweiser mit Karte und schon geht es auf die Fähre. Wie üblich müssen wir die Motorräder selber sichern. Die Fahrt dauert ca. 3 Stunden, ich hoffe, es klappt alles mit meinem kleinen Problem der nicht vorhandenen Seetauglichkeit. Wir sitzen vorne mit Aussicht auf das Meer. Ich bleibe einfach die ganze Zeit sitzen. Es klappt gut. So landen wir in Bodø an und gehen hier auf den Campingplatz. Dieser liegt idyllisch am Fjord.
Was für eine Nacht. Gegen 1.00 Uhr begann der Wind. Dieser wurde so stark, das Micha gegen 2.30 Uhr vorsichtshalber noch ein paar Heringe verarbeitete. Wir sind so froh über unser Zelt. Das ist so robust und steht wie eine Mauer.
Gegen 6.00 Uhr ist ein Dröhnen zu hören, das mir fast das Trommelfell wegfetzt. Nebenan ist der Flughafen von Bodø. Bei dem Lärm vermute ich eine riesige Propellermaschine, die gerade startet oder landet?!? Dann noch eine und noch eine…. Oh Mann. Der Platz ist so schön gelegen. Direkt an einem Fjord. Und dann auch noch günstig. Jetzt weiß ich, warum er günstig ist…
Gegen 9.30 Uhr wecke ich Micha. Er hat einen guten Schlaf, beneidenswert.
Wir müssen heute zu dem BMW Dealer wegen den Reifen. Und ich möchte noch die Gabel prüfen lassen. Es tritt ein wenig Oel aus.
Das Zelt ist schnell abgebaut und während des abbauen sehen wir auch den Grund bzw. hören wir den Grund für den Lärm. Es sind Düsenjets, die hier andauernd starten und landen. Die startenden und landenden Passagierflugzeuge hört man kaum und sind auch eher keine Propellermaschinen.
Nach dem Frühstück geht es los. Der Händler ist keine 5 Minuten entfernt. Und was soll ich sagen, es funktioniert wieder alles super.
Unser Mechaniker voll in Action:
Er kommt aus Deutschland und ist ausgewandert mit seiner Freundin und den drei Huskys. Es ist interessant zu hören, was er erzählt und wie es ihn hierher verschlagen hat. Er sagt, das er froh ist. Das Gehaltsgefüge ist anders und auch die Arbeitsweise. Hier kommt erst die Familie, dann die Arbeit. Auch wenn die Lebenshaltungskosten hier höher sind, hat er am Monatsende doch mehr. Auch an Freizeit und Lebensqualität.
3 Stunden später sind Bobber und Rosi fertig. Sieht amüsant aus mit den Stollenreifen vorne und den Straßenreifen hinten. Hilft ja aber nix, wenn man die Reifen nicht bekommt. In der Wartezeit konnte ich mit meinem Telefonanbieter telefonieren und die mir fehlende Rufnummer für den Übergangszeitraum ermitteln. Jetzt habe ich für drei Wochen eine neue Rufnummer. Ende Juli dann wieder die gewohnte Telefonnummer. Kompliziert, aber funktioniert. Schön, das es doch alles geklappt hat.
Nachdem wir bei dem BMW Händler abgereist sind mit unseren neuen Hinterreifen fahren wir Richtung Trondheim. Entlang an der Küste, an den Fjorden. Es ist immer wieder eine Freude. Man sieht gegenüber die Straße, muss aber erstmal 30 km fahren, um dahin zu kommen. Diese Fjordumfahrungen dauern, werden aber mit schönen Aussichten belohnt. Fährfahrten haben wir heute auch noch. Als wir auf die erste Fähre zu fahren, sehen wir fünf Motorräder stehen. Eine Truppe aus Deutschland, 4 Herren, die eine Rundfahrt machen und ein Engländer. Man kommt ins Gespräch und wir erfahren, das die zweite Fähre um 19 Uhr geht und dann erst wieder Gegend 20 Uhr. Sie müssen die 19 Uhr Fähre bekommen, ansonsten wird es im Hotel zu spät. Wir möchten die auch bekommen. Micha sagt nur, dann hängen wir uns an euch ran, wenn das ok ist. Der Spruch „Wenn ihr dran bleibt“ ringt uns ein müdes Lächeln ab. Nach 1 Stunde kommen wir auf der anderen Seite an. Zu sechst machen wir uns auf den Weg zu der Fähre Nr. 2 und haben eine Punktlandung. Alles geschafft.
Als die Fähre anlegt und wir runter fahren, sieht Micha ein Schild „Camping“. Er setzt den Blinker und wir fahren ca. 4 km. Ein schöner Platz, direkt am Wasser. Micha kommt aus der Rezeption und sagt mir, das wir eine Hütte haben. Die kleine braune Hütte da unten, direkt am Fjord. Soll ganz einfach sein, hat aber Strom und einen Radiator. Was brauch man mehr! Und heut gibt es Fish & Chips. Fisch aus 200m Meerestiefe. Na dann.
Wir fahren runter, richten uns fix ein (das Bett ist uns zu klein, unsere Matratze pass rein, also nehmen wir lieber die) und rauf geht es zum essen. Fußball läuft auch. Ca. 1 Stunde später kommt noch ein Motorradpaar aus Schweden. Sie gesellen sich zu uns und wir haben einen netten Abend. Das ganze auf Englisch. Langsam gewöhne ich mich an die englische Sprache. Die haben hier aber auch echt Vorteil, das die Englisch gleich mit lernen.
Ein neuer Tag. Der Weg zum Sanitär ist ein wenig weiter, da wir unten am Fjord sind und der Rest weiter oben mit Ausblick auf den Fjord. Ein kleiner Morgenspaziergang. Als ich wiederkomme hat Micha schon Kaffee fertig und die Schlafsachen verpackt. Nach einem gemütlichen Frühstück mit schöner Aussicht geht es weiter.
Feierabend für heute. Nach 360 km, Temperaturen zwischen 11 und 14 Grad und Wind, der sich nach und nach dazugesellte, reicht es. Wir sind auf die E6 gegangen, die im Norden noch an der Küste entlang läuft und dann irgendwann in das Landesinnere abbiegt. Mittlerweile sind alle Wintersachen, wie Windstopper, Winterhandschuhe und Windkragen, aktiviert und ich werde gleich noch das Innenfutter in meine Kombi reinmachen. Es reicht so langsam mit diesem Wetter. Zum Glück sind wir frei in der Planung. Den Süden von Norwegen haben wir beide bereits bereist, daher kürzen wir jetzt ab. Micha hat zwar den Dalsnibba, Trollstigen und Atlantikstraße noch nicht gesehen und ich habe den Kjerag und Prekestolen nicht bewandert. Aber wir wollen ja auch noch im Alter was zu tun haben.
Diese Temperaturen bzw. Temperaturschwankungen. Größtes Problem sind bei mir die Hände. Kalte Finger. Damit bin ich sicher nicht alleine. Leider werden meine Finger schneeweiß. Das Blut ist dann auf der Flucht, was nicht schön ist. Meine Winterhandschuhe relativ gut, aber nicht perfekt. Bei den -6 Grad wirklich hart für meine Finger. Als wir gestern bei BMW waren und auf die Motorräder gewartet haben, gab es dort die Winterhandschuhe, die Micha hat und von denen er begeistert ist. Ich habe sie dann aus Neugierde mal angezogen und war begeistert. Total flauschig beim anziehen, die Finger haben Platz und das Futter in den Fingersitzen fühlt sich auch gut an. Mit den Handschuhen fühlt man sich ein bisschen wie ein Astronaut, aber es ist warm.
Und jetzt bin ich stolze Besitzerin dieser tollen Handschuhe und kalte Finger ade. Danke mein Schatz!
Aber eine Sache hat heute mein Herz erwärmt beim fahren. Blumen am Straßenrand, blühende Fliedersträucher an den Häusern. Lupinen, unterschiedliche Kleesorten wie z. B. der gemeine Wundklee, Butterblumen, Kamille, Kikiblumen und und und …. einfach schön. Mein meist gesagtes Wort nach dem „Guck mal, die Lupinen, einfach traumhaft “ in Norwegen ist „goldig“. „Guck mal, das Haus, einfach goldig.“ „Guck mal, das goldige Fischerboot….“ und so weiter.
Heute morgen scheint die Sonne ein wenig. Wie schön das ist. In der Nacht war es sehr kalt, ich habe freiwillig mein Shirt und Socken angezogen. Das Zelt ist seit langem mal wieder nass von innen. Aber jetzt wird es wärmer.
Schnell die morgendliche Toilette erledigt und dann fix einen Kaffee kochen und frühstücken. Wir wollen heute Richtung Schweden aufbrechen. Der Weg führt uns durch das Inland von Norwegen. Ich bin gespannt, ob sich die Landschaft ändert.
Das Zelt ist nach dem Frühstück trocken, so können wir alles verstauen und weiter fahren. Es geht erstmal ein gutes Stück die E6 entlang. Die Straße, die sich wie Kaugummi zieht. So sagen es zumindest viele. Die sind noch nicht im Balkan Motorrad gefahren. Im Vergleich zum Balkan ist die E6 sogar Abwechslungsreich. Ca. 20 km vor Trondheim verlassen wir die E6. Weiter geht es an Bauernhöfen vorbei, an bestellten Feldern und kleinen Seen. Es sieht alles sehr idyllisch aus. Am Straßenrand die Blumen, die Straße, die sich durch die Berge windet. Wirklich schön. Gelegentlich mache ich die Kamera an. Irgendwann verschwindet leider die Sonne hinter den grauen Wolken. Schade, sie hätte noch bleiben können. Aber wir haben zwischen 18und 20 Grad, so das uns nicht kalt wird.
Wir fahren an einem See entlang und ich rufe nur: „Bitte anhalten“. Das habe ich noch nicht gesehen. Ein riesiger Gletscher. Schade das es bedeckt ist, dann leuchtet der Gletscher nicht so schön.
Es ist der Gletscher Svartisen, der zweitgrößte Norwegens.
Als wir weiter fahren kommen wir rund eine Stunde später wieder an einen Fjord. Das Wasser ist so glatt, das sich alles spiegelt.
Als wir dann später in einen Ort fahren, weiß ich gar nicht, wo ich als erstes hinschauen soll. Überall, ob links oder rechts Lupinen, Kikiblumen, Kamille, Habichtskraut, Butterblumen und roter Klee. Ein Traum! Das Gequietsche vor Freude tut mir Leid mein Schatz. So einen farbenfrohen Ort mit Wildblumen habe ich noch nicht gesehen.
In dem Ort gibt es eine kleine Tankstelle und wir machen Rast. Hier sind die Tankstellen meistens keine wirklichen Tankstellen mehr sondern Shops und Fast Food Laden. Die Betankung wird direkt an der Zapfsäule bezahlt. EC Karte rein, Pin eingeben, EC Karte raus, tanken, Karte wieder rein, Quittung. Abbuchung erfolgt von der Bank. Thema erledigt. Es funktioniert einwandfrei.
Wir wollen aber ein Eis, was zu trinken und einfach mal stehen. Leider gibt es unser Eis nicht. Wir haben in letzter Zeit gerne ein Schokoladeneis aus einem Becher gegessen. Wir sind nicht die Schokoeis Spezis, aber das war nicht so süß und unheimlich cremig. Von der Sorte gibt es leider nur Erdbeere. Na, dann probieren wir das mal. Auch cremig, aber Schoko ist einfach besser.
Bevor es weiter geht, hole ich noch meine Kamera. Auf der gegenüberliegenden Seite sind ein paar Lupinen, Kikiblumen und ein rotes Haus auf dem Hügel. Eine kleine Erinnerung an die Lupinen. An den vollen Hängen habe ich einfach vergessen zu fotografieren vor lauter Freude.
Weiter geht die Fahrt. Straße rauf und wieder runter. Irgendwann schaue ich auf das Navi und stelle fest, das wir die ganze Zeit auf einer Höhe von 700 m fahren. Das hätte ich nicht gedacht. Micha sagt mit irgendwann, das wir jetzt sogar bei 890 m sind.
Wir fahren an einem größeren See entlang. Birken stehen am Rand des Sees, dann wieder kommt ein Steinstrand oder eine Weide, die bis an den Rand des Sees geht. Kleine Häuser sind um den See herum gebaut. Einige Häuser sieht man erst auf den zweiten Blick. Sie sind zwischen den Birken errichtet und haben ein Grasdach.
Als wir den See verlassen und die Landschaft karg und rauer wird, läuft auf einmal ein Vierbeiner auf der Straße. Ein Rentier. Und ein etwas paddeliges noch dazu. Micha hupt, damit es zur Seite läuft. Das Rentier aber will anscheinend ein Rennen und hoppelt weiter auf der Straße. Als Micha neben ihm fährt, hoppelt er weiter. Er biegt nicht ab. Eigentlich hätte ich gedacht, das es spätestens bei der Hupe abbiegt. Als ich auf seine Höhe komme sieht es wohl ein, das es nicht gewinnen kann und biegt ab.
Gegen 15 Uhr halten wir einfach mal Ausschau nach einem Campingplatz. Wir fahren an drei bis vier vorbei. gegen 16.30 Uhr kommt dann ein Schild, Camping in 500 m. Den schauen wir uns mal genauer an.
Ein kleiner Platz, kleine Hütten und gepflegte Sanitärräume sowie einen netten Aufenthaltsraum mit einer Kochplatte. Nach einem Kaffee und unseren geliebten, getunkten Keksen gehen wir in den Aufenthaltsraum und bearbeiten Fotos und – wen wundert es – schreiben ein wenig Blog.
Morgen geht es nach Schweden zu dem Autofriedhof. Wir wollen dort ein paar schöne Bilder machen.
Hauptsache, das Wetter spielt mit.
Und das Wetter öffnet die Schleusen in der Nacht. Bis ca. 11 Uhr regnet es. Das Zelt und wir bleiben dann noch einen Tag hier. Es ist alles da und wir genießen einen Tag mit Seele baumeln lassen (nach der Foto und Filmbearbeitung *lach*). Was morgen kommt?
We will see. See you soon.
Das war der Plan. Oft kommt es anders als man denkt. Wie so oft bei uns. Aber wir empfinden es meist positiv 😉 Norwegen haben wir dann doch noch nicht verlassen. Wir haben einen schönen Fahrtag gehabt, als wir nach unserem Regentag los gefahren sind. Das Ziel war eigentlich Schweden. Das haben wir nicht ganz geschafft, da das Ziel in der Navigation nicht das eigentlich anvisierte war. Kann mal passieren. So wie ich dann zwei Tage später uns zu zwei falschen Inseln schicke.
Der schöne Fahrtag. Tja. Norwegen hat im Süden im Inland wirklich schöne Flecken. Wir sind unbefestigte Straßen gefahren. Die meisten an Seen entlang. Manchmal fährt man direkt am See, dann durch einen Fichtenwald, dann öffnet sich der Wald und man fährt an Feldern vorbei, an einem kleinen Hof. Hier fließt ein Bergbach in den See. Wie aus einem Bilderbuch. Dazu noch die warme Sonne, die einem nach den letzten Tagen einfach gut tut. Der blaue Himmel, die Blumen am Rand.
Wir fahren an den öffentlichen Plätzen vorbei, die zwischen den Bäumen direkt am See gelegen sind. Angler sind dort häufig zu sehen. Ich sehe Fliegenfischer, die bis zum Bauch im Wasser stehen und ihre Rute schwingen. Einfach idyllisch und harmonisch. Die Sonne trocknet die unbefestigten Straßen aus, so dass es ein wenig anfängt zu stauben. Bobber und ich sind das schon gewöhnt. Micha fragt mich immer, ob ich mal vorfahren möchte. M.E. macht das keinen Sinn. Dann sind wir Beide dreckig. So muss nur eine Kombi gewaschen werden und ein Motorrad. Und ich tüddel auch hinter ihm rum, weil ich oft links und rechts schaue, fasziniert von der Landschaft bin. Wie beschreibe ich das am besten… das ist gar nicht so einfach… Bäume, die sich leicht im Wind bewegen, das Wasser im See, das so kristallklar aussieht, die sanften Wellen die am Ufer auflaufen. Blumen, in vielen Farben am Wegesrand, kleine und große Holzhäuser, die in den kleinen Wäldchen stehen oder manchmal auch direkt am Wasser. Die Felsen, die an den Seiten stehen mit den Fichten, die sich auf dem Felsen ihren Platz gesichert haben. Das grau der Felsen mit dem grün und braun der Bäume. Das blaue Wasser. Die kleinen Felseninseln in den Seen. Irgendwann begleitet uns ein Fluss. Mal breit und ruhig und dann wieder schmal und schnell fließend. Da wo der Fluss schnell fließt ist nicht viel Wasser, so das sich das Wasser an den Steinen die im Flußbett liegen aufstaut und sich dann in Wellen über das Hindernis fließt. Das begleitet uns eine Weile. Aber wie üblich enden auch diese Straßen und münden in größere, asphaltierte Straßen.
Als wir Feierabend machen wollen biegen wir in eine unbefestigte Straße, gemäß des Schildes an der Straße soll hier ein Campingplatz sein. Ja, es ist auch ein Campingplatz. Hier scheinen viele Dauercamper zu sein und eher wenig „Laufkundschaft“ und „Zelter“. Die Zeltwiese ist braun und ziemlich trocken. Als wir dort stehen und nach einem geeigneten Platz für das Zelt gucken, weht auch passender Weise eine kleine Windhose über den Platz. Der Staub wirbelt schön im Kreis über den Platz. Hier steht auch noch eine große Holzhütte, die wohl zu Veranstaltungen genutzt wird und ein wenig im Wild Western Stil ist. Samt Windhose und Haus ist das für mich Camp Western. Im Schatten von einem Holzhaus bauen wir das Zelt auf. Stühle raus und einfach die Wärme genießen. So schlimm ist das hier ja gar nicht. Während Micha liest schaue ich mir die Blumen am Wegesrand ein wenig näher an. Hier beschäftige ich mich dann eine Weile. Soviel an Fotomotiven auf so kleinem Terrain.
Schatzi auf Foto-Jagd.
Am Abend machen wir noch einen Rundgang über den Platz. Der See liegt in der Abendsonne und das warme Licht taucht alles in eine kleine Wunderwelt. Wir genießen diesen Moment. Es ist ein schöner Abschluss für diesen Tag.
Und hier ist noch ein kleines Video, eine Erinnerung