Jetzt sitzen wir am Hafen. Hafen??? Ihr wolltet doch nach Polen denkt man sich jetzt. Ja, wir sind doch auch in Polen. Am Hafen. Für Kurzentschlossene sind wir nach einer Nacht in Polen zum Hafen in Danzig gefahren und fahren jetzt mit dem Schiff nach Stockholm. Von Stockholm werden wir uns dann zum Nordkapp begeben. Wir haben noch Zeit bis zu unserer Abfahrt Fähre nach Island. Und uns treibt ja nichts.
Aber jetzt erstmal zurück – vor den Fähren Entschluss.
Als wir Litauen hinter uns lassen und nach Polen kommen freuen wir uns. Keine 15 Minuten nach dem Grenzübergang verlassen wir die Bundesstraße und fahren auf kleinen, kurvigen Straßen. Immer an der Grenze zu Kaliningrad. „So Schatz, dichter kommen wir nicht an die Grenze. Schau mal auf die rechte Seite.“ Und ja, ich sehe die Grenze. Cool.
Weiter geht es durch die sanften Hügel, die Mohnblumen sind durch Kornblumen abgelöst. Da hüpft das Herz vor Freude. Die Bäume, die sich gegenüber an der Straße stehen und mit Ihren Kronen einen Tunnel bilden. So viele alte Bäume. Das hatte ich im Baltikum vermisst. Die Bäume am Straßenrand waren alle so jung bzw. sahen so klein aus. Keine alten, gestandenen Bäume mit kräftigen Stämmen. Es ist schon komisch, was einem auffällt, was man vermisst hat, wenn man es länger nicht gesehen hat. Das Baltikum war eine Erfahrung, hat schöne Ecken. Aber als Motorradfahrer würde ich hier nicht wieder herkommen. Zuviel gerade Straßen, an der Ostseeküste sieht man keine Küste sondern Bäume und bekommt den grünen Tunnelblick. Es ist langweilig und zieht sich wie Kaugummi. Wenn jemand Schotter fahren will, ist er dort auch richtig. Die Nebenstraßen sind in der Regel nicht asphaltiert. Es gibt viele Schotterstraßen. Aber auch das wurde uns irgendwann langweilig und vor allem staubig. Überall hängt der Staub. Ich denke da an mein Motorrad und nein, es muss nicht sein. Ja, es ist dafür ausgelegt und ja, es wird „artgerecht“ bewegt, aber wirklich der Traum ist es nicht. Den Luftfilter haben wir bereits gewechselt.
Eispause in Polen:
Als wir gestern in Polen ankamen, hatte Micha einen Campingplatz auf der Landzunge bei Danzig ausgemacht. Er meinte noch, das er sich nicht sicher ist ob da ein befestigter Weg hinführt. Aber das ist ja kein Problem. 30 km geht es auf der Landzunge bis zur Spitze.
Als wir auf die Landzunge fahren stellen wir fest, das diese gut besucht ist. Gleich auf der rechten Seite sind Campingplätze. Auf dem schmalen Stück drängen sich die Wohnwagen. Zelte sieht man nur selten. Links von uns läuft sogar eine Eisenbahnschiene. Teilweise ist die Landzunge so schmal, das man zu der rechten und linken Wasser sieht. Dazwischen nur die Bahn und die Straße Mit ein paar Sträuchern links und rechts. Dann kommt eine kleine Stadt. Auch hier gibt es ein oder zwei Campingplätze. Eine Surfschule und kleine Shops mit Souvenir und Co. Damit haben wir nicht gerechnet. Hoffentlich ist die Spitze nicht so. Wir lassen die kleine Stadt hinter uns und sind 10 Minuten später in der nächsten Stadt. Diese hat sogar einen kleinen Hafen und auch Campingplätze. Wir fahren weiter. Kurz vor unserem Ziel taucht ein Museum auf. Ein Militärmuseum, so scheint es. Ein alter Panzer steht dort, auf einem Plakat sind Waffen abgebildet und noch andere Militärfahrzeuge stehen dort. Dahinter kommt dann anscheinend auch ein kleines Militärgebiet. Ein großes Tor und ein gut gesicherter Zaun. Als wir an diesem Zaun vorbei sind kommt kurze Zeit später die kleine Stadt, die am Zipfel liegt. Wir folgen der Ausschilderung und bekommen ein wenig Zweifel. Das sieht einfach alles so lieblos aus. Graue Wohnblöcke säumen den Weg. Als wir dann um eine Kurve fahren und ein letztes Mal abbiegen sollen zu dem Platz, verstummen wir. Im Schleichtempo rollen wir vorwärts. Auf der rechten Seite sehe ich ein Paar, das unter einem Tarnnetz Bier trinkt, anscheinend eine Kneipe, daneben ein Militärfahrzeug das ausgesondert wurde, daneben gibt es wohl noch eine Kneipe oder irgendetwas in der Art. Gegenüber ist ein Imbiss, der einfach zum weglaufen aussieht. „Ich wende“, sagt Micha, kurzer Blick von ihm und schwupps hat er gewendet. Oh… nun ich… Ich wusste nicht, das ich so kleine Kreise fahren kann. Hier will ich nicht bleiben. Das animiert und man kann auf einmal Dinge, die man vorher nicht konnte. Als wir auf der Höhe des Imbiss sind sagt Micha nur: „Da steht ein Wildschwein. Füttert die Frau das etwa?“ Ja. Dort steht ein Wildschwein. Es wird immer bekloppter hier.
Was nun? Es ist bereits spät und wir hatten uns auf einen kleinen feinen Platz gefreut. Enttäuschung auf der ganzen Linie. Wir fahren die Straße zurück. Vielleicht finden wir etwas auf einem der anderen Campingplätze. Einladend sahen die alle nicht aus, aber wir würden doch gerne ein Zelt aufbauen. Als wir in der Stadt mit dem kleinen Hafen ankommen und dort nach einem Platz fragen, fällt uns alles aus dem Gesicht. Sehr teuer und das Zelt können wir in der Mitte von Wohnwagen aufbauen. Eine Baustelle gibt es hier gratis dazu. Nein, das machen wir nicht.
Der Weg führt uns runter von der Landzunge und 30 km später haben wir einen kleinen Campingplatz gefunden. Der Herr verstand zwar kein Deutsch, hatte wohl schon Feierabend und wollte nur Bargeld. Zum Glück hatten wir noch genau passend die Sloty. Wir kochen uns eine Kleinigkeit, hören dabei das Deutschlandspiel im Radio und gehen dann in unsere Schlafsäcke. Das war mal wieder ein Tag der besonderen Erlebnisse.
Heute um 18 Uhr geht die Fähre. Eine Kabine haben wir nicht. Alles ausgebucht. Wir können auf dem Schiff nochmal nachfragen, ob eventuell etwas frei geworden ist. Wir nehmen unsere Schlafsäcke mit und haben Liegestühle. Damit haben wir keine Probleme. Und für mich Fresssack haben wir auch viel Essen mit. Juchhuuu 🙂
Hier ein Blick auf unsere Schlafgelegenheit. Schöne Aussicht und Wärme.
Wir sind jetzt 99 Tage unterwegs. 99 Tage mit fast nur gutem Wetter. Ja, teilweise sehr kalt und viel Wind, aber wenig Regen. Und wenn wir Regen hatten, meistens in der Nacht. Unser Zelt haben wir fast immer trocken einpacken können. Der Wind hat mich am meisten genervt. Ob beim Fahren oder am Abend auf dem Platz. Die Kälte ging, die kann man gut besiegen mit Mütze, Schal und Zwiebeltechnik. Aber den Wind nicht.
Man lernt eine Menge über die Länder. Ganz ehrlich, das Kaliningrad nicht direkt in Russland liegt, sondern zwischen Polen und Litauen hatte ich nicht auf dem Schirm. Das es einen Staat gibt, wo nur Mönche leben und Frauen nicht erwünscht sind, wusste ich auch nicht. So viele große und kleine Dinge, die man erfährt. Die Gepflogenheiten der anderen Länder. Kein Klopapier in das Klo sondern in den Mülleimer. Eine der vielen Sachen. Überraschungen kommen diesbezüglich erstmal nicht. Wir waren beide bereits in Norwegen, Schweden und Dänemark. Na ja, oder vielleicht doch?!?
Die Fähre legt an und wir „reiten“ weiter. Nachdem wir den Bereich der Fähre und der angrenzenden Stadt verlassen haben fahren wir durch kleine Dörfer. Schmale Straßen, die sich winden. Lupinen, wilde Kamille und „Kiki“Blumen (Wald-Weidenröschen, immer wenn ich die gesehen habe, habe ich vor Freude gequietscht, daher Kiki-Blume… fragt mal Corinna, die hat das oft genug gehört) stehen am Straßenrand. Die Sonne lacht vom Himmel und wir genießen die Fahrt. Von asphaltierter Straße geht es dann mal wieder auf unbefestigten Straßen weiter. Wir sind beide erstaunt, das es das hier in Schweden noch gibt. Aber es ist gut zu fahren und die Gegend ist wirklich reizend. Die Häuser im finnischen Stil, die gepflegten Gärten und auch wilden Gärten, die aber gepflegt aussehen, die Höfe mit diesen großen Scheunen, die in Weinrot gestrichen sind. Leider enden aber auch diese Straßen einmal und werden von einer größeren Straße abgelöst. Eine große, breite Straße folgt.
Mittagspause in Schweden bei einem Tankstop:
Als wir durch einen Ort fahren halten wir eben an, um Essen und Trinken einzukaufen. Das Schweden teuer ist, ist einem bekannt. Aber trotzdem muss man schlucken und ich frage mich, wie ein einfacher Haushalt sich das leisten kann. Ja, ich weiß, die Abgaben, Sozialleistungen etc. sind anders, so dass das hier nicht mit unserem Netto verglichen werden kann… trotzdem ist es komisch… 1,5l Flasche Wasser, Still, günstigstes Wasser: 1,30€ – bekommen wir bei uns -ohne Pfand- für 0,25€. Quark bzw. Creme Fraiche mit Kräutern schlanke 2,30€. Da isst man gleich wesentlich bewusster. Einkauf ist verstaut und weiter geht es zu dem Campingplatz. Hier die nächste Überraschung. Für eine Nacht bitte 420,00 SEK – umgerechnet 42,00 €. Kein Zimmer, keine Hütte oder so. Nein, für unser Zelt. Günstig ist anders. Dafür ist alles gesichert. Nur mit einem Schlüssel kommt man in das Klo, Dusche oder Küche. Sowas mag ich nicht. Da rennt man los, weil man auf die Toilette möchte, steht kurz vor dem Ziel und dann kehrt marsch, weil man den Schlüssel nicht mit hat.
Der Platz ist ohne Seeblick, wir möchten auch nicht wissen, was für Kosten bei dem Seeblick aufgelaufen wären.
Mein Schatz mal wieder beim Schreiben. Das geht bei ihr immer und in jeder Position 😉
Das Zelt ist aufgebaut, Stühle sind ausgepackt und da sitzen wir in Schweden. Die Sonne scheint, es ist windstill und wir überlegen uns, was wir jetzt eigentlich genau machen wollen. Micha wäre nicht Micha, wenn er nicht eine Idee hat. „Ich gehe mal den Schweden fragen, was wir hier so machen können“ und schwupps ist er weg. Als er wiederkommt sagt er nur: „Der hat mir die ganze Zeit was von Norwegen erzählt…“. OK. Wir waren beide in Norwegen, aber die Lofoten haben wir beide noch nicht gesehen. Das wäre ein Ziel. Und wenn wir bereits da oben sind, können wir auch beim Nordkapp vorbeischauen. Und schon haben wir einen Plan. Auf zum Nordkapp – der Witz an der Sache ist, das es von mir kein dringender Wunschort war und von Micha auch nicht und wir jetzt da doch hinfahren, weil es quasi „auf dem Weg liegt“. Wenn man schon mal da ist… Zu später Stunde kommt noch ein „Gast“. Diese Schwarzkopfmöwe läuft die ganze Zeit um unser Zelt. Irgendwann werfe ich ihr einen Krümel hin. Sie hüpft förmlich darauf zu. Davon inspiriert, zerpflücken wir ein bis zwei Kekse und füttern die Möwe und machen Fotos. Wir haben eine Menge Spaß. Und sowas kommt dann dabei rum:
Am nächsten Tag wollen wir einfach nur „Strecke“ machen. Der Weg nach Oben ist weit und wir wollen uns lieber beim runter fahren an der Küste von Norwegen Zeit lassen. Also rauf auf die E45, die im ersten Teil an der Küste der Ostsee verläuft, und los. Tja, wie sagte ich doch, jedes Land hat seine Gepflogenheiten. Schweden auch. Hier wird einfach auf eine alte, sanierungsbedürftige Straße Schotter gekippt, dieser wird dann gewalzt und dann soll das erstmal gut sein. Asphalt kommt auch irgendwann. Es wird natürlich auch auf der gesamten Fahrbahnbreite gemacht. Als Motorradfahrer hat man dann die A…karte, wenn es gerade frisch aufgefüllt wurde bzw. es nur leicht gefestigt ist. Wir haben die Freude. Ein Schild mit 0,8 bis 50 km und einem Auto, das an der Seite Steine verstreut. Der Anfang ist noch normal mit altem Asphalt und dann geht es los. Zum Glück ist hier gerade nicht viel Verkehr. Wir suchen eine Spur, die die Autos hinterlassen haben in dem losen Untergrund, so dass der Eiertanz nicht zu heftig wird. Konzentration, der richtige Blick. Es fühlt sich fürchterlich an. Der Reifen sucht sich seinen Weg, es schlingert und man versucht ruhig zu atmen, nicht verkrampfen. Dann auch noch ein Baustellenfahrzeug, das Micha stumpf vor die Reifen fährt. Durch meinen großen Abstand sage ich nur über Funk zu Micha: „Ich kann nicht anhalten. Ich fahre links an Dir vorbei.“ „Alles gut, mach das. Nicht zu schnell werden. Ganz ruhig, du machst das gut“ sagt er. Seine Worte helfen mir. Entspannen und gucken. Geschafft, fester Untergrund unter den Reifen! Die Freude währt nicht lange, der nächste Abschnitt folgt. Ein wenig Erleichterung. Nicht jeder Bereich ist mit so losem Zeug aufgefüllt. Die festen Schotterpassagen sind wirklich entspannt. So geht es weiter. Dann kommt wieder ein Abschnitt, bei dem es mir kalt den Rücken runter läuft. Der hellgraue grobe Schotter leuchtet schon von weitem. LKW sind vor uns. Vor dem einem LKW ein Motorrad mit Sozia und Anhänger. Wir schließen immer mehr auf die LKW auf und plötzlich kommt alles zum erliegen. Wir stehen. Den Grund sehen wir dann. Der Motorradfahrer hat sich festgefahren. Auf der Fahrbahn. Micha schaut vor, ob er helfen kann. Ich sitze auf Bobber und schaue mir die Spur an, die der LKW macht. Mein Blick geht auf die Gegenfahrbahn. Der Übergang dort hin ist alles lockerer aufgehäufter Schotter. Der LKW fährt für mich zu langsam. Ich brauche eine gewisse Geschwindigkeit. Ich muss an ihm vorbei. Als es weiter geht, überhole ich den LKW in dem ich durch den losen Bereich fahre. Und schaffe es. Weiter geht es. Als dann endlich wieder Asphalt unter den Rädern ist, atme ich auf und ganz ehrlich, in dem Moment, als wir das hinter uns lassen durchströmen mich Glücksgefühle. Und ich bin auf einmal 2 cm größer (wenn das so weiter geht, bin ich nach der Auszeit 2 m groß 😉 ).Wir steuern einen Campingplatz bei der Stadt Anäset an. Die Zeltplätze sind vor und hinter den Hütten ausgewiesen und gut gepflegt. Die Sanitäranlagen und die Gemeinschaftsküche sind sauber und – das ist hier so üblich – gesichert. Hier ist es allerdings ein Code, den man eintippen muss. Finde ich besser als einen Schlüssel. Leider geht es mir nicht so gut. Die ganze Anspannung vom heutigen Tag macht sich bemerkbar. Mein Kopf brummt und Micha sagt nur: „Leg Dich mal ein bisschen hin, ich mache den Rest fertig.“ Nachdem ich ein wenig geschlafen habe und aus dem Zelt gekrochen komme, sitzt Micha bei unseren Zeltnachbarn. Ein Feuer brennt und sie sitzen dort gemütlich im Kreis. Die Zeltnachbarn sind ein Paar aus Tromso, ebenfalls mit zwei Motorrädern unterwegs. Sie sind vor dem Wetter in Tromso geflüchtet. In Norwegen soll es seit 3 Wochen nur geregnet haben bzw. der Himmel nur grau gewesen sein. Dann noch Wind und Kälte dazu. Da wurde dann ein Ausflug nach Schweden geplant und anschließend soll es noch in den Süden nach Norwegen zu der Tochter gehen. Dort ist es wärmer. Später gehen wir in die Gemeinschaftsküche. Dort ist es wärmer und ein Spiel von der WM wird übertragen. Nach dem Essen ist Micha so lieb und macht den Abwasch. Ich liege da schon im Schlafsack. Was für ein Tag. Die Augen auf und in den Kopf lauschen…. Nein, kein Grummeln mehr in der Gedächnishalle. Puhhh… ich bin erleichtert. Micha hatte schon gesagt, das wir sonst einen Tag länger bleiben, damit ich mich erholen kann. Aber ich möchte hier nicht länger bleiben. Es ist zwar sauber und nett, aber eben nur nett. Das Wetter ist leider nicht so schön. Als ich aufgewacht bin schien die Sonne, jetzt ist sie hinter den grauen Wolken verschwunden und – mal wieder zu Besuch – der Wind. Na ja, vielleicht wird das Wetter ja noch besser. Solange die Straßen nicht wieder im Bau sind ist alles gut. Das Wetter ist wechselhaft. Mal Sonne, dann Wolken, drei bis vier Tröpfchen vom Himmel, aber es wird wärmer. Wir fahren heute über kleine Straßen. Das sind dann zwar 100 km mehr auf die Gesamtstrecke betrachtet, aber uns durchaus Wert. Landschaftlich passiert nicht viel. Viele Seen, kleine und große Häuser, viele Bäume. Hier und da Brücken über die Seen. Die Straßen gut. Auch hier und da schöne Kurven. Lupinen stehen am Strand, auf den Feldern und Wiesen sieht man viel wilde Kamille. „Hast Du das auch gesehen?!?“ „Nein, was denn?“ „Auf der rechten Seite in dem kleinen Birkenwäldchen ein Elch. Für eine Kuh zu klein, meine ich. Wollen wir umdrehen und gucken?“ „Na klar, was für eine Frage!“ Und schon drehen wir um. Wir fahren an dem Wäldchen vorbei, wenden abermals und rollen dann ganz langsam am Wäldchen vorbei bis zum völligen Stillstand. Und ja, eine Elchkuh steht da hinter einer kleinen Birke. Hut ab, das Micha das beim Vorbeifahren gesehen hat. Die Elchkuh wendet sich so um diese kleine Birke, das es so aussieht, als sei sie dort angebunden. Dann aber springt sie los. Jetzt haben wir alles gesehen. Rentier und Elch. Super. Da lohnt es sich doch glatt die Holterdipolterstraßen zu fahren.
Als sich der Tag neigt suchen wir einen Campingplatz. Wir finden einen Campingplatz auf einem Hügel. Bei Gällivare liegt dieser. Wirklich schön gelegen. Unser Platz liegt an einem kleinen Abhang, der den Blick auf den Wald frei gibt. Die Sanitätshäuser liegen inmitten von Fichten, der Boden ist mit Moos und Blaubeeren gepolstert. Und es riecht nach Wald. Sehr schön. Der einzige Nachteil ist hier, das man mal wieder nur mit einem Schlüssel in die Sanitäranlagen kommt. Dann klemmt auch noch die Tür und ich verzweifle. Da muss ich auf das Klo und krieg diese doofe Tür nicht auf. Oh Mann….
Wieder am Zelt – nachdem eine Dame von innen herauskam, so das ich rein konnte – kochen wir uns eine Kleinigkeit und genießen den Abend. Die Sonne ist rausgekommen und es ist angenehm warm. Richtig schön! Wir schauen auf die Karte und sagen uns, morgen fahren wir wieder größere Straßen. „Wie viele km sind es noch bis zum Nordkapp?“ frage ich Micha. „So rund 660 km“. Na dann, vielleicht noch eine Zwischenübernachtung und dann sind wir da. Irgendwie hat mich das „Fieber“ gepackt. Warum auch immer, jetzt will ich auch schnellstmöglich zum Nordkapp. Ein Witz. Ein Ziel, das ich nicht auf dem Plan hatte und nun habe ich gefühlt Termine dort.
Das Zelt wird trocken eingepackt und weiter geht es. Die Fahrt führt uns heute auch ein kurzes Stück durch Finnland. Die Landschaft verändert sich nicht großartig. Gerade Straßen, gelegentliche Kurven, Seen zu unserer Linken und Rechten, Häuser hier und da. Das Wetter wird leider schlechter. Es ist bewölkt und mal wieder windig. Und dieser Wind ist eiskalt. Oh je. Das pfeift ordentlich durch die Klamotten, trotz der eingezogenen Regenhaut. Ein Pullover mehr kann nicht schaden. 6 Grad. Na toll. Gestern über 20 Grad, jetzt wieder unter dem zweistelligen Bereich. Das ist ein auf und ab. Heute bewegt sich das Thermometer zwischen 6 und 14 Grad.
Die Kilometer ziehen sich. Wir machen an einem See Pause. Micha telefoniert mit einem Reifendealer. Wir müssen wohl in Norwegen Reifen wechseln. Hilft nix. Im teuersten Land. Das haben wir hervorragend hinbekommen… (war uns aber bei der Entscheidung ans Nordkapp zu fahren schon klar)
Es wird immer später, aber wir haben gerade Finnland hinter uns gelassen und jetzt, jetzt sind auch endlich Berge da. Man glaubt es kaum. Endlich Kurven und Berge. Wie schön. Das entschädigt ein wenig für das Wetter. Keine Sonne zu sehen, weit und breit nicht. Aber wir sind angekommen in Norwegen.