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Tag 2

Ein lang gehegter Wunsch von mir ist es, auf den Brocken zu steigen. Ich war noch nie da. Micha schon zweimal.

Jacke an und von dem Wind die Mütze vom Kopf pusten lassen; so soll es am Brocken sein. Sehr windig. Also Stiefel schnüren und dann los.

S T O P P

Welche Route wollen wir denn da hoch nehmen, wo soll der Einstieg sein? Ok. Ich wollte damals mal alleine auf den Brocken laufen und hatte mir Ilsenburg raus gepickt. Micha war vor Jahren im Winter mit einer sehr guten Freundin schon mal hier und erinnerte sich an einen traumhaften Aufstieg. Allerdings im Winter und mit viel Schnee. Na gut. Vor- und Nachteile der Wege. Der Weg hat nur 12km, das ist ein Rundweg, der ist nur Hin- und Zurück. Ja, Nein, doch vielleicht… wir sollten mal los.

Wir einigen uns auf den Weg, den Micha damals gegangen ist. Gesagt, getan. Aber erstmal muss ein Frühstück her. Also, rein in Otto und Abflug. Bei der Anfahrt zu unserer auserwählten Route zum Brocken sehen wir eine große Bäckerei mit vielen Tischen und großen Kaffeevollautomaten. Wunderbar.

Das Frühstück ist wirklich gut. Die Kaffeevollautomaten haben uns nicht enttäuscht. Leckere Brötchen, Aufschnitt gibt es genug und selbst das hartgekochte Ei ist frisch. Und dann dieser Tresen. Der Blick wandert immer wieder zu diesem Tresen. Da liegen aber auch so leckere Sachen… Blechkuchen (Originaler „Ossikuchen“ wie mir aus sicherer Quelle gesagt wird), Torten, Quarkbällchen, süße Brötchen, MOMENT: Quarkbällchen?!? Wie lange ist das Bitte her, das ich die gegessen habe??? Ein Traum. Die kommen mit. Und Micha macht gleich mit und nimmt sich auch Kuchen -natürlich den sogenannten „Ossikuchen“- mit. Zum Glück bewegen wir uns viel. Wer weiß wie wir beide aussehen würden, wenn wir immer so leckere Sachen essen.

Den Campingplatz von damals findet Micha ohne Probleme. Wir fahren ein Stück weiter. Otto möchte auch geparkt werden. Und damit er nicht irgendwo in der Walachei steht, werden keine Kosten und Mühen gescheut. 6€, das gibt die Reisekasse noch her. Es war nicht anders zu erwarten. Allerdings ist der Parkplatz auch direkt an einer Haltestation der Brockenbahn.

Wir nehmen unsere Rücksäcke und Stöcke und machen uns auf den Weg. Eine Brockenbahn steht bereits im Bahnhof. Eine Zweite kündigt sich mit lautem Geratter an. Die Dampflocks machen ihren Namen alle Ehre.

Ein netter Weg. Zwischen Bäumen schlängelt er sich den Hang hoch. Es riecht nach nasser Erde, das Gras und Moos zeigen ihre unterschiedlichen Grüntöne. Hier und da sieht man noch Menschen oder hört sie. Nach 30 Minuten tauchen Felsen auf. Die sehen aus, als ob ein Riese Domino gespielt hat. Beeindruckend.

Ich steuer selbstsicher auf einen „Weg“ zu, na gut, ich bahne mir einen Weg. Das war wohl falsch Frau Meyer. Micha amüsiert sich und holt erstmal das Handy raus. Navigation der schnellen Art (dieses wird noch öfter mal – bei anderen Anlässen – in Anspruch genommen). Zuverlässig und einfach. Old school mit Karte ist out.

Mein Retter:

Nachdem wir wieder auf dem richtigen Weg sind, geht es auf leichten Wegen Richtung Broken weiter. Das Wetter spielt auch mit. Ein wenig Sonne wäre auch schön, aber man kann nicht alles haben.

Irgendwann kommen wir auf die geteerte Straße, die jetzt nur noch zum Brocken hochführt. Schade, das ist nicht wirklich schön. Auf der rechten Seite sehen wir einen Pfad. Der Heinrich-Heine-Pfad. Wir biegen ab und gehen den Holzsteg entlang. Der ist nett angelegt. Links und rechts stehen große Steintafeln auf denen Sprüche, Verse oder für uns einfach nicht verständliche Dinge stehen. Das hier war der Einzige – für uns – verständliche Vers:

Wir sind anschneiden beide Kunstbanausen. Das macht uns aber nichts. Ist das Kunst oder kann das weg? Das kann weg!

Zurück auf der Straße sieht man immer mehr Menschen. Wo kommen die alle her? Wahnsinn, das ist vorher gar nicht so aufgefallen. Wir kreuzen die Bahnschienen und folgen der Karavane vor uns. Einmal noch um die Ecke und da sind wir. Höchster Punkt im Harz. Herzlich Willkommen. Die Sicht ist nicht sehr gut und der Wind ist eisig. Die Frisur sitzt…oder auch nicht:

Aber kein Regen. Auch mal schön. Einmal um die Gebäude und die Sicht genießen, noch ein paar Fotos mit uns und von uns. Als Beweis, wir waren hier:

So, dann mal wieder runter; es ist doch ein bisschen frisch. Als wir die Straße runterlaufen sehen wir noch dieses Schild:

Das machen wir glatt.

Wir biegen diesmal eher ab und steigen einen wunderschönen Weg herunter. Es geht steil Berg ab, am Anfang sind auch noch ein paar Holzstege da…

…die dann übergehen in ein ausgewaschenes Flussbett. Es sieht zumindest so aus. Toll. Richtig „kraxeln“. Das macht Spaß. Unten angekommen steht eine Truppe mit Bierflaschen und einem jungen Mann, der anscheinend seinen Junggesellenabschied hat. Herzlichen Glückwunsch, weiß der, was ihn erwartet? Mit Slippern und Jacket den Berg hoch… na ja, die Kollegen von ihm sind auch schon los; bewaffnet mit ihrem Bier. Ob die oben ankommen? Micha und ich gucken uns an und denken wohl das selbe.

Thema heiraten, es kommt irgendwie aufgrund des Junggesellen in Gespräch. Große Feier? Trimmbamburium mit Brautkleid und Smoking? Würde für uns Beide nicht in Frage kommen. Wenn, dann für uns, mit engster Familie und dann ist es gut. Zwei Doofe, ein Gedanke. Schön!

Irgendwann muss ich mich mal kurz in die Büsche verabschieden. Als ich zurück komme fehlt von Micha jede Spur. So, das war Zuviel mit dem Thema heiraten. Toll, wie komme ich jetzt zur Ferienwohnung??? …..die Brockenbahn, die höre ich, sie rauscht an mir vorbei. Es sieht fast wie auf einer Modelleisenbahn aus. Sehr schön, romantisch…. hach… Michaaaa???

Da taucht er aus dem Gebüsch auf. Puhhh… das ist schön. Er hat einen Film von der vorbeifahrenden Bahn gemacht. Also keine Flucht!

Zurück am Auto sind wir zufrieden. Ein wunderschöner Tag. Nun zurück und den Abend ausklingen lassen in der kleinen und gemütlichen Ferienwohnung.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. yamel

    Hallo zusammen, ich werde ganz neugierig nach der Beschreibung der ersten Tage.
    Sehr schön beschrieben! Ich will mehr 😃.

    Liebe Grüße aus Karlsruhe,
    Yamel

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