Der Auftakt von Hamburg hierher war doch ziemlich „frisch“. Und frisch geht es weiter in Kroatien.
Als wir am nächsten Morgen aufgetaut wach werden und aus unserem kleinen Zimmer raus schauen, laufen die Menschen dick eingemummelt an dem Fenster vorbei. Es hat auch wieder geschneit. Was tun? Wir wollen nicht in der Kälte hocken. Stadtvisite bei den Temperaturen ist auch nicht unbedingt ein Traum. Also Karte aufgeschlagen, in der Wetter App die Orte gecheckt, an denen wir vorbeikommen auf den Weg an das Mittelmeer. Es sieht alles nicht gut aus. Minusgrade, bedeckt, Schneefall… Wir sagen uns: Augen zu und durch.
Erstmal zur Tiefgarage und nach den Motorrädern schauen. Rosi und Bobber sind da und alles noch dran. Wie der nette Wirt gesagt hat, eigentlich eine gute Tiefgarage. Er hatte also Recht. Schnell noch das Geld schnappen (wir waren so vorausschauend und hatten Kuna mitgenommen …ich hatte diese allerdings am Abend im Topcase vergessen…), ein Brot zum frühstücken kaufen und damit ich während der Fahrt nicht verhungere, verspeise ich erstmal eine Art Berliner. Aber sowas von lecker… Kein „Luftgebäck“, keine „Fettbombe“ und kein Fettgeschmack. Njami…
Gegen 9:40 Uhr verlassen wir Zagreb. Die Tiefgarage hat uns schlanke 150 Kuna gekostet (rund 21€). Aber das sind uns unsere „Dicken“ auch wert. Sie sollen uns ja noch lange begleiten.
Auf in die Wärme. Immerhin haben wir 2 Grad Plus, kein Schnee und die Straßen sind gestreut. Es geht wieder quer durch die Stadt. Schnell auf die Autobahn Richtung Rijeka. Unser Endziel ist die Insel Krk. Natürlich erstmal eine Mautstation bei der Zufahrt zu der Autobahn. Hier sind wir in Übung und es geht Ruckzuck. Die ersten Kilometer laufen relativ gut. Die Temperatur sinkt allerdings stetig. Mittlerweile sind wir wieder bei Minusgraden angekommen. Na ja, reine Gewöhnung. Auf der Autobahn ist nicht viel los. Immer wieder tauchen Schilder auf mit dem Hinweis auf Schneefall, wegen Glätte sind gerade mal 60 bzw. 80 km/h erlaubt. Vor uns liegen die ersten Berge und ich sage zu Micha, oh, jetzt geht es wohl gleich los mit den Höhen. Seine Antwort: „Nein, das ist noch nicht mal der Anfang…“ Stetig kommen wir höher, die Umgebung kann ich allerdings nicht wirklich sehen, Nebel, was für ein Nebel. Als ob man nicht schon genug am Hut hat. So langsam werde ich wütend auf dieses Wetter… ich könnte jetzt…ahhh… da das auch nicht hilft, lächele ich in meinem Helm und sage „WUUSAAAA“… wer mich kennt, weiß was es bedeutet. Jetzt taucht am Straßenrand noch mehr Schnee auf. Bitte lass die Fahrbahn geräumt sein. Dann ein Schild, LKW und Motorräder sollen von der Autobahn. Wieso bitte das? Wir fahren weiter. Was bleibt uns anderes übrig? Wir überholen einen LKW. Na, vielleicht war da einfach ein Missverständnis beim Schilderlesen. Fahrschule ist ein wenig her ;). Wieder geht der Blick zu der Temperatur und ja, die eisgekühlten Finger geben die Temperatur korrekt wieder. Zur Zeit -5 Grad. Erstmal auftauen in einer Raststätte. Tanken müssen wir auch. Als wir dann absteigen und unsere „Rösser“ sehen, knutscht mich ein Elch. Bobber ist von vorne „gefroren“. Unglaublich. Die Scheibe, die Scheinwerfer, alles voller Eis. Oh Mann, und er ist bestimmt überall voller Salz. Egal, erstmal diese Etappe schaffen.
Nach einem kleinen Imbiss und einem warmen Getränk geht es weiter. Wir sind wirklich frohen Mutes und freuen uns auf das Ziel: Temperaturen über 0 Grad!
Erstmal kommt es aber noch kälter. -6 Grad, na ja, wir sind ja auch auf 868 Höhenmeter. Hoffentlich ist es bald vorbei. „Nur noch ein paar Kilometer“ sagt Micha mir ins Ohr. Zum Glück haben wir eine Pause gemacht, dann sind wir wieder frischen Mutes. Langsam verlassen wir die Berge, die Autobahn verlassen wir nach Zahlung der Maut und nun klart es sogar auf. Was für ein Glücksgefühl, das hinter sich zu lassen und alles heile und gut überstanden zu haben. Auf den Schildern hat sich das Zeichen von Schneefall auf den Hinweis „Wind“ geändert und ja, es IST windig. Ich glaub, ich werd oval. Das ist doch nicht wahr. Auf grader Strecke Schräglage. Unfassbar, wir nehmen echt alles mit.
Endlich steht der Name Krk auf der Fahrbahn. Ja, da wollen wir lang. Die Temperaturen steigen stetig. 5 Grad Plus! Ist das warm! Der Wind hat die Straßen getrocknet und hier und da lugt die Sonne raus! Jetzt wird es bestimmt besser.
Zu der Insel geht es über die Brücke. Maut bezahlen und Überfahrt. Zum Glück ist die Brücke breit genug. Der Wind rüttelt doch ordentlich und schubst einen ein bisschen. Als wir die Brücke hinter uns lassen, hört auch endlich der Wind auf. Ein Traum. Temperatur 9 Grad (!!!!!!) und trocken! Nun brauchen wir aber erstmal eine Waschanlage, wo wir unsere Motorräder abdampfen können. Sie sind beide weiß vom Salz.
Unser Endziel ist Baska. Dort soll ein schöner Campingplatz mit Hütten sein. Zum zelten ist es einfach noch zu frisch, auch wenn wir mittlerweile abgehärtet sind. Ein freundlicher Mann sagt uns, dass der Platz eigentlich noch geschlossen ist, keine Hütten vermietet werden, er uns aber ein Platz zum zelten geben könnte. Micha fragt nach einer Alternative. Er hätte noch ein Zimmer. Das Zimmer hätte auch ein Bad. 50€ zwei Nächte. Ok. Besser als zelten. Wir sollen ihm folgen. Das machen wir. Zu verlieren haben wir nichts. Wir halten vor einer wunderschönen Vila und er sagt uns, wir möchten die Motorräder hier abstellen. Ist das sein Ernst? Micha geht mit ihm mit um sich das mal anzuschauen. Ich warte unten. Nach kurzer Zeit kommt Micha runter und sagt: Passt alles. Super. Wir haben eine Bleibe. Schön! Wir laden ab und Micha zeigt mir den Weg. Zweiter Stock, Treppensteigen trainiert und dann ein Traum. Das „Zimmer“ ist eine richtig kleine, schön eingerichtete Wohnung. Bad, Küchenzeile, Schlafzimmer -sogar 2- und Balkon. Alles in hellen Tönen eingerichtet. Sauber und wirklich alles da. Vom Handtuch bis zum Geschirr. Sogar besser ausgestattet als unsere Ferienwohnung in Worpswede. Was für ein Glück. Und das für 50€ für zwei Nächte. Die Villa (und oben links ist unser Balkon):
Nachdem wir unsere Habseligkeiten verstaut und uns umgezogen haben wollen wir nur noch genießen und ein wenig am Strand schlendern. Ein leichter Wind weht und die Wellen rollen sanft in die Bucht. Das Geräusch, das die kleinen Steine von diesem Steinstrand machen wenn das Wasser wieder in das Meer läuft, ist einfach irre.
Wir suchen uns ein Plätzchen im Windschatten und genießen die Sonne:
Wir sind dankbar, das wir hier sind und das wir heile angekommen sind. Dazu gehört nicht nur Glück, sondern auch eine schützende Hand.
Ein neuer Tag ohne Schnee. Toll. Heute wollen wir wandern gehen. Gestern haben wir bei der Touristeninformation eine Karte und Tips bekommen. Auf geht es. Ein schöner Weg hoch zu der Kirche, die auf dem Felsen steht, dann weiter mit wunderbaren Panorama auf Baska und die anderen Inseln bzw. das Festland.
Hier auf dem Weg steht noch eine Ruine. An dieser Ruine soll ein Geocach liegen. Micha hat das schonmal gemacht, ich bin Neuling. Wir schauen hier im Mauerwerk und irgendwann sagt Micha: „Der Steinhaufen sieht unnatürlich aus“. Und da hat er Recht. Dahinter liegt der Cach. Schatz, Du bist Spitze!
Zwischen Pinien, Laubbäumen und viel Steinen windet sich der Weg. Wer diese ganzen Mauern wohl aufgebaut hat? Die Geschichte von dem alten Ort Baska haben wir gelesen, die Ruinen teilweise gesehen, daher diese ganzen Mauern und Terrassen. Alles von damals? Dann sind auf einmal keine Bäume mehr da. Vor uns liegt eine wahre Mondlandschaft. Wie auf der Tafel angekündigt:
Wir wollen dort lang, zum Hlam. Der Berg ist von hier noch nicht zu sehen. Und hier trifft uns ein alter Bekannter: Wind. Eiskalter Wind der einem in das Gesicht schlägt. Vorher waren wir gut geschützt, jetzt, auf der freien Fläche weht er uns gnadenlos um die Ohren. Mützen tiefer in das Gesicht gezogen und los. Nach gut einer Dreiviertelstunde erreichen wir „den Gipfel“. Das Gipfelkreuz erntet erstmal ein Lachen von mir (Entschuldigung)…. aber ist das nicht süß?
Noch kurz im Windschatten hinter dem Steinhaufen verschnaufen und die Aussicht genießen.
Dann geht es wieder runter. Der Wind peitscht einem in das Gesicht. Hoffentlich kommen bald wieder Bäume. Irgendwie verfolgt uns der Wind aus Niedersachsen noch… Der Abstieg ist dann noch eine kleine aber schöne Herausforderung. Loses Geröll und das steil den Berg runter. Wir haben gute Schuhe, sind trittsicher, und haben Spaß an der Sache! Uns geht es richtig gut!
Wieder im Ort angekommen leite ich Micha erstmal falsch und er nimmt dann das navigieren im Ort in seine Hand und was soll ich sagen, es klappt. Ich wäre prompt in die falsche Richtung gegangen. Noch kurz im kleinen Laden einkaufen und dann verschnaufen. Nach einem leckeren Essen gehen wir noch an den Strand. Der Steinstrand ist einfach schön. Der Wind weht einem um die Ohren, das Meer ist aufgebauscht und die Wellen klatschen an die Kaje und rollen über den Strand.
Was für ein schöner Tag.
Am Abend möchte Micha seine Foto´s sichern und bearbeiten und sein Workflow am iPad will nicht so recht klappen. Sein Mac fehlt ihm doch. Nicht nur, das die Routenplanung ohne den Mac einfach nicht schön ist, jetzt auch noch das. Es hilft nix. Micha schreibt meinen Vater an, ob er ihn morgen mit DHL hierherschicken kann. In weiser Voraussicht hatte Micha den Mac schon gut eingepackt für einen eventuellen Versand. Ok. Es dauert 2 bis 3 Tage bis das Paket kommt. Also verlängern wir doch einfach mal hier in dieser schnuckeligen Wohnung. Morgen können wir den Ort weiter erkunden, die Gassen im alten Ort und dann noch die ganze Insel abfahren. Auch etwas Schönes. So passt dann irgendwann alles wieder zusammen.
Ein neuer Morgen in Baska und, wie sollte es auch anders sein, es ist windig, sogar windiger als vorher. Wir werden verfolgt. Also machen wir heute einfach erstmal: Nichts. Lesen, faulenzen, reden, faulenzen, essen. Mittags kommt die Sonne langsam raus und Micha fragt, ob wir nicht noch ein bisschen durch die alte Ortschaft ziehen wollen. Eine schöne Idee. Der alte Teil von Baska ist einfach faszinierend. Soviel kleine Häuser auf engstem Raum. Alte, neue, renovierte, verfallende Häuser. Hier lasse ich einfach mal von Micha die Fotos sprechen:
Alle Straßen sind Menschenleer. Wir haben die gesamte, kleine Stadt für uns allein. Wir genießen diesen Luxus. Was muss hier in der Hochsaison los sein, wenn etliche Menschen diese Gassen durchströmen.
Ich frage mich wie man hier schnell löschen kann, wenn es mal brennt. Die Häuser stehen so eng und verwinkelt. Mit einem Auto kommt man da niemals durch.
Ich finde es nicht schlimm, das wir hier „gestrandet“ sind und auf das Paket warten. Es ist schön. Die Temperaturen sind noch nicht wirklich zum zelten geeignet und wir haben es in unserer Wohnung warm und trocken.
Unsere beiden Motorräder werden am darauffolgenden Tag „gesattelt“. Wir wollen die Insel ein wenig genauer anschauen. In diesem Zug soll auch die ActionCam getestet werden. Was soll ich sagen, nach vier Anläufen habe ich es dann endlich geschafft, das ich sie sauber an und aus bekomme. Vielleicht habe ich einen „Film“ schon beim verlassen von Krk fertig. Mal sehen.
Die Straßen auf Krk sind ein Traum. Nach zwei Tagen auf der Autobahn fallen die ersten Kurven doch etwas schwer. Aber schnell ist man wieder im alten Flow und genießt es. Wir fahren durch Vnbnik, einem Weinanbaugebiet. Es soll ein guter Wein sein. So sagt zumindest unser Vermieter. Die Landschaft ist es allemal wert durch sie zu fahren und sie zu genießen. Überall sind die Vorbereitungen zum Saisonstart im vollem Gange. Bei Rudine wollen wir eine Höhle besichtigen, aber sie ist noch geschlossen. Also weiter auf kleinsten Straßen.
In der Nähe von Njivice gibt es ein edles 5-Sterne-Hotel. Seit 2002 steht es allerdings leer. Ein schöner Ort um ein paar Fotos zu machen.
Der nächste Tag wird mit lesen, Film schneiden, Fotos bearbeiten und viel schlafen verbracht. Die Nacht war für mich nicht wirklich erholsam, da es so gestürmt hat, dass die Läden vor den Fenstern wie wild klapperten, es schepperte und rappelte draußen überall. Irgendwann ist der Wind ja weg. So hofft man.
Und nun ist Samstag. Das Paket ist nicht da. Dafür ist aber der Wind weg und die Sonne ist sogar rausgekommen. Zumindest bis zum frühen Nachmittag. Wir haben die Motorräder mit weiteren Halterungen für die ActionCam bestückt, WD40 an die Schlösser gemacht. Durch das ganze Salz sind die Schlösser schwer zu öffnen. Es ist aber nicht nur das Salz von der Anfahrt, das immer noch an Bobber und Rosi haftet. Der Onkel von unserem Vermieter erzählt uns, dass das vom Meer kommt. Durch den Wind und das verdunstete Wasser haftet überall Salz an. Leider auch auf den Weinreben, den Kirschblüten etc., das führt zu Problemen. Da wäre ein Regentag sehr gut.
Nachdem wir alles erledigt haben gehen wir nochmal ein wenig durch die Stadt. Der alte Teil ist einfach schön. Die Sonne lacht und wir können uns an der Promenade ein wenig wärmen.
Der andere Teil der Stadt wurde von uns bisher ignoriert. Dort stehen hauptsächlich „Bettenburgen“. Unser Vermieter sagte uns, dass im Winter rd. 1.000 Menschen hier leben. Im Sommer sind es bis zu 15.000 Menschen. Da fehlt uns ein bisschen die Vorstellungskraft. Wahnsinn. Schön, das wir jetzt vor dem „Sturm auf Baska“ hier sind.
Sonntag. Micha hat eine Route auf der Insel Cres geplant und wir düsen gegen 11.00 Uhr los zur Fähre. Beim Fähranleger haben wir dann noch ein wenig Pause. Die Fähre geht erst um 13:30 Uhr.
Wir schauen auf das Wasser, genießen die Sonne und Micha hilft mir mit meiner Kamera und erklärt mir die Funktionen.
Ein freundlich zubereiteter Kaffee verkürzt uns die Wartezeit.
Ankunft auf der Insel Cres. In einer Kolonne von Wohnwagen geht es über den Berg. Da hier eh überall nur 40 oder 50 km/h erlaubt sind, bleiben wir in dieser Kolonne und genießen den Ausblick. Bei der nächsten Abbiegung fahren alle links. Wir rechts 🙂 . Cres ist eine nette kleine Insel. Eine schöne „Hauptstraße“ (allerdings ist der eine Teil gefühlt eine Autobahn) und wunderschöne kleine Nebenstraßen. Niedliche kleine Orte und viele Schafe (auch in den Autos 😉 ). Man findet hier auch ein Schild „Lidl, 70 km“ – da muss ich lachen. Der Lidl ist also am anderen Ende der Insel.
Montag: Das Paket ist angekommen !!!
Für uns heißt das, wir ziehen morgen weiter. Also packen und vorbereiten.
Kroatien ist eines der Länder, das ich als mein „Favorit“ gekennzeichnet hatte. Micha und ich haben uns jeder 5 Länder ausgeguckt, die wir uns näher anschauen wollen. Das in Kroatien der „kälteste Auftakt“ stattfindet, damit hatte ich nicht gerechnet. Es war für mich immer ein sehr warmes Land. „Aber auch die haben vier Jahreszeiten Frau Meyer.“ Wieder was gelernt 😉 Jetzt geht es aber erstmal weiter.
Wir haben die Insel Krk verlassen. Trotz der Kälte und dem Schnee, der noch im Bereich des Nationalpark Plitwitzer Seen angezeigt wird, werden wir es wagen. Die Anfahrt erfolgt über eine kleine Straße, die sich langsam über den Berg windet. Links und rechts liegt Schnee. Die Fahrbahn ist zum Glück relativ trocken; allerdings liegt überall Splitt. Die Temperaturen liegen wieder mal um die 0 Grad, aber immerhin nicht unter 0 Grad. Übung macht den Meister und wir sind gegen die Kälte gewappnet.
Um die Mittagszeit erreichen wir den Eingang Nr. 1 des Nationalparks Plitwitzer Seen.
Zwei Dörfer weiter finden wir eine Pension. Micha handelt die Nacht für uns zusammen für 40€ aus. Frühstück für zwei Personen 12€. Wunderbar. Schnell Bobber leer gemacht, damit wir mit ihm losfahren können, und Abfahrt zurück zum Eingang Nr. 1. Wir wollen heute Nachmittag noch in den Nationalpark, damit wir morgen weiter ziehen können.
Karl May hat hier in den 60ern u.a. die Winnetoufilme gedreht. Der bekanntest Film ist wohl „Der Schatz im Silbersee“. Die Plitwitzer Seen erstrecken sich über Kilometer. Wir befinden uns direkt am großen Wasserfall. Am Ende bzw. am Anfang des Parks. Je nachdem, wo man startet.
Am nächsten Tag geht es nach einem schönen Frühstück Richtung Küstenstraße. Also zurück über die Berge und ab in die Sonne. Gestern im Nationalpark Plitwitzer Seen waren wir beide über die Temperaturen um 0 Grad begeistert. In Motorradkluft die Höhenmeter bewältigen und dann auch noch zu den einzelnen Wasserfällen laufen macht ganz schön warm. Da sind 0 Grad gern gesehen.
Bereits gestern war ich bei der Anfahrt über das Hinterland erstaunt. Und fand es auch bedrückend. Vielleicht liegt es auch am Wetter, kalt und grau der Himmel. Wir fahren an so vielen Ruinen vorbei. An Häusern, die meiner Meinung nach erst halbfertig sind, wo aber Gardinen in den Fenstern hängen. Es leben hier also Menschen. Aber wo sind sie alle? Gelegentlich sieht man eine alte Frau oder einen alten Mann am Straßenrand. Wir fahren durch Orte, wo SKOLA auf der Straße steht und ein Schild mit 40 km/h. SKOLA = Schule, aber kein Kind zu sehen. Wir fahren unterhalb der Woche, also müsste eigentlich irgendwo mal ein Kind zu sehen sein…
Die Küstenstraße. Ich habe soviel von dieser Straße gehört. Mit Händen und Füßen habe ich mich damals geweigert, hierher zu fahren. Dann kam ein Bericht über die Küstenstraße von Kroatien und ich änderte meine Meinung. Diese Straße ist wirklich schön. Sie schlängelt sich am Meer entlang, in den kleinen Buchten sieht man kleine Fischerboote liegen, Strände und kleine Häuser. Gelegentlich ist eine Bucht auch mal als Müllablageplatz benutzt. Auch das gibt es hier zur genüge. Eigentlich ist das Müllsystem in Kroatien ähnlich dem unseren. Gelbe Tonne – Plastik. Grün – Bio etc. – die Container stehen an Straßen und öffentlichen Plätzen. Die Leute schaffen es aber nicht, den Müll einzuwerfen. Vielleicht sind die Deckel zu schwer??? Aber das Fenster aufmachen und den Müllsack aus dem Auto schleudern, das geht. Ich verstehe die Welt in diesem Punkt nicht wirklich. Leider liegt im ganzen Land Müll herum.
Wir folgen der Küstenstraße. Wir wollen in Murter auf einen Campingplatz. Als wir einen kurzen Zwischenstopp am Seitenrand machen wollen, passiert es. Ich passe nicht auf, das Bein ist zu kurz, ich komme ins kippen und „Rums Bums… da lag die dicke Nudel“ …Bobber und ich liegen auf der Seite. Micha fragt mich, was ich da mache… Ja, lass mich mal überlegen…. ich hab gepennt. Sorry. Die Frage, ob alles ok ist kann ich bejahen. Mein Retter Micha stellt Bobber RuckZuck auf die Räder. „Du musst besser gucken, wo Du stehst“ das sagt er ganz lieb. Er hat ja Recht. Zum Glück hat der Bobber Sturzbügel und Alukoffer. Nix passiert… na gut, der Bremshebel ist an der Sollbruchstelle gebrochen. Aber die neue Länge ist für mich gut, das geht ohne Probleme 😉
Als wir Murter erreichen ist es früher Nachmittag. Der Campingplatz soll dort hinter dem Hügel liegen. Micha fährt vor und über Funk höre ich nur: „.. das kann nicht deren ernst sein…. “ er kommt zurück und wir wählen kurzerhand den Vordereingang. Michas Navi hat ihn an den „Hintereingang“ gelotst – ich könnte vor lauter lachen vom Motorrad plumpsen.
Der Campingplatz hat noch geschlossen (anscheinend hat ganz Kroatien geschlossen. Verrammelte Häuser, leere Hotels, fehlende Menschen…kommen die alle nur im Sommer???). Ein freundlicher Herr renoviert gerade das Sanitärhaus. Wir dürfen eine Nacht bleiben, kostenlos und das Klo lässt er auch offen. Was für ein Volltreffer. Wir bauen das Zelt direkt am Meer auf. Was für ein schöner Tag, mal wieder.
Am Morgen ist es dann doch noch ein wenig frisch:
Abfahrt nach Bosnien und Herzegowina. Ade Kroatien.
Vorher einen Abstecher nach Novigrad. Novigrad ist ein Fischerdorf, welches sich auf einer Seite einer Bucht „entlang schmiegt“:
Heute führt uns der Weg ein wenig mehr durch das Inland von Kroatien zur Grenze. Je mehr wir fahren, desto nachdenklicher werde ich bei dem gesehenem. Wieder halbfertige Bauten, alte Menschen in Ihrem Garten. Hin und wieder Schafe, Ziegen oder Rinder. Ruinen zwischen bewohnten Häusern und dann immer wieder Häuser, die im Putz Löcher haben. Die Erkenntnis, dass das Einschusslöcher sind, nimmt mich mit. Ich sitze hier hoch und trocken auf meinem Motorrad und mache Urlaub und fahre hier, wo Menschen Angst hatten, wo geschossen wurde und Leid und Tod war. Wenn man solche Bilder im Fernsehen sieht, berührt es einen, aber wenn man dort ist und die Zerstörung „life“ sieht, geht es unter die Haut.