Da sind wir auf dem Weg von Travemünde nach Lüneburg in Schulendorf bei dem Herrn Schütt gelandet. Den Stellplatz haben wir über eine facebook-Gruppe gefunden.
Herr Schütt bietet eine große Weide an. „Braucht Ihr Strom?“ Brauchen wir nicht. „Brötchen morgen früh?“ … Brötchen??? Wow, das ist auch mal was anderes. Nehmen wir gerne. Halb Neun am nächsten Tag wird vereinbart. Toll.
Kennt Ihr das, wenn man soviel Platz hat, dass man gar nicht weiß, wo man sich hinstellen soll? Wirklich zum Lachen. Wir gehen einfach nach dem Boden. So kommt es wie es kommt, wir stehen relativ weit in der Mitte der Wiese. Allein und verlassen auf dem Präsentierteller. Aber Reh und Hase interessiert das wohl weniger.
Guten Morgen. Immer wieder ein Traum. Wie oft ich jetzt das Wort Traum geschrieben habe? Aber wenn einfach alles perfekt ist, kann es nur ein Traum sein, oder?!? Rollladen hoch, lächeln und glücklich sein. Ok, ich muss dazu sagen, dass ich jeden Tag lächelnd und glücklich aufwache. Meinen Schatz neben mir, gesund und munter, mit allen Fingern, Beinen und was dazu gehört. Ich schätze es jeden Tag. Also noch glücklicher 😉
Die Brötchen sind da, ein leckeres Frühstück, Karte auf, Route festgelegt und los. Luftfederung fahrbereit machen. Gestern war der Boden noch gut gefroren. Durch die warmen Temperaturen ist er heute doch schon wesentlich weicher. Micha versucht es ohne 4×4. Na gut, wir wollen Herrn Schütt ja nicht die Wiese pflügen, dann doch mal lieber 4×4 rein. Sanft und ohne durchdrehen geht es durch das Weidentor auf die Straße.
Langsam geht es Richtung Lüneburg. 1.999 km sagt Micha da auf einmal. Wow, das ging fix. Als er auf 2.000 km umspringt, wird erstmal ein Foto gemacht. Total bekloppt. Die Stellplätze, die einen interessieren habe ich vergessen zu knipsen und den km-Stand fotografiere ich. Umsonst habe ich den Spitznamen Tüdel nicht, wie man merkt.
Lüneburg
Was soll ich sagen. Die Freude, dass an dem Womo-Platz direkt eine Entsorgungs-/Versorgungsstelle ist, währte kurz. Frischwasser gab es nicht. Defekt. Blöd. Wir wollen die nächsten Tage abseitsstehen und da wäre Wasser schon toll. Allerdings kam die Freude dann doch fix wieder. Es gibt in Lüneburg noch eine zweite Station. Die werden wir dann später anfahren.
Vom Stellplatz ist es nicht weit in die Altstadt.
Was für eine schöne Altstadt! Wir sind beide begeistert. Die alten Häuser mit den alten Laternen, die kleinen Gassen. Selbst in der Fußgängerzone ist es schön. Alles sauber und gepflegt. Wenn jetzt noch die Sonne scheinen würde, wäre es perfekt. Wir schlendern langsam durch die Straßen und Gassen.
Ein Schuhladen fällt mir ins Auge, mit schwarzen, schlichten Stiefeln. Der Knaller. Rein, anprobieren, passt, mitnehmen. Schuhkauf erledigt mit dem perfekten paar Schuhe. So gefällt mir das heutzutage (die mich noch von vor 2017 kennen, werden den Satz zweimal lesen. Ja, im Schuhladen so kurz wie möglich verweilen, keine Kompromisse und auch keine Handtasche). Reisen verändert einen.
Im Bumba haben wir einen Rucksack. Micha hat mich noch gefragt, ob wir ihn mitnehmen wollen. Ach nee, das brauchen wir nicht… ups… Micha ist Gentlemen und trägt meine Schuhe in einem Beutel. Der Rucksack wäre definitiv bequemer. Sorry mein Schatz.
Der Besuch in Lüneburg hat sich nicht nur wegen der Schuhen gelohnt. Es lohnt sich allein der Stadt wegen. Diese Stadt hat einen besonderen Charme und die alten Häuser sind einfach umwerfend.
Was für ein schöner Tag. Trotz grauem und feuchtem Wetter. Am Marktplatz gab es Schmalzkuchen, das rundete die ganze Sache noch ab.
Jetzt wollen wir erstmal zu der Frischwasserstation. Wir fahren den Weg, den wir gekommen sind zurück. Beim Tierheim soll die Station sein. Ok, einfach den Schildern nach. „Siehst Du was“ „Nö“… sind wir vorbei? Wir fahren jetzt am Tierheim vorbei und es ist ein Feldweg mit ordentlichen Löchern. Die Blicke sind auf uns gerichtet. 100m nach dem Tierheim halten wir an. Ich spreche einen Mann an, der gerade einen Kofferraum voll Futterdosen auspackt. Alles Spenden. „Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?“, frage ich ihn – verwirrter Blick – „Nein, Danke“. Ich: „Könnten Sie mir eventuell sagen, wo eine Versorgungsstation für Womo ist?“ Er kann. „Direkt an der Einfahrt“ – wieder dieser Blick – „Vielen Dank und Ihnen einen schönen Tag“, so verabschiede ich mich. Anscheinend ist man Hilfe anbieten und Höflichkeit irritierend für diesen Menschen.
Er hat recht. Direkt an der Einfahrt steht eine kleine Säule. Ein Schild wäre toll gewesen, denn das kleine Ding ist leicht zu übersehen.
Wir haben einen Stellplatz in Egestorf an einem Barfußpark gefunden. Hier wollen wir den anstehenden Jahreswechsel verbringen. Es ist bestimmt schön ruhig. Kein Gegröle, Geballer oder sonstiger Krach. Soll ja in diesem Jahr eh ein Verkaufsverbot für Feuerwerk gegeben haben.
Als wir ankommen, beginnt es schon zu dämmern. Heute werden wir nichts mehr machen. Morgen werden wir ein wenig laufen gehen. An der Pinnwand von dem Stellplatz haben wir eine Töpferei ausfindig gemacht. Wir hätten so gerne eine Teekanne mit Stövchen und zwei passenden Bechern. In Lüneburg waren wir schon auf der Suche und in einem wunderschönen kleinen Laden mit handgemachten Kannen und Co. Aber es war nichts Passendes dabei. Vielleicht haben wir bei dieser Töpferei Glück. So haben wir morgen auch zum Laufen ein schönes Ziel.
Rollo hoch und … Wald, Ruhe und … grauer Himmel. Na dann. Es gibt bekanntlicher Weise kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Und da Micha jetzt Dank einem Boxenstopp bei Decathlon, der auf dem Weg nach Egestorf lag, jetzt seine Daunenjacke hat (und ich auch… freu), sind wir gut ausgerüstet. Rucksack (!) auf und los. Auf dem Hinweg gehen wir an der Straße entlang. Hier ist nicht wirklich viel Verkehr und dann auch noch Silvester und das Wetter. Die meisten Menschen haben sich wahrscheinlich vergraben in den 4-Wänden.
Das Dorf, in dem die Töpferei liegt ist goldig. Wunderschöne alte Höfe, gepflegt, teilweise saniert. Alles sehr geschmackvoll. In dieser Region pflegt man die alten Gebäude und auch die Landschaft …. Nicht umsonst ist die Lüneburger Heide ein Touristenziel.
Die kleine Töpferei liegt direkt an der Straße und ist wirklich niedlich. Obwohl die Töpferei geschlossen hat, lässt sie uns rein. Ich bin hin- und weg. Ein kleiner Laden, liebevoll hergerichtet, die Werkstatt im oberen Geschoss. Der Verkaufsraum ist nicht überladen und man sieht, dass alles handgemacht ist. Keine Tasse, keine Kanne oder sonstiges ist gleich. Die Farben, ja, aber die Muster nicht.
Wir finden keine Kanne, die Farbe, die wir gerne hätten, ist nicht da. Aber wir nehmen zwei Becher mit. Ein Becher 20€. Aber es lohnt sich. Perfekt geformt zum Trinken, der Tee bleibt länger heiß und die Farben sind einfach umwerfend. Finden wir.
Den Rückweg treten wir über kleine Wege an. Die Richtung wird anvisiert und los geht es. Sollten wir Umwege laufen, ist das auch egal. Wir haben Zeit, wir sind zusammen und es regnet nicht. Herz, was willst Du mehr.
Eine Bank irgendwo im Nirgendwo begeistert mich.
Als wir weiter gehen, sehen wir einen kleinen Zaun, eine kleine Bahn mit dunklerem Boden. Wir müssen jetzt im Barfußpark sein.
Hier gibt es echt zugige Toiletten…
… auch Ganzkörpereinsatz gefordert …
… und Geduld und Geschick ist gefragt (ich hab vier Steine gestapelt bekommen, die standen gerade mal 3 Sekunden)…
… sogar schöne Fotomotive findet man hier.
Ein schwerer Wegweiser.
Als wir am Ende des Barfußparks ankommen (ok, eigentlich der Anfang, da wir ja das Pferd von hinten aufgezäumt haben) sind wir im Naturfreibad.
Es ist hübsch angelegt und ein Tippi mit Sauna rundet alles ab.
Allerdings bräuchte ich, wenn ich hier meine Sachen deponieren sollte, einen Marker damit ich meine Spindtür markieren kann. Ich würde ansonsten meine Sachen nicht mehr finden.
Wir machen noch einen Schlenker und kommen an Feldern raus. Jetzt will ich wissen, was diese kleinen grünen Büschel auf den Feldern sind. Am Rand liegt ein ausgerupfter Büschel und was hängt dadran: eine Zuckerrübe oder Futterrübe. Micha und ich sind uns nicht sicher. Laut Google Zuckerrübe. Egal, Rübe. So lernt man immer was dazu.
Wir möchten heute Abend grillen und unseren Scotty einweihen. Ihr kennt den Scotty nicht?
Gestatten: Scotty
Und wenn Scotty dann zusammengesetzt ist, sieht er so aus.
Man kann mit ihm grillen (mit Gas, Kohle oder Holz) oder ein kleines Feuerchen zum Marschmello brutzeln machen.
Was er natürlich nicht hat, ist eine Piazo Schaltung. Warum ich das explizit schreibe?
Folgende Szene:
Micha hat den Scotty aufgebaut, Gas angeschlossen, die Würste vorbereitet und was man sonst noch zum grillen braucht. Das Beck´s Alkoholfrei steht auch schon bereit. Also los….
„Hast Du ein Feuerzeug?“ …. Ich: „Feuerzeug? Warum…?“ mitten im Satz breche ich ab. Das Gesicht von Micha ist herrlich, meins anscheinend auch. Beide haben die Erkenntnis: Kein Feuerzeug… Scotty keine Piazo Schaltung… Wir haben kein Feuerzeug eingepackt. Wozu auch. Kerzen zünden wir nicht an, der Kocher hat eine Zündung… hm… Moment. Wir haben Papier, wir haben den Kocher. Zündung an, Papier an die Flamme vom Gaskocher, das Gas beim Scotty aufgedreht. Es brennt. Juhu… (als wir wieder zu Hause sind und wir die Sachen, die wir zuviel an Bord hatten, ausräumen, fallen mir die Streichhölzer in die Hände. Die hatte ich völlig vergessen).
Seit Micha und ich zusammen sind haben wir die gemeinsamen Silvester auf unseren Silvestergläsern festgehalten. 2017 hatte er die Gläser samt einer Flasche Sekt mit auf den Berg geschleppt und mich überrascht. Und diese Gläser begleiten uns. Er hat die Gläser in Bumba gepackt und ich habe das gar nicht mitbekommen. Er überrascht mich immer wieder. Also das alljährliche Foto mit Gläser und natürlich, mit Bumba:
Und wer uns kennt weiß, das so ein Foto nicht fehlen darf.
Es ist kurz vor Mitternacht. Wir haben lecker gegessen, einen Film und Dinner for one geguckt, geschnackt und gelacht. Zwischendurch hörten wir immer mal wieder Stimmen (also Stimmen von draußen, nicht im Kopf, soweit ist es dann doch noch nicht bei uns).
Mitternacht. Frohes neues Jahr. Und dann geht das Feuerwerk los. Soviel zum Thema keine Knaller und Raketen. Durch die Dachluke sehen wir dem Feuerwerk zu. Verrückt, aber schön.
Neujahr. Da ist es. Was uns wohl erwartet? Heute erwartet uns erstmal die Abreise Richtung… äh… wohin? Auf der Karte fällt uns Rotenburg an der Fulda ins Auge. Die hat auch eine schöne Altstadt, so sagt man. So zuckeln wir langsam in Richtung Fulda. Zwischendurch machen wir dann ein Kaffeepäuschen.
In Fulda gehen wir auf einen Womo-Stellplatz. Das trübe Wetter begleitet uns. Aber immerhin ist es trocken. Wir gehen ein Stück an der Fulda entlang und dann sind wir schon in der Altstadt. Toll.
Wir schlendern durch den Schlosspark und ich möchte ein Foto vom Schloss machen und versuche das fürchterlich hässliche Gebäude, was Vaterstaat direkt neben dem Schloss gebaut hat, nicht zu fotografieren. Wer diesen Bau verbrochen hat, der müsste ein öffentliches Klo in seinen Garten gestellt bekommen. Entschuldigung, aber das finde ich wirklich traurig. Neben einem historischem Gebäude einen Neubauwürfel zu stellen. Was bekommen viele als Auflagen, wenn Sie ältere Häuser kaufen. Denkmalschutz… wo ist der hier geblieben? Es ist ein Schloss mit einem Schlosspark und mittendrin steht dieser Neubau…. Na gut, genug aufgeregt.
Überall in der Stadt stehen Skulpturen. Wir finden sie sehr geschmackvoll und wunderbar gearbeitet.
Wie immer haben wir Spaß.
Trotz des grauen Himmels gehen wir weiter durch die kleinen Straßen. Es gibt immer was zu sehen.
Wir gehen über die Brücke der Fulda und ich muss lachen. Das ist auch mal eine Skulptur der anderen Art:
Die Altstadt ist durch den Fluss geteilt. Von der Brücke aus geht es in eine kleine Fußgängerzone.
Auf einmal reißt der Himmel auf. Blauer Himmel. Die haben wir zuletzt bei der Herfahrt gehabt. Schön.
Dann flitzen wir jetzt mal zum Bumba zurück, stellen die Stühle raus und trinken einen Kaffee.
Micha nutzt die Gunst der Stunde und testet das Solarpaneel und ist zufrieden. Mit der 300Ah Batterie und dem Paneel sind wir gut ausgestattet und können im Winter so 4 bis 5 Tage autark stehen. Wunderbar.
Der Himmel zieht wieder zu. Wenigstens haben wir die Sonnenstunde genutzt.
Am Abend gehen wir nochmal über den Platz. Hier gibt es eine Wohnmobilstation, die sogar Waschmaschinen und Trockner anbietet. Genutzt wird der Trockner gerade. Von einem jungen Paar, dass das Hundekissen trocknet. Camper sind sie auch nicht.
Ein anderer Camper kommt. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt, dass er dauerhaft in seinem Womo lebt. Er hat eine Waschmaschine in seinem Womo. Die Geschirrspülmaschine wird demnächst eingebaut. Ich frage erstaunt nach dem Gewicht. Er hat 4t. Na dann, mein Standardspruch „jedem Tierchen sein Pläsierchen“.
Relativ spät starten wir am nächsten Tag.
Leider mussten wir feststellen, dass wir zu wenig Gaskartuschen mit haben. Mhh…. Ich habe mir Gedanken gemacht und definitiv genügend eingepackt… Oh Nein, die 4 Kartuschen, die bei dem Kocher dabei waren, haben wir alle bei meinen Eltern gelassen. Wir müssen wohl oder übel shoppen gehen.
Wir fahren ein Stück an der Fulda lang und dann werden wir uns in den Thüringer Wald begeben. Zwischendurch werden wir irgendwo einen Zwischenstopp einlegen, da wir halt so spät gestartet sind. Aber es ist ja egal. Wir haben Zeit, nichts drängt uns und bei dem grauen und tristen Wetter ist man definitiv lieber drinnen als draußen.
Der Zwischenstopp ist dann auf einem Waldparkplatz mit Schräglage. Der Platz lässt einem keine Möglichkeit, ansatzweise geradezustehen. Also wählen wir das kleinere Übel und stehen schräg und beim Schlafen mit dem Kopf nach oben, dank der Längsbetten. Wir haben die Möglichkeit quer zu schlafen, was wir in der Regel machen, weil wir einfach gerne zusammen schlafen, können aber auch Längsbetten mit wenig Aufwand herrichten. Zum Glück haben wir diese Option, so ist man noch flexibler, was das Stehen angeht.
Der Regen prasselt so schön auf das Dach und uns fällt ein, dass wir im Fahrerhaus was liegen gelassen haben. Raus, bei dem Regen? Och nö… Warte mal, wir können doch von hier runter. Da war ja was! Klappe auf, Schatz runter, Kabeltasche geholt und wieder rauf. Alles trockenen Fußes. Feine Sache.
Der Regen wird immer stärker und durch die hohen Bäume sammelt der Regen sich zu dicken Tropfen und knallen auf das Dach. Sehr zu Michas Leidwesen. Er bekommt wenig Schlaf. Mich stört es nicht, ich mache mir nur Sorgen, dass wir weggespült werden. Es regnet und prasselt auf das Dach, wir stehen schräg im Schlamm… Kopfkino und total bekloppt. Eigentlich dürfte ich das gar nicht schreiben, weil es total bekloppt ist. Aber andererseits finde ich es jetzt ziemlich amüsant und es freut mich, wenn ihr lacht.
Was erwartet uns wohl als Nächstes? Der Thüringer Wald soll es sein. Vielleicht mit etwas weniger Wasser von oben…