Portugal! Die kleine Straße EN103 ist wirklich schön. Schmal und kurvig. Bäume geben hier und da die Sicht auf das Tal frei und auf kleine Dörfer. Irgendwann wird die Straße ein wenig größer und wir steuern auf unsere erste größere Stadt zu. Viele Hochhäuser sind hier zu sehen. Aber alles gepflegt. Keine Müllhaufen die hier liegen oder anderer Unrat. An dem großen Kreisel müssen wir eigentlich direkt die erste Abfahrt nehmen, wir fahren aber weiter in die Stadt. Die Motorräder haben Durst. Mittlerweile zeigt das Thermometer 28,5 Grad an.
Die Tankstelle ist gefunden und der nette Herr von der Tankstelle möchte unsere Motorräder betanken. Es ist hier und war auch in Spanien üblich, das es noch einen Tankwart gibt. Micha macht es lieber selber. Nachdem der Tankwart gesehen hat, das wir Deutsche sind, kommt er mit seinem Handy raus und zeigt mir eine Sängerin. Schlager singt sie. Ob ich sie kenne (mit Händen und Füßen, da er kein Wort Englisch kann). Ich schüttele den Kopf. Micha schüttelt ebenfalls den Kopf. Fröhlich ruft er den Namen der Sängerin aus. Micha sagt mir in das Ohr, das wir ihm lieber nicht sagen, dass das alte Leute Musik ist. Grinsend nicke ich dem Herrn zu und wir fahren weiter.
Die Straßen werden wieder kleiner. Die 103 hat uns wieder. So schlängeln wir uns in Richtung unseres ersten Campingplatzes. Ich bin gespannt, wie ein portugiesischer Campingplatz in den Bergen ist. Es ist ja immer wieder eine Überraschung. Die Zufahrt ist steil und schottrig. Da wir das bereits kennen, kein Thema. Vor der Rezeption halten wir. Ein Restaurant und ein kleiner Pool bei der Terrasse vom Restaurant sind zu sehen. Es macht alles einen gepflegten Eindruck. Hütten werden hier auch angeboten. Die sehen wirklich schön aus.
Der freundliche junge Mann sagt uns, das wir uns einen Platz aussuchen können. Wir machen uns auf die Suche und sind 15 Minuten später fündig. Es ist ein Platz mit schöner Aussicht, nicht zu weit zum Sanitär. Die Motorräder direkt vor dem Zelt.
Jetzt heißt es chillen. Da wir noch nicht einkaufen waren und keine Lust haben nochmal los zu fahren (und wer weiß, in wieviel km es erst wieder was gibt) gehen wir heute Abend essen. Wir bestellen uns landestypisches Essen. Zumindest laut Karte. Die Übersetzung ist spannend. Ich nehme ein verstecktes Filet mit Maronen und Pommes. Micha das Wildschwein mit Maronen. Das Filet ist nicht versteckt, es soll anscheinend nur eine Geheimnis Gewürz haben und das wilde Schwein ist hinter Knochen versteckt. Und Maronen gekocht oder in Form von Püree sind auch nicht unser. Aber wir sind satt. Als wir zum Zelt zurück schlendern zeigt der Himmel sich in schönen Farben. Geht uns das gut.
Das Zelt ist TROCKEN! Juhu. Keine Feuchtigkeit. Weder innen noch außen. Abbau ohne Trocknungphase möglich.
Wir folgen der 103 und haben Kurven, Kurven und Kurven. Dann allerdings auch Dörfer, Dörfer und Dörfer. Auf der Karte hat man bereits gesehen, das Portugal ziemlich dicht besiedelt ist. So schaut es dann auch wirklich aus. Trotzdem macht das Fahren Spaß, da man immer mal wieder kurze, freie Strecken hat. Der Fahrtwind ist herrlich. Wir haben mittlerweile 29 Grad und Sonne pur. Wir erreichen die kleine Stadt Viana de Castelo und fahren einmal durch den Ort. Die Brücke zu dem kleinen Städtchen ist amüsant. Als ob der Brückenbauer sich um drei Meter verschätzt hat. Die Brücke hat eine Kurve am Anfang und am Ende. Von der Brücke hat man einen guten Blick auf den Hafen.
Bevor es zum Zeltplatz geht wollen wir erstmal einkaufen. Die Parkplätze von den Läden sind meistens überdacht. Bei 29 Grad und Sonne pur eine feine Sache. Die Auswahl im Laden ist super und wir gönnen uns Eis. Da es das Magnum nur im Viererpack gibt, bekommt jeder Zwei 🙂
Auf zum Campingplatz. Der erste Platz hat dicht. Blöd. Dann auf zum Zweiten. Der hat auf und ist total leer. Kein Mensch zu sehen. Nach einem Augenblick des Wartens und Rufens taucht dann ein Herr auf. Kurz persönliche Angaben gemacht und wir können auf den Platz. Es ist kein schöner Platz. Krampfhaft suchen wir uns einen Platz aus. Als ich zu den Sanitär gehe, graut es mir. Ein Quadrat, links Duschen, rechts Toiletten mit Lamellentüren und diese ziemlich ramponiert. Ich bin nicht groß, fühle mich aber total eingeengt auf dem Klo. Die Waschbecken an der Stirnseite müssten vom Dreck mal befreit werden… Eine Nacht, denke ich mir.
Beim Einkaufen haben wir zum Glück Nervennahrung mit genommen.
Der Platz liegt in der Nähe vom Strand. Über einen Holzpfad gelangen wir zu dem Strand. Er ist groß und wunderschön. Man sieht überall Surfer. Das entschädigt ein wenig für diesen Platz. Als wir zurück gehen sehen wir einen anderen Campingplatz. Der sieht ziemlich gepflegt aus. Na ja, da hätte sich die Weiterfahrt (wenn man das dann gewusst hätte) gelohnt.
Wir erreichen unseren Gruselcamping und gehen ein wenig über die Anlage. Die Unterkünfte der Dauercamper sind sehr gewöhnungsbedürftig. Der Wohnwagen steht in einem überdimensionalen Zelt und das Vorzelt ist darin auch mit verpackt. Micha sagt irgendwann, dass das wie ein Militärlager ausschaut. Und er hat Recht.
Heute geht es nach Porto die Küstenstraße entlang. Wir haben bereits heute morgen gefühlte 25 Grad. Also nur ein T-Shirt unter die Kombi und los geht es. Ich kann immer wieder nur sagen, das ich froh bin, mir die Kombi gekauft zu haben. In jeder Anderen wäre ich schon längst „verflüssigt“…
Die Straße Nr. 13 ist zum fahren nicht schön. Es geht von einem Ort in den Nächsten. Von dem Meer sieht man selten etwas. Die Temperaturen steigen auf 31 Grad. Als wir Porto erreichen und uns mühsam durch die Stadt gequält haben, erreichen wir den Campingplatz. Das Meer ist hier direkt vor der Tür. Eine schöne, gepflegte Anlage und wir bekommen keinen Platz. Ausgebucht. Selbst für Zelte. Ah ja. Wir denken eher, das sie uns nicht haben wollen. Na gut. Also ab zum nächsten Platz. Hier wollen sie uns und wir finden einen schönen Platz. Pinien und Eukalyptusbäume spenden uns Schatten. Wir sind zufrieden.
Als wir so vor unserem Zelt sitzen schaue ich auf einen Anhänger und ich sage zu Micha, das ich die Portugiesen nicht verstehe. Auf dem Anhänger ist alles kreuz und quer. Ob das jemand entrümpelt? Nein, da entrümpelt niemand. Es ist der Anhänger mit Tischen, Bänken und Verpflegung von einem tschechischen Adventuranbieter. Ein Mann baut irgendwann eine kleine Küche auf, baut Tische und Bänke mit zwei Anderen auf, die dazu gestoßen sind. Da das durstig macht gibt es ordentlich Bier… und ein Schluck Klaren zwischendurch kann auch nicht schaden. Wie Kino. Dann kommt ein Reisebus an und es quellen Menschen in Radkleidung aus diesem Bus. Oh ha. Wie die losrennen um den besten Platz für ihr Zelt zu finden. Zum schießen. Kostenlose Unterhaltung. Ruhe kehrt erst ein, als die Gruppe isst. Wir gehen davon aus, das sie morgen Porto anschauen werden und wir dann auch morgen Kino haben.
Heute geht es nach Porto mit den Motorrädern. Die Adresse ist im Navi. Wir quälen uns wieder durch den Verkehr von Porto und freuen uns, als wir die Garage erreichen. Reifen sind da, gewechselt wird bis heute Nachmittag. Klamotten können wir hier lassen. Dann können wir in Ruhe Porto anschauen.
Entspannt laufen wir zur Altstadt und nehmen dann den Hop on Hop off Bus. Michas Handy klingelt. Es ist der Reifenhändler. Sie bekommen die Hinterräder nicht ab. Oh Nein, die Radsicherung. Die Nuss haben wir ihnen nicht direkt in die Hand gegeben. Bis Micha der Dame erklärt hat, wo sie die Nuss finden, dauert es. Aber, sie finden sie. Puh… gedanklich waren wir schon den Weg zurück gegangen. Jetzt aber rauf auf den Bus. Wir fahren erstmal die komplette Runde um einen Überblick zu bekommen. Porto ist eine schöne Stadt. Sie gefällt uns gut. Ich mag die alten Hausfassaden, wenn die Wäsche bunt im Wind weht, der Balkon von jedem individuell gestaltet ist. Das auf Foto gebannt, ich bin immer wieder begeistert. Wir schlendern noch ein wenig an der Promenade, schaue die alte Straßenbahn an und steigen dann nochmal in den Bus der blauen Linie, die auch auf die andere Flussseite fährt. Hier sieht man Porto dann nochmal von einer anderen Seite.
Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg zum Reifenhändler. Michas Blick bleibt an einem Schaufenster kleben. „Magst Du auch?“ fragt er. Ich nicke. Er kommt mit zwei Blätterteigtörtchen aus der Bäckerei. Sie sind noch warm und die schmecken unverschämt gut. Oh… da läuft mir immer noch das Wasser im Mund zusammen. Eine Straße weiter hat ein Restaurant ein Schild mit Werbung für landestypisches Essen. Kurz entschlossen gehen wir rein und bestellen zwei Gerichte. Das eine Gericht ist sogar speziell aus Porto. Es handelt sich um überbackenes Toast mit verschiedenen Lagen Fleisch und Sauce. Viel Sauce. Ich würde es nicht noch einmal bestellen. Versuch macht klug. Und was uns auch sauer aufgestoßen ist, das einem etwas auf den Tisch gestellt wird, was aussieht wie „probieren Sie, eine Aufmerksamkeit des Hauses“ und dann berechnet wird. Wieder was dazu gelernt.
Als wir beim Dealer ankommen stehen drei junge Männer in der Auffahrt und schauen uns Touris an. Keine 15 Minuten später haben wir unsere Motorräder wieder, alles hat super geklappt, die Klamotten an und Helm auf. Als wir dann an den jungen Männern vorbei fahren, klappen die Kinnladen runter als sie uns, die Touris, erkennen. Immer wieder schön diese Gesichtsausdrücke.
Am Camping angekommen machen wir uns noch einen gemütlichen Nachmittag. Micha hatte von einem Mann beim Reifenhändler den Tipp erhalten, die EN222 zu fahren. Das wäre DIE Strecke für Motorradfahrer. Und dann noch weiter zu dem Ort Pinhao. Da wir ja keine festen Ziele haben schauen wir uns das mal auf der Karte an. Sieht gut aus. Route für Morgen gefunden.
Das Zelt kann wieder trocken eingepackt werden. Das genießen wir jedes mal. Schnell noch an der Rezeption bezahlt und los geht die Fahrt. Wir freuen uns Beide auf das Inland. Hier an der Küste macht das Fahren keinen Spaß, da alles so dicht bebaut ist. Wenn dann mal kein Haus steht, ist eine Mauer zu der Straße und Mais ist hinter der Mauer angepflanzt. Das ist schon kurios. Einige Häuser und auch Wohnblöcke haben auch Nutzgärten. Auffälig ist auch, das viele kleine Häuser langsam zerfallen und neben an ein neuer Wohnblock gebaut wurde. Anscheinend möchten die Portugiesen lieber in Wohnungen leben als in kleinen Häusern, zumindest hier an der Küste. Dann gibt es wiederum kleine Orte, wo der alte Ortskern noch relativ gut erhalten ist.
Als wir die EN222 erreichen sind wir auch begeistert. Eine kurvige Straße, entlang an einem Fluss. Wir fahren zwischen 200 und 400 Höhenmetern immer am Fluss entlang. Große gepflegte Häuser, kleine Häuser, alte Häuser, Neubauten. Wenig Leerstand. Nicht so wie in Porto, wo die Häuser leer stehen. In den Gärten blühen noch u.a. Bougainvillea und Prunkvinden sind überall zu sehen. Dann fahren wir an Weinbergen entlang, an Olivenbäumen und dann auch an kleinen Wäldern von Eukalyptusbäumen. Darüber bin ich immer noch am meisten fasziniert. Das es hier Eukalyptusbäume gibt, hätte ich nie vermutet. So gleiten wir dahin. Das hier auch die Orte dicht an dicht sind, das fällt nicht so stark auf, weil immer mal wieder drei bis fünf Kurven dazwischen liegen. So vergeht der Fahrtag wie im Fluge und wir verlassen die EN222 um nach Lamego zu kommen. Dort ist ein Campingplatz.
Als wir auf den Hof von dem Campingplatz fahren bin ich überwältigt. Was für ein Gebäude! Ein großes, gepflegtes Herrenhaus. Der Platz davor sauber geharkt, drei Wohnwagen parken hier. Eine kleine Bar mit Tischen und Stühlen steht an einem Hang. Ich möchte nicht wissen, was wir hier bezahlen sollen.
Micha geht rein und kommt kurze Zeit später wieder raus. Ich soll auch reinkommen, es ist im Haus wesentlich kühler und wir müssen noch kurz warten. Bei über 30 Grad eine hervorragende Idee.
Die Dame von der Rezeption geht in ihrem Beruf auf. Sie erklärt gerade dem französischen Paar vor uns, wo sie was finden, was sie hier machen können, das WiFi Passwort (praktisch, Dank Schulfranzösich verstehe ich das ein oder andere, also fix angemeldet…und es funktioniert auch noch!). Dann sind wir dran und sie erzählt nochmal alles, was sie dem Paar aus Frankreich auf französisch erzählt hat, nur auf englisch. Außer den beiden Sprachen kann sie auch noch spanisch. Deutsch will sie lernen. Na dann.
Wir bezahlen 20 € die Nacht. Normaler Preis. Und der Platz für das Zelt ist auch klasse. Direkt unter einem Feigenbaum. Wir dürfen auch soviel essen wie wir wollen oder können. Herz, was will man mehr. Dann sind die Sanitärräume auch noch super. Volltreffer!
Das Zelt ist aufgebaut, mein Schatz hängt im Baum und erntet Feigen als wir Motorräder hören. Neugierig wie wir sind schlendern wir vor. Zwei alte BMW stehen da. Englisches Kennzeichen. Und auf den Koffern stehen sehr viele Länder und Jahresdaten mit Edding notiert. Da war jemand lange unterwegs. Na da sind wir ja mal gespannt.
Als die zwei Motorräder bei uns am Zeltplatz ankommen sehe ich, das es ein Paar ist. Wie schön! Und dann haut es mich fast aus den Gummicrocks. Ich werde auf Deutsch von der Frau angesprochen. Die Beiden kommen aus England, ja, aber Birgit – so ist der Name der Frau – kommt gebürtig aus…. Bremen! So klein ist die Welt.
Die Beiden bauen ihr Zelt auf. Danach trinken wir einen Kaffee gemeinsam. Micha fragt nach der Beschriftung der Koffer und Sam und Birgit erzählen. Wie Sam mit dem Motorrad ein paar Jahre (8 Jahre) schon unterwegs war, seine Erlebnisse, als er Birgit als Radreisende kennenlernte, die dann mal „eben“ auf Motorrad umsattelte, obwohl sie seit dem Führerschein nicht mehr gefahren war und das sie dann noch gemeinsame Jahre unterwegs waren. Ihre Erlebnisse. Ich bin platt. Nach der Weltreise ist Birgit dann auch noch nach England gezogen. Was für eine Frau! Und dann kommt noch eine Überraschung. Sam erzählt von einer Freundin aus England, die mit einer 125er Island bereist. „Heißt die Helen?“ frage ich. „Yes“ sagt Sam. Wir erzählen dann, das wir Helen kennengelernt haben, wir die gleiche Fähre zurück hatten und wir auf Facebook befreundet sind. Kurz ein Gruppenbild und fix zu Helen mit Grüße.
Natürlich hatten wir auch viele Fragen. Wie sie das gemacht haben mit Arbeit, Unterkunft und und und. Dann fragen sie uns natürlich, was wir bereits erlebt haben. So vergeht der Rest des Tages im Schweinsgalopp. Die Beiden laden uns zu Tapas ein und wir gehen nach vorne zu der kleinen Bar. Dort reden wir weiter. Als sich der Tag neigt schlendern wir zu unseren Zelten und bleiben noch einen Augenblick oben an einem kleinen Aussichtspunkt stehen. Der Blick ins Tal mit den Straßenlaternen, die durch ihr warmes Licht alles in ein schönes Licht tauchen, die Grillen die zirpen, die laue Luft. Ein perfekter Abend.
Es ist auch schön eine Frau gegenüber zu haben, die ebenfalls so „verrückt“ war (…wesentlich verrückter als ich… äußerst positiv verrückt). Mich bewegen auch einige Dinge und Fragen und nun jemanden zu haben, der auch das gleiche erlebt, fühlt. Sich auszutauschen. Das ist so schön.
Es ist 7 Uhr morgens und die Kapelle spielt ihr Lied. Oder eher ihr Glockenspiel schallt zu uns rüber. Ein schönes Glockenspiel, eine Stunde später wäre es noch schöner. Es ist Sonntag. Was liegt an? Wir können uns noch nicht so ganz entscheiden ob wir weiter fahren, dann würden wir nicht nach Pinhao kommen, da das durch den angefahrenen Campingplatz nicht mehr in unsere Route liegt und wir, wenn wir den Umweg fahren, mit Motorradsachen und dem kompletten Gepäck dort sind. Mhhh…
Birgit und Sam machen sich bereits auf den Weg. Sie wollen auch nach Pinhao. Allerdings mit dem Zug. Der Zug soll auch durch das Tal fahren, wo es keine Straße gibt. Man kann dieses Tal nur vom Fluss aus oder halt von der Bahn aus sehen. Als die Beiden los düsen beschließen wir hier zu bleiben. Wir müssen (müssen wollten wir eigentlich nicht, aber jetzt ausnahmsweise doch, da wir eine Ferienwohnung gebucht haben… später mehr) am Montag in Vale da Galega sein. Da wir schlecht abschätzen können, wie lange wir zur Wohnung brauchen, war auch ein Gedanke, heute weiter in die Richtung zu fahren.
Schlussendlich bleiben wir unter dem Feigenbaum und entscheiden uns für die Bootsfahrt. Nun ist kein halten mehr. Da es heute wieder bis zu 34 Grad warm werden soll nutzen wir noch den „kühleren“ Vormittag. Wir nehmen Bobber und los geht die Fahrt. Die Anfahrt ist schön. Wieder am Fluss entlang mit seichten Kurven, an einem Stauwerk vorbei.
Als wir am Ort ankommen ist es 10:35Uhr. Die Boote fahren ab 10:30Uhr alle Stunde. Das erste Boot ist schon weg. Aber es gibt anscheinend noch einen anderen Anbieter und was für eine Freude – der legt um 11:00 Uhr ab. Das passt alles wieder hervorragend.
Die Bootsfahrt ist schön. Die Weinberge, die Ufer mit ihren Bäumen und Steinen, eine Brücke, die über einen Nebenarm führt, Bienenstöcke, die zwischen Felsen gelb leuchten. „Ein Schmaus für die Augen“ Ja, das ist es.
Eine Stunde später legen wir wieder an. Die Sonne strahlt mittlerweile gnadenlos von oben. Wir haben bestimmt schon über 30 Grad. Da hilft auch der Lichtschutzfaktor 50 nichts mehr, die Sonne brutzelt auch da durch.
Wir treten fix die Rückfahrt an und sind froh, als wir im Schatten von dem Feigenbaum sitzen.
Als Birgit und Sam von ihrem Ausflug wiederkommen beschließen wir, auch heute Abend Tapas essen zu gehen. So haben wir wieder einen traumhaften Abend. Soviel Urlaubsstimmung hatten wir lange nicht mehr. Selbst jetzt, beim Schreiben, lacht und hüpft mein Herz.
Heute heißt es wirklich Adieu. Birgit und Sam reisen weiter und wir auch. Dank des Glockenspiels, das nicht nur Sonntags um 7 Uhr klingelt, sind wir früh auf. Bei den Temperaturen tagsüber ist es auch gut das Zelt früh abzubauen. Einmal feste drücken, alles Gute für alle weiteren Wege und auf geht es. Vielleicht sieht man sich mal wieder.
Die Sonne kommt gerade hinter den Bergen hoch und taucht alles in das goldene Licht eines Sonnenaufgangs. Es ist einfach traumhaft schön.
Gegen 9 Uhr machen wir halt bei einem kleinen Bäcker. Kaffee und Teilchen. Voll gegessen geht es weiter. Die Straßen sind wieder ganz unterschiedlich, die Dörfer und kleinen Städte ebenfalls.
Gegen Mittag rebeliert mein Magen. Mir ist speiübel. Ich habe heute morgen wohl einfach zu viel gegessen, das rächt sich jetzt. Und ich bin auf einmal Hunde müde. Wir machen eine 20 minütige Pause an einer Straße. Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zur Ferienwohnung. Mittlerweile sind wir bei 31 Grad. Als wir in das eine Tal einfuhren, ging das Thermometer sogar auf 34,5 Grad.
…so lautet die Aussage vom Navi… Ziel erreicht… und wir stehen in einer schmalen Straße und fragen uns, ob wir die Ferienwohnung je finden. Dann fällt mir Maps.me ein und ja, dort ist die Wohnung auch eingetragen. Knöpfchen gedrückt und …das Ziel liegt 105m entfernt… und dann sehen wir die kleine Straße, die steil hoch geht und eine leichte Linkskurve macht. Das hätte ich im Leben nicht gefunden. Micha fährt vor und ja, wir sind richtig. Die Gasse ist so schmal, hier passt nur ein kleines Auto durch. Aber urig und gemütlich schaut es aus.
Da wir über eine Stunde zu früh sind und die Wohnung noch nicht fertig ist, stellt uns die Wirtin zwei Stühle in den Schatten. Nichts tun ist jetzt eh das Beste.
Als wir in die Wohnung können, sind wir zufrieden. Einfach, sehr sauber und gemütlich. Hier werden wir uns wohlfühlen. Die Aussicht ist auch schön. Herz, was will man mehr. Und jetzt freue ich mich auf die Tage. Ein wenig Filme schneiden, Equipment reinigen und pflegen, Blog schreiben und dann… einfach Nichts machen!
Der Hofhund passt auf.
Abendstimmung in Vale da Galega
Abfahrt aus der Wohnung. Gestern Abend haben wir noch mit unseren Vermietern gesprochen. Als wir hinten in den Gaten gegangen sind, war Jose gerade damit beschäftigt, Kisten mit leeren Flaschen auf einen kleinen Anhänger zu laden. Micha fragte, ob eine große Feier war (aufgrund der leeren Sekt- und Weinflaschen konnte man das ja auch annehmen). Nein, er würde kein Alkohol trinken. Er macht seinen eigenen Traubensaft und dafür braucht er die leeren Flaschen, die er jetzt alle reinigt. Er hat uns dann die einzelnen Schritte für den Traubensaft erzählt und wie er das macht. Was für eine Arbeit. Er hat uns eine Flasche geschenkt. Er schmeckt süß und wirklich nach Frucht. Micha hatte die Landkarte mitgenommen, da Jose ihm noch gesagt hatte, das er ihm ein bis zwei Straßen zeigen könnte, die sich zum Motorradfahren eigenen. Als Micha auf das Thema kam, hab ich mich von Jose verabschiedet und spurtete davon, da ich gerne das goldene Licht der Abendstimmung mit der Kamera einfangen wollte. In dem Moment habe ich überhaupt nicht nachgedacht, das ich vielleicht mal zuhören sollte. Als ich aus meinem Fotowahn erwachte, ging ich nochmal nach hinten zu den Beiden. Sie waren bereits fertig. Ich entschuldigte mich erstmal bei meinem Schatz. Er hatte sich schon gewundert, das ich auf einmal weg war. Micha erzählte mir dann noch, das Jose sagte „Je kürzer die Straßennamen sind, desto älter die Straßen“.
Am Eingang zu der Ferienwohnung hatte ich beim fotografieren eine Nische in der Mauer entdeckt, die mit einer kleiner Wäscheleine mit Anziehsachen aus Holz dekoriert war. Daneben ein großer freier Platz. Mir viel ein kleines Häuschen auf, das auf der Treppe stand, als wir ankamen. Also fragte ich ihn, was diese Nische wäre? Ganz einfach. Der Briefkasten. Er holte das Häuschen raus und zeigte es uns. Ein toller Briefkasten.
Seine Frau Olga gesellte sich dann noch zu uns. Wir unterhielten uns über Land und Leute. Bei der Anreise hatten wir viele schwarze Stämme auf den BERGEN gesehen. Ganze Hügelketten ragten die schwarzen schmalen Stämme in den Himmel. Sie erzählten uns dann, das im letzten Jahr ein fürchterlich Brand war. Viele große Bereiche verbrannten. Da hauptsächlich Eukalyptusbäume hier wachsen – das wächst wie Unkraut sagte Jose – würden durch die ätherischen Öle die Brände beschleunigt und die Bäume würden binnen von Sekunden lodern. Andere Bäume, z. B. Korkbäume, brennen nicht so schnell. Der Brand zog auch in ihr Tal und ging knapp an ihrem zu Hause vorbei (als wir am nächsten Morgen noch eine kleine Runde um das Haus gingen, sahen wir noch den Rest der Brände, keine 500m entfernt…). Wir kamen dann auf ihr Haus zu sprechen. Es war vor sieben Jahren noch eine Ruine. Ob es Bauvorschriften gibt und und und. Es war so interessant. Informationen aus erster Hand über die Gegend, die Lebensweise der Portugiesen und noch so viel mehr. Aber es hilft nix. Morgen geht es weiter.
Noch fix das ein oder andere Bild bearbeitet.
Die ToDos sind alle erledigt und frisch erholt machen wir uns auf den Weg. Über Nacht haben wir noch ein zwei Filme geladen. Man weiß ja nie, wann man wieder Internet hat und zwischendurch mal einen Film schauen ist sehr schön.
Als wir um 10:15 Uhr los fahren haben wir bereits 20 Grad. Es wird wieder ein warmer Tag. Die Straßen sind wieder herrlich zu fahren. Kurven, kleine und große, über Land, durch kleine Dörfer. Die EN2 – die alte EN2 ist wirklich schön. Als wir dann auf die EN238 kommen bin ich ganz verzückt. Was für eine Straße. Kurvenreich und wunderschöne Ausblicke. Dann sehen wir auf einmal ein Tal, wo die Berge lauter Terrassen haben. Was in anderen Ländern Weinanbaugebiete ist hier Eukalyptusanbaugebiet. Eukalyptusbäume werden u.a. für die Papierherstellung genutzt. Die Berge sind bis zu Spitze mit Terrassen bestückt. Was in Spanien ein gepflügtes Tal wegen Abbau ist hier ein gepflügtes Tal mit Anbau… Wahnsinn.
Als wir später in einem größeren Tal fahren, sehe ich Männer auf einem Fels stehen. Auf dem Feld sehe ich im ersten Moment nur hohes Unkraut und ich frage mich, was die dort ernten wollen. Bei genauerer Betrachtung sieht man dann Tomatenpflanzen. Die sind definitiv Bio.
Heute ist der Tag der Erlebnisse, was Anbau und Ernte angeht. Wir fahren an Bäumen entlang, wo die Stämme geschält sind. Das habe ich noch nie gesehen. Micha klärt mich dann auf. Es sind Korkeichen, aus der Schale wird Kork hergestellt. Die Bäume haben Nummern auf den Stämmen notiert. Neugierig geworden schauen wir am Abend auf YouTube ein Video über die Korkgewinnung. Wirklich interessant und die Zahlen zeigen das Jahr an, wann der Baum „geerntet“ wurde. Erst in 9 Jahren darf er wieder geerntet werden.
Und nun sind wir auf einem großen und sauberen Campingplatz und sind froh, das wir Schatten haben. Das Thermometer zeigt 31,5 Grad.
Am Morgen steht das Zelt dann in der Sonne. Der Abbau ist fix erledigt und so kommen wir nicht arg ins schwitzen.
Samstag morgen. Heute geht es nach Lissabon. Micha und ich bekommen es immer wieder hin, eine Stadt an einem Sonntag zu besichtigen. Dadurch das wir keine festen Termine haben und einen Tag nach dem Nächsten genießen vergessen wir die Wochentage. Und ob Krakau, Danzig, Tallin oder Riga, diese Städte wurden Sonntags besichtigt. Porto hatten wir ausnahmsweise mal nicht an einem Sonntag besichtigt.
Je näher wir Lissabon kommen je mehr Müll liegt an den Staßenrändern. Die Parkplätze und Buchten sind richtig zugemüllt. Hauptsächlich Plastikmüll. Vorher war einem das nicht wirklich aufgefallen. Micha und mir fällt jeden Tag der Verpackungswahn auf. Was wir beide an einem Tag für einen Müll produzieren ist der helle Wahnsinn. Was da an Müll bei einer Stadt anfällt….
Wir fahren durch die kleinen und großen Vororte. Kurvenreich. Warum wir das nicht ausstellen und uns durch die engen Gassen und den Stadtverkehr quälen? So sieht man was von den Städten. Wie die Menschen leben, die Häuser/Wohnblöcke, Spielplätze und Parks, wo und wie die Restaurant aussehen, die Einkaufsmöglichkeiten. Und die Menschen selber die zu Fuss durch die Stadt hetzen oder langsam schlendern, die alten Herren, die am Straßenrand im Cafe sitzen und alles beobachten. Man kann sovieles sehen. Leider auch Leid. In einem Ort fuhren wir eine Straße, wo ein Slum war. Links der Fluss, der Slum, dann die Straße und rechts dann große und relativ gepflegte Wohnblöcke. Das habe ich nicht erwartet.
Der Campingplatz von Lissabon ist riesig. In der Rezeption gibt es einen kleinen Stau und wir kommen mit einem Ehepaar aus Deutschland ins Gespräch. So vergeht die Zeit im Flug. Nachdem alle Formalitäten erledigt sind können wir uns einen Platz im Bereich der Zelte auswählen. Die Zeltwiese liegt an einem Hang. Fichten und Eukalyptus spenden Schatten. Was uns ein wenig irritiert ist das an jedem Stellplatz für Wohnmolie & Co. Bänke stehen. Bei dem Areal für Zelte stehen leider keine. Was für ein Hohn. Die Wohnmobile & Co. haben grundsätzlich alles dabei (ist ja eine rollende Einzimmerwohnung) und die Leute die mit Zelt reisen haben meistens weniger Platz für einen Tisch und Stühle. Da hat jemand nicht wirklich nachgedacht. Micha entdeckt aber am Ende des Zeltplatzes eine Bank. Die Einzige auf diesem Platz. Glück gehabt.
Ich möchte noch gerne Schlafsäcke in einen Waschmaschine stecken und trabe los. Da der Platz groß ist dauert es, bis ich wieder am Zelt bin. Vielleicht hätte ich mal gleich auf den Plan gucken sollen. Ich habe die Landry natürlich nicht gefunden. Das was ich gefunden hatte war leer. Nur noch die Anschlüsse.
Ein Blick und – na klar – im Bereich des Restaurant/Minimarkt. Jetzt nehme ich gleich die Säcke mit. Auf geht es…. 400m weiter fällt mir auf, das ich das Waschmittel vergessen habe. Also nochmal zurück. Jeder Gang hält schlank… nicht zur Strafe, nur zur Übung… das sind meine Gedanken. Bei soviel Blödheit geschieht mir das ganz Recht. UNd es geht hier immer Berg rauf und Berg runter.
Die Waschmaschine läuft (war ziemlich amüsant, zwei Damen aus Frankreich hatten mit der Dame vom Waschsalon Verständnisprobleme. Ich habe dann die Worte der Dame vom Waschsalon mit anderen Worten erklärt so dass die französischen Damen sie verstanden. Es fällt mir wieder auf, das Franzosen wenig englisch sprechen oder sich weigern). In einer Stunde kann ich wieder los zuckeln und unsere Sleepingbags holen.
Relativ in der Nähe des Waschhauses steht ein kleines Zelt und davor eine 1150er. Mit Kennzeichen FB aus D. Ich finde es schön andere Mopedfahrer zu treffen. So quatsche ich ihn an und am Abend sitzen wir zusammen. Allan, so heißt er, ist 70 (!!!) Jahre alt, hat vor 7 (!!!) Jahren den Schein gemacht, sich das Motorrad gekauft und ist nun immer ein paar Wochen im Jahr unterwegs. Er hat bereits über 100.000km auf die Maschine gefahren. Was es alles Verrücktes gibt. Wir haben einen netten Abend.
Heute geht es in die City. Die Bushaltestelle ist keine 500 m entfernt. Den Busplan haben wir und auf geht es. Als wir kurz vor der Bushaltestelle sind sehen wir den Bus und der fährt uns vor der Nase weg. Mh… entweder er war zu früh oder wir haben uns verguckt…. Nein, alles richtig bei uns. Na, der Nächste kommt in 20 min. Ein weiterer Urlauber kommt zur Haltestelle. Er begrüßt uns auf Deutsch und er hat des Rätsels Lösung bezüglich des Zeitplans. An der Seite von den Bushaltestellen stehen Zahlen wie 10 oder 15. Es sind Minuten. Wenn ich jetzt an der 20ten Bushaltestelle stehe muss ich diese Zahlen (Minuten) von den Blöcken addieren, bis ich bei meinem Block mit meiner Bushaltestelle bin. Diese Minuten muss ich dann zu der Uhrzeit der jeweiligen Bushaltestelle addieren. Bekloppter geht es nun wirklich nicht mehr.
Die Fahrt dauert über 45 Minuten und kostet 3,70€, für uns Beide. Wir mögen es mit dem Bus zu fahren. Die Zeit vergeht schnell.
In der City angekommen suchen wir uns eine Bushaltestelle für den Hop on Hop off Bus. Die ist bald gefunden und so geht die Reise los. Erstmal die „Blaue Linie“. Diese fährt an den Stadtrand, am Flughafen vorbei. Von dem Expo-Gelände bis Museen ist alles dabei.
Nachdem die blaue Runde fast zu Ende ist hält er an der Station 1 und parkt ein. Das irritiert uns dann ein wenig. Er hat Pause. Das haben wir auch noch nicht erlebt. Normalerweise geht es immer Hand in Hand weiter. Hier ist es also anders. Na dann steigen wir in die rote Linie um die gleich kommen müsste. Die rote Linie fährt am Fluss entlang und durch die City. Als wir an der Markthalle ankommen nehmen wir die nächste Ausstiegsmöglichkeit und schlendern zu der Halle.
Hier gibt es einen Bereich mit vielen kleinen Restaurants. Viel Trubel, viele Gerüche und das Essen sieht einfach lecker aus.
Also ersteinmal etwas essen. Es gibt eine Pizza. Nicht gerade günstig, aber sehr lecker. Zum Nachtisch gibt es die kleinen, mit Vanillepudding gefüllten Blätterteigtörtchen (eine Spezialität). Ich könnte mich da rein setzten, sowas von lecker!
Vor der Markthalle sehen wir diesen LKW. Er fügt sich gut an die Wand an.
Satt und zufrieden schlendern wir Richtung Praca do Comercio (Platz des Handelns) und gehen durch das große Tor in die Straße. Die Geschäfte haben geöffnet und die ganzen Shoppingbegeisterten stürmen die Läden.
Bei einem Apple Store machen wir halt und nun bin ich Besitzerin von AirPods. Diese Kabellage hatte mich die letzen Male so geärgert, das ich kurz davor war, die zu zerstören. Die Blutooth-Kopfhörer (ich hatte beide Varianten mit) waren meistens ziemlich schnell leer und brüllten mir dann in das Ohr „Battery low“. Das hat nun alles ein Ende.
Wir schlagen langsam den Weg in Richtung Bairro Alto ein. Das ist ein altes Viertel in Lissabon, bekannt für seine kleinen Bars und Restaurant, die in den kleinen Gassen sind. Der Weg dorthin ist schon schön.
Wir werden nicht enttäuscht und tummeln uns sehr lange in den Gassen herum.
Den krönenden Abschluss bildet die kleine Straßenbahn.
Ein tolles Model !!! 🙂
Von Michas Fotos bin ich immer wieder begeistert, daher fotografiere ich in der Stadt seltener. Ich fotografiere gerne kleine Details, das merke ich immer mehr.
Es ist bereits früher Abend, die Füße sind warm gelaufen, die Beine werden langsam schwer. Auf zur Bushaltestelle. Aber wo ist die jetzt? Dank einer Baustelle wird der Bus umgeleitet und die jetzt angesteuerten Bushaltestellen sind nicht ausgeschildert. Was jetzt beginnt werden wir lange nicht vergessen. Der gefragte Polizist hält einen Bus mitten auf der Straße an und fragt ihn, zeigt uns eine Richtung an. Dort finden wir auch keine Bushaltestelle. Andere Touristen gefragt, die alle nicht die Linie fahren müssen und somit das Problem nicht haben, in einen Bus mit der gewünschten Nummer springen wir rein und fragen, ob man nun in die richtige Richtung fährt, wieder raus und zu der beschriebenen Stelle. Dann endlich geschafft.
Ein schöner Tag neigt sich mal wieder dem Ende. Und Micha hatte noch eine super Idee. Er hat die Hop on Hop off Tickets (die gelten immer für 48h) weiter verkauft für die Hälfte. So waren es anstelle von 44 € nur noch 22 €. Fein!
Heute geht es weiter. Wir werden ein kurzes Stück über die Autobahn fahren, da nur diese über die Brücke führt und wir in diese Richtung wollen. Natürlich könnten wir auch um die Bucht fahren, aber das wäre schon ein ganz schön weiter Weg. Also heute die kurze Variante gewählt. Der Blick von der Brücke ist schön. Man sieht den Hafen, die Christus-Statue (Rio de Janeiro in Kleinformat) und hat Blick auf das Meer.
Über Landstraßen geht es weiter nach Setúbal. Von dort geht es mit der Fähre nach Tróia.
Das liegt auf einer kleinen Landzunge. Eine Landzunge wie in Danzig nur das diese hier unseren Vorstellungen entspricht. Links Wasser und rechts Wasser mit SICHT auf das Wasser. Nur der Zipfel ist bebaut, hier sind auch Hotels und Co angesiedelt aber dann Natur und nur die Straße. Sehr schön.
Wir fahren über kleine Straßen an der Küste entlang. Die Straßen führen durch sanfte Hügel, kleinere Berge.
Dann kommen wir in Täler. Dann sind Felder und Plantagen da. Hier stehen sehr viele Limonenbäume. Die Berge sind teilweise komplett bis zur Spitze mit Wein, Limonenbäumen und Olivenbäumen bepflanzt. In den großen Gewächshäusern sehen wir Mangobäume. Hier wird es beim fahren einfach nicht langweilig, weil die Landschaft sich immer wieder abwechselt, auch wenn die Straße mal gerade sind gibt es immer etwas zu sehen. Da ist in einem Tal auf der linken Seite alles verbrannt, der Hügel ist noch schwarz, Baumstämme in schwarz ragen in den Himmel. Der Boden leuchtet in seiner Lehmfarbe, da wo kein verbranntes Gras steht und rechts in dem Tal sind in Reih und Glied Weinreben und Obstbäume gepflanzt. In sattem grün leuchten sie von den Hängen.
Irgendwann fahren wir wieder weiter an die Küste und die Straße führt an das Wasser und dann haben wir auf einmal freien Blick auf das Meer. Eine Steilküste liegt vor uns. Was für ein Ausblick. Die Straße führt durch einen kleinen Ort, es geht steil bergab und dann haben wir Blick auf eine Bucht. So eine wunderschöne und malerische bucht habe ich lange nicht gesehen. Wow.
Der Weg führt uns weiter an der Küste entlang, der Bodenbelag wandelt sich in Schotter. Dann höre ich nur über Funk „Ohhh, tut mir Leid Schatzi“. Die vor mir liegende Kurve besteht aus Sand. Nichts als Sand. Mein Freund der Sand. Hilft nix. Blickrichtung, Gas mit Gefühl und durch. Es geht. Warum auch nicht? Micha fragte mich zwischendurch „Alles ok?… mhhh… Du bist konzentriert“. Ja, das war ich und dann bin ich immer ganz ruhig. Mein Gedanke als ich merkte, das ich ein wenig ins schlingern kam: Nee, heute nicht. Sandspiele sind vorbei. Und was soll ich sagen: Hat geklappt!!!
In dem kleinen Ort Rogil tanken wir und kaufen für den Abend ein wenig ein. Es gibt sogar mal alkoholfreies Bier. Das wird ja ein Festabend heute. Der Platz liegt nicht direkt am Strand und ist mal wieder sehr groß. 1500 Stellplätze. Zum Glück sind wir in der Nebensaison.
Hier lernen wir einen Hamburger kennen, einen jungen Burschen, der bereits seit 5 Jahren immer mal wieder hier ist und jetzt ganz auswandern möchte. Dank vermieteter Häuser durch ein Erbe ist das Einkommen gesichert und er möchte sich hier etwas Neues aufbauen. Auf der faulen Haut liegen ist nicht seins. Spät am Abend hören wir noch zwei Motorräder. Da es bereits dunkel ist erkennen wir nur Umrisse. Auf jedenfall zwei VStrom und die Eine wird von einer Frau gefahren. Die zierliche Statur kann nur von einer Frau sein. Am nächsten Morgen ist es bestätigt. Eine Ehepaar aus den USA die auch auf einer zweimonatigen Tour sind. Smalltalk auf Englisch geht immer besser bei mir.
Unsere Reise führt uns heute weiter Richtung Sagres. Den südlichsten Punkt Europas. An der Algarve weiter. Na dann. Die Landschaft ist wieder abwechslungreich. Hach. Portugal gefällt uns. Und heiß ist es hier. Wir haben bereits 27 Grad um 11Uhr. Höchsttemperatur heute 34,5 Grad.
Als wir an der Küste ankommen sind wir umgeben von Touristen. Und viele Surfer tummeln sich hier. Der strahlend blaue Himmel, das dunkle Meer, die Klippern und die kleinen Buchten die zu unseren Füßen liegen sind einfach schön. Wie aus einem Bilderbuch.
Als wir an dem Leuchtturm an der Spitze ankommen steht dort eine Bratwurstbude.
Mit Zertifikat geht es weiter. Wir wollen hier auf dem Campingplatz nicht bleiben. Er liegt relativ weit vom Meer entfernt und ist zu Fuß nicht zu erreichen, dann brauchen wir hier auch nicht bleiben.
Weiter geht die wilde Fahrt. Weg von der Küste und in das Inland. Jose hatte uns das empfohlen. Als wir in ein Tal gelangen sehen wir große Vögel in einem Schwarm ihre Kreise drehen. Es sind alles Störche. Wahnsinn. Das habe ich noch nie gesehen. Es ist sehr beeindruckend. Als wir anhalten und einen Blick in das Tal auf die Wiesen werfen sehen wir überall Störche sitzen. Wir hatten auf dem Weg nach Lissabon viele Nester in den Strommasten gesehen und wussten somit, das es hier Störche gibt, aber so viele? Noch mehr als in Griechenland oder Kroatien. Wahnsinn.
Mangels eines Campingplatzes müssen wir doch wieder an die Küste. Der Platz ist wieder riesig. Schade, das auf dem Boden zwischen den Nadeln der Fichten auch immer wieder Papier liegt. Hier könnte mal wieder geharkt werden. Schön ist es nicht. Aber die Sanitärräume sind sauber. Was will man mehr?!?
Wie die Landschaft bei unserer Fahrt heute war? Wie die Tage vorher. Schön und abwechslungsreich. Ich versuche es in den Videos immer ein wenig einzufangen. Ich hoffe, das es mir gelingt. Und jetzt ist Ruhetag angesagt. Kaffee trinken, Musik hören, Bilder bearbeiten und den Tag genießen. Als wir so vor dem Zelt sitzen kommt ein Paar auf uns zu und grüßt uns. Ob wir schon lange unterwegs sind. „Ja, ein paar Tage sind das schon…“ und dann outen wir uns mit 8 Monaten und die Beiden outen sich mit über 12 Monate. Wir lachen. Uwe und Sabine waren auch erst mit dem Motorrad (mit EINER F800GS zu ZWEIT mit Camping) unterwegs. Nach einem kurzen Zwischenstopp sind sie jetzt mit Ihrem (absolut coolen) Auto unterwegs mit Zeltdach, der Weg führt sie auch nach Marokko. Sabine und Uwe schreiben auch Blog. „Follow the blue sky“ ein toller Name. Sie erzählen uns, wie der Name entstand. Es macht uns soviel Freude miteinander zu schnacken, das wir gar nicht merken, das es bereits ein Uhr morgens ist.
Am nächsten Morgen sind Micha und ich gerade am Abbauen als Uwe kommt und fragt, ob wir gemeinsam frühstücken wollen. Na klar, super Idee. Fix die vorhandenen Frühstückssachen geschnappt und ab zu den Beiden. Es gibt sogar ein Ei und Obstsalat. Luxusfrühstück. Wie am Abend vorher reden wir, erzählen von unseren Erlebnissen, den Eindrücken und wie froh wir sind, das wir das Erleben dürfen. Was soll ich sagen. Gegen Mittag entscheiden wir uns dann doch noch zu bleiben. Es ist einfach so schön mit den Beiden. Unter anderem haben wir neue Begriffe wie „Camper TV“ oder die „Camper Serie“ startet gleich. Wir vier haben den gleichen Humor. Hach, ist das herrlich!
Heute Abend wird kurzerhand gegrillt. Uwe hat einen Faltgrill mit (das kannte ich noch nicht, da war ich hin und weg). Da ich noch in meiner Motorradhose am Tisch sitze (am Tag der Abreise ziehe ich immer gleich die Klamotte an, weil ich keine Lust habe mich umzuziehen… da bin ich etwas faul… jetzt wird es allerdings langsam ziemlich warm) biete ich mich an eben einkaufen zu fahren. Gesagt getan, die Koffer von Bobber leer gemacht und Abfahrt. Keine 4 km weiter ist eine Einkaufsmöglichkeit. Da es kein Grillfleisch gibt, werde ich kurzerhand selber marinieren. Das Tzatziki wird auch selber gemacht. Baguette und von Sabine ein leckerer Salat runden das Ganze ab. Uns geht es so richtig gut. Wir sitzen bis spät in der Nacht zusammen.
Aber heute, da geht es weiter, mit einem Tipp „Must see“ in Spanien. Gegenüber von Sabine und Uwe war ein sehr freundlicher holländischer Camper (Uwe nannte ihn kurzerhand den holländischen Platzwart, weil der nette Herr alles im Blick hatte) und dieser sagte uns, das es im ersten Ort von Spanien ein Museum gäbe, wo die Schiffe von Columbus nachgebaut wurden und zu besichtigen sind. So haben wir ein Ziel.
Gegen 10:30Uhr reisen wir weiter. Eine herzliche Verabschiedung und wer weiß, wo wir uns wieder sehen.
Micha navigiert uns sicher zu dem Museum. Das liegt in Spanien.
Adeus Portugal. Du hast uns sehr gut gefallen und wir kommen gerne wieder. Insbesondere die Allgarve… Die Berge, die Wälder und die Küste mit dem tiefblauem Meer…