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Tunesien

Die Haustür fällt zu, der Schlüssel dreht sich und wir sind dann mal weg… endlich… endlich geht es nach Tunesien. Sommer- und Winterurlaub haben wir zusammen gelegt, jetzt haben wir 4 Wochen am Stück frei.

Wie wir auf Tunesien kommen? Es fing alles beim Oman Treffen Pfingsten 2022 und dem Wiedersehen mit Konny und Richard an. Wir hatten Konny und Richard in Mehring bei Burow kennengelernt und uns sofort verstanden. Pfingsten erzählten sie von Tunesien, von der Landschaft, den Menschen und der Wüste. Der Nachthimmel mit seinen tausend Sternen, die Ruhe und das weite Meer aus Sand. Spontan wie wir sind, fragten wir sie, ob wir zusammen nach Tunesien fahren wollen und sie sagten „Ja, sehr gerne“. Perfekt.

Keine Woche später war die Fähre gebucht und die Planung konnte starten. Ein kleines Off-road Training, damit wir unseren Bumba besser kennenlernen, absolvierten wir dann auch noch. Sicher ist sicher.

Am 09.12.2022 geht es für uns direkt nach der Arbeit los, nach Genua auf die Fähre. Und die bringt uns nach Tunis. An dem Abend fahren wir noch kurz bis vor Genua, sodass wir am Samstag nur noch knapp eine Stunde Anreise zum Hafen haben. In Genua wollen wir noch ein wenig einkaufen und den Wassertank auffüllen. Aufgrund der Gewichtsproblematik, die immer wieder bei unserem Dicken aufkommt, hatten wir den Wassertank nur zu 1/4 gefüllt. Die Fahrt durch die Schweiz soll nicht noch teurer werden und so sind wir auf der sicheren Seite, unter den 3.500 kg zu bleiben.

Das Wasser auffüllen wird dann nochmal spannend. In einer App werden öffentliche Brunnen und Orte angezeigt, an denen man Wasser auffüllen kann. Ich habe einen Brunnen in Genua direkt am Hafen gefunden, der sich dann als sehr kleiner Brunnen präsentierte und wir mit einem Eimer 20 Mal hätten laufen müssen.

In der Zeit, in der Micha nach dem Brunnen geschaut hat, konnte ich die Kunst in Genua betrachten.

(…und mein Schatz hat mich dann auch noch vor dem Hungertod gerettet. Ein warmes, belegtes Brötchen brachte er von der Sichtung des Brunnens mit).

Weiter geht die Suche nach Wasser und wir werden an einer Tankstelle fündig. Hier dürfen wir den Tank füllen. Punkt eins erledigt. Bei der Anfahrt zum Hafen entdecken wir dann noch einen Lebensmittelladen. Fix rein, Baguette und Co. gekauft. Weiter geht es zum Hafen. Alle Doings sind erledigt.

Konny und Richard fahren mit der Fähre von Sizilien nach Tunis, da sie vor Tunis noch in  Italien sind und auch weil Finchen – die treue Begleiterin auf vier Pfoten – längere Fährfahrten in ihrem hohen Alter (16 Jahre) nicht mehr so gut verträgt.

Vor Fährfahrten habe ich immer ein wenig Sorge, die Seekrankheit nimmt mich dann leider in Beschlag.
Aber diesmal sind wir vorbereitet.
Viel essen soll helfen…

und liegen (das kennen wir ja bereits)…

…und ein Fenster, um den Horizont zu sehen (und den Vollmond zu bewundern)…

iPad und Co. lenken auch ganz gut ab, wir benötigen aber bei 27 Stunden Fährfahrt auch Strom. Der Reisestecker hält nicht, aber Micha hat die Lösung, damit der Lader hält:

Eine Anekdote noch:

Vor Reisebeginn standen wir entspannt und zufrieden vor der Fähre. Wir waren früh da, Micha hat sich ein wenig hingelegt und ich habe gedaddelt bzw. die ganzen vollgepackt Autos neben uns bewundert. Die Krönung war ein Mittelklassewagen, der zwei Roller (Benzinroller!) auf dem Dachgepäckträger mitführte.

Irgendwann kam das Ganze in Bewegung. Eine Dame von der Gesellschaft stand auf einmal vor uns und wollte unsere Tickets sehen. „Tickets“ … wir mussten – was wir bisher noch nie hatten – uns vorher einchecken und nicht erst auf der Fähre. Also hoppagaloppa ab zum Check-in und, damit es nicht langweilig wird, auch direkt die Papiere und Überprüfung für die Einreise mit erledigen. Reisepass vorgezeigt, Formular ausgefüllt und der freundliche Herr fragte mich nach Micha, da ich ja nun alleine da war. Ähm…. „He´s the driver“ meine Antwort, ein fragender Blick seinerseits, ich mache das Zeichen für Lenkrad und Fahrer (denke ich zumindest). In dem Moment sagte er sich wahrscheinlich, lass die Verrückte einfach durch. Er nickt, schiebt mir alles über den Schalter und ich atme durch. Fertig. Bumba auf Deck D und wir zur Kabine 782.

Auf Wiedersehen Genua.

Ankunft in Tunis

10.12.2022

Es wird spannend.

Klappt alles mit dem Voucher? Denn ohne diesen dürfen wir nicht einreisen. Nicht jeder Reisende wird danach gefragt, aber bei unserem Glück, werden wir danach gefragt.
Es ist schon amüsant. Man sitzt in einem Reisemobil und muss eine Hotelbuchung vorweisen, damit man einreisen darf. Andere Länder, andere Sitten.

Wir sind einer der Ersten, die von Bord fahren. An der Grenzkontrolle stehen zwei Herren und fragen nach den Papieren und …BINGO… den Voucher. Der eine Herr schreibt, der andere sagt irgendetwas und macht ein Zeichen, was wir nicht verstehen, verstehen aber das Wort Genua. Sollen wir zurück??? Nein, alles gut.

Ab zum Zoll. Sofort kommen Männer auf uns zugelaufen und wollen das Formular ausfüllen. Da wir gar nicht mehr unterscheiden können, wer eigentlich wohin gehört (Zoll, Polizei oder Aushilfe), lassen wir einen Herren das Formular ausstellen, der direkt vor uns steht. Mit dem Formular muss Micha dann von A nach B und C und wieder zurück zu A. Ganz nach dem Motto „Passierschein A38“. Fans von Asterix und Obelix wissen Bescheid. Alle anderen einfach mal googeln ;-).

In der Zeit sitze ich hoch und trocken und kann das Geschehnis um mich herum beobachten. Neben uns parkt ein Kleinwagen. Der Kleinwagen hat auf dem Dach ein Fahrrad und noch etwas liegen. Gut verpackt. Eine Frau sitzt gelangweilt auf dem Beifahrersitz. Hinten geht die Tür auf und ich sehe zwei Kinder, die aus dem Auto gekrochen kommen. Dann kommt der Vater und die Kinder steigen wieder ein. Als Kind eins „reinrutscht“ sehe ich, dass der Wagen brechend voll ist. Kind zwei rutscht halb auf Kind eins und bekommt dann zu guter Letzt auch noch einen Koffer auf die Beine gelegt. Die Tür wird dann vom Vater mit Schwung geschlossen. Klappt nicht. Macht nichts. Kind noch ein wenig drücken, Tür zu, passt. Ich komme mir vor wie im Kino.

Da kommt Micha. Endlich hat er die Papiere für Bumba und wir können weiter. Keine 15m weiter werden wir wieder angehalten. Diesmal von einem von der Nationalgarde, erkennbar an der Waffe am Holster und das Maschinengewehr auf der Schulter. Nochmal die Pässe zeigen. Nase passt, weiter. Immerhin: 3m geschafft. Pässe bitte. Wenn das so weiter geht, sind wir in unserem Urlaub mit Pässe vorzeigen beschäftigt und kommen nicht aus dem Hafen raus.

Endlich! Freie Fahrt!

Konny und Richard haben ihren Standort per SMS übermittelt. So ganz schlüssig sind wir dann doch nicht. Aber wir kennen ja beide Plätze. Anrufen oder eine WhatsApp schreiben geht nicht, wir haben noch keine tunesische Telefonkarte. Aber von MapsMe haben wir die Offlinekarten und beide Punkte markiert.

Kurz gesagt, der Erste ist falsch, beim Zweiten haben wir dann Erfolg.

Ankunft auf dem bewachten Busparkplatz:

Warum ein bewachter Parkplatz? Warum nicht einfach raus aus der Stadt?

Es ist schon dunkel und in Tunesien sollte man es vermeiden, im Dunkeln zu fahren. Insbesondere in den ländlichen Gegenden. Also gehen wir auf Nummer sicher.

Zur Begrüßung lädt uns Konny noch auf einen Tee ein. Der landestypische Tee ist schwarzer Tee mit Pfefferminze. Die Bar ist gleich neben an. Den Namen der Bar finden wir sehr charmant. Er erinnert uns an unsere Langzeitreise 2018 mit den Motorrädern.

11.12.2022

Guten Morgen! Die erste Nacht war unruhig, die vielen Hunde auf dem Platz bellten oft und laut.
Heute haben wir ein paar Doings auf dem Plan, aber dann geht es raus aus der Stadt.

Los geht es:

Geld tauschen
Das wollten wir eigentlich direkt im Hafen bei Ankunft erledigen, ging aber nicht, weil alles zu war.

SIM Karte für Tunesien
Wir hatten auch hier die Hoffnung, dass wir das sofort im Hafen erledigen können, bzw. ein „Starterpack“ mit ein paar mb bekommen, war leider auch nicht so.

Einkaufen
Da wir jetzt etwas in das Landesinnere fahren, wollen wir nochmal den Kühlschrank mit ein paar frischen Lebensmitteln auffüllen.

Die Fahrt führt uns durch Sidi Bou Said. An einer Kreuzung sehen wir eine Bank mit dem Hinweise Change. Micha spurtet los. 10 Minuten später ist er wieder da; mit zwei dicken Bündeln Geld. In der Bank konnte er nicht tauschen (warum auch immer Change auf dem Bankschild stand), er musste nochmal zwei Gebäude weiter zu einer Wechselstube. Egal. Geld ist getauscht. Frühsport ist erledigt.

Weiter führt der Weg zu einem Einkaufszentrum. Konny hat es ausfindig gemacht. Wir haben Glück und finden einen Parkplatz direkt vor der Tür. In das Einkaufszentrum kommt man nicht einfach so. Wir müssen durch eine Sicherheitskontrolle. Ein merkwürdiges Gefühl, durch einen Scanner zu gehen, um einkaufen zu können.

Der Shop von Ooredoo für die Simkarten ist gleich am Anfang. Wir wollen an einen Schalter gehen – ein Mann hält uns auf, wir müssen eine Nummer ziehen, wie bei der Zulassungsstelle. Eine Minute später leuchtet unsere Zahl auf. Aha, das hat sich gelohnt, eine Nummer zu ziehen. Eine junge Frau, die kein Englisch kann, gibt sich Mühe um uns Telefonkarten zu verkaufen, holt dann aber den Kollegen mit den Englischkenntnissen dazu. Aber auch das hilft nicht. Zu guter Letzt hilft eine Kundin bei der Übersetzung und 20 Minuten später kommen wir mit unseren Simkarten aus dem Geschäft. Wir sind jetzt alle wieder Mobil! Das erleichtert doch Einiges.

Ein Lebensmittelladen ist auch noch da. Super. Wir haben unsere Doings alle abgearbeitet.

Was jetzt? Wir sind fast bei Sidi Bou Said, das 20 km östlich von Tunis liegt. Es wird als „Maurisches Bilderbuchdorf“ in unserem Reiseführer angekündigt. Die Aussicht und die charakteristische Architektur sollen fantastisch sein. Im 19ten Jahrhundert entwickelte es sich auch zu einer Künstlerkolonie. Seit 1915 steht es unter Denkmalschutz. Das schauen wir uns an.

Wir parken unten am Meer und gehen die Treppen zu dem Dorf hoch. Ein ganz schöner Anstieg.

Wir werden aber belohnt.

Wir gehen in ein Café, dass einen wunderschönen Blick über die Bucht bietet. Bei Tee und Gebäck genießen wir die Aussicht.

Als ich dann bezahlen gehe, muss ich 97 Dinar bezahlen. Mehr als 30 €. Micha und Konny gehen in das Gespräch mit dem Inhaber. Was sollen wir sagen, wir wurden auf gut Deutsch verarscht. Hier waren wir einmal und nicht wieder.

Also merke: Grundsätzlich genauer bestellen und nicht nur einen Tee bestellen. Diesen gibt es in verschiedenen Ausführungen (angeblich) und wir haben – natürlich – den Teuersten bestellt…

Wieder zurück am Auto soll es jetzt zu Matthias gehen. Diesen Kontakt hat Konny über eine Reisende bekommen. Gebürtig kommt Matthias aus Deutschland, lebt aber seit rund 40 Jahren in Tunesien. Er hat uns GPS Daten gegeben, die zu ihm und seinen Stellplatz führen, die wir im Café in zwei Navis geklimpert haben. Ich muss bereits hier sagen, dass Micha irritiert ist über den Punkt, wo wir hin sollen. Aber GPS-Daten, die werden wohl stimmen.

Mühsam schlängeln wir uns mit unserem Dicken durch die Vororte. Was für ein Gewühle auf den Straßen.
Durch Marokko kenne ich bereits die Einkaufsläden, Werkstätten, Restaurants und Cafés an den Straßen, bin aber immer wieder fasziniert.

Ich bin erstaunt, wie viele Schlachter es gibt und dass auch noch die Köpfe der Kühe angeboten werden. In Marokko war Fleisch eher weniger zu sehen. Hier in Tunesien sind so viele Schlachter und dann haben Sie auch noch die Tiere vor der Tür. Trockener Kommentar meiner Mitreisenden „Da wird die Kühlkette nicht unterbrochen“…Ich werde wieder zum Vegetarier, albern, ich weiß.

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Als wir von der Autobahn abfahren, verändert sich die Landschaft und wir lassen auch die Hektik hinter uns. Die Landschaft ist schön und so grün, was man irgendwie gar nicht vermutet, also ich nicht.

Und da sind sie wieder, die Gemeinschaftstaxis. Das kennen wir aus Marokko und es fasziniert mich immer noch:

Gemütlich rollen wir über die Straßen, die in einem sehr gutem Zustand sind. Irgendwann hält Richard an und sagt, dass hier der GPS Punkt von Matthias ist. Wir sehen aber nichts. Anhalten, aussteigen und gucken.

Eine kleine Schranke ist da, aber die ist versperrt und weit und breit kein Haus, kein Auto. Nichts. 200 m weiter vorne war eine Einfahrt, wo ein Haus zu sehen war. Wir fahren dorthin und der Bauer schaut uns mit großen Augen an. Wir sind hier falsch. Kehrt, Marsch zurück.

Jetzt stehen wir hier. OK. GPS Daten nochmal abgleichen, Matthias anrufen, ihm ein Bild von unserem Standort senden, feststellen, dass wir 1 Std. in die falsche Richtung gefahren sind. Wie wird mir später gesagt ?„Nein, ihr habt euch nicht verfahren, ihr wolltet schon einmal die schöne Landschaft genießen“. Wo er recht hat, hat er recht. Außerdem konnte ich ein Foto von dieser wunderschönen Landschaft machen:

Gegen 16 Uhr trudeln wir dann ein. Die Einfahrt zu Matthias Anwesen ist auch spannend. Wüsste man nicht, dass auf der Erhöhung hinter Büschen eine Einfahrt ist, würde man auch hier vorbeifahren. Aber, da ich ausgestiegen bin um zu gucken bevor wir da hochschaukeln, hab ich Krokusse mitten in Tunesien entdeckt. Ich bin begeistert.

Die Einfahrt ist klein aber wir passen durch. An zweiter Stelle können wir das gut sehen. Dann eröffnet sich ein Gelände, mit dem wir nicht gerechnet haben. Der Blick fällt in ein kleines Tal mit Sträuchern und kleinen Häusern.

Begrüßt werden wir von gefühlt 20 Hunden. Zumindest was das Gewusel und Gebelle angeht. Zum Schluss sind es „nur“ 7 Hunde. (einer dieser Hunde klaut am Abend noch ein ganzes Brot von Konny und Richard. Der Hund liegt danach satt und zufrieden am Tisch und lässt sich auch nicht verscheuchen). Finchen – die treue, vierbeinige Reisebegleiterin – war zu dem Zeitpunkt noch nicht oben am Tisch, dann wäre diese Malheur wahrscheinlich nicht passiert.

Unser Stellplatz ist bei einem Vorplatz bei einem umgebauten Wagon, der als Ferienhaus vermietet wird. Sehr schön. Von hier hat man auch eine wunderbare Aussicht.

Unser Sitzplatz:

Morgen wird uns Matthias über sein Gelände führen. Wir sind gespannt. Das, was wir bisher gesehen haben, gefällt uns.

Jetzt setzen wir uns erstmal gemütlich hin, trinken einen Kaffee und genießen den Sonnenuntergang.

13.12.2022

Es gab in der Nacht ein Konzert, ein Hundekonzert. Wahnsinn, von allen Seiten hört man die Vierbeiner. Ob das den ganzen Urlaub so geht? In Tunis war es schon sehr „Hunde belastet“ und jetzt hier. Na, wir werden sehen.

Matthias führt uns heute über sein Gelände, zeigt uns seine Ferienhäuser. Er erzählt, dass er die Häuser nach seinen Ideen und Vorstellungen gestaltet. Er überlegt sich, was er gerne hätte, was andere sich wünschen, wenn sie sich erholen wollen. Seine Frau und er sind mit Herzblut dabei. Der Kühlschrank in den Häusern ist immer mit dem notwendigsten gefüllt, damit man erstmal ankommen kann und nicht gleich einkaufen fahren muss. Es sind diese Kleinigkeiten, die aber viel ausmachen. Ich finde es sehr schön.

Die Ferienhäuser sind  geschmackvoll eingerichtet. Matthias wollte immer ein Haus am See mit einer kleinen Insel. Das hat er sich mit einem der Ferienhäuser geschaffen.


Als Kind hätte er gerne ein Baumhaus gehabt. Das nächste Haus hat ein „Baumhaus“, auf dem eine wunderbare Lodge ihr zu Hause gefunden hat.

Weiter geht es zu den Stallungen. Er hat Esel, Pony, Schafe, Hühner… ach ja, einen Mackacken bzw. zwei (Männlein und Weiblein) und Vögel (Unzertrennliche heißen diese, wunderschön) gibt es auch.

Sein Mitarbeiter hat hier auch seine „Muckibude“.

Dann kommen wir wieder zu unseren Autos. Dort steht – wie bereits erwähnt – der Wagon, der auch vermietet wird.


Er zeigt uns dann noch seinen privaten Wohnbereich. Auch hier spiegelt sich das „Herzliche“ wieder.

Am Abend wollen wir noch rote Wurst grillen. Micha und ich hatten im Gefrierschrank zu Hause noch welche eingefroren. Da wir den Kühlschrank ausgemacht haben (lohnt sich bei 4 Wochen), mussten diese im Gefrierfach in Bumba mit und sollen heute verhaftet werden. Wir laden Matthias noch ein. Sehr zu seinem Bedauern muss er absagen, da er heute Abend noch Besuch bekommt. Wir können aber gerne dazu kommen nach dem Essen. Es sind Freunde aus dem benachbarten Ort, auch aus Deutschland, die hier sesshaft sind. Siggi und Biggi. Dann soll noch ein Reisender heute ankommen. Ein umgebauter Feuerwehrwagen als Reisemobil.

Nach dem grillen gehen wir zu Matthias rüber. Siggi und Biggi begrüßen uns herzlich. Sie reisen viel und sind gerne und viel in der Wüste unterwegs. Da gibt es viel zu erzählen und uns macht es Freude, diesen Berichten zuzuhören.

Jetzt sitze ich hier mit Ortskundigen und mit brennt eine Frage die ganze Zeit auf der Zunge. „Warum gibt es hier soviele Mauern, die irgendwo stehen, teilweise schon wieder verfallen? Was bedeuten diese Mauern? Was geschieht damit?“ Siggi sagt einfach nur „Eigentum schützt“. Mh, ok, damit wird also das Eigentum der Familie xy markiert und kein anderer vergreift sich daran, auch wenn die Mauer schon halb einfällt bzw. einfach nicht beendet wird. Die Tunesier zaubern mir noch öfter ein Fragezeichen in mein Gesicht. Ich muss ja nicht alles verstehen.

Irgendwann kommt ein Anruf bei Siggi an, dass der Reisende angekommen ist, aber den Weg nicht findet. Der Reisende ist ein alter Freund, mit denen sie bereits einige Urlaube gemacht haben. Er war allerdings noch nie bei Matthias. Mittlerweile ist es schon dunkel. „Wer hat Lust mich zu begleiten? Ich hole ihn im Nachbarort ab“. Micha und ich heben die Hand und auf geht es. Der Weg geht durch einen kleinen Ort, dann links am Café auf eine Piste. Siggi sagt uns dann, dass wir jetzt in einem Ort kommen, „wenn man da links abbiegt, kommt man zu uns. Direkt am Sägeblattfelsen entlang“. Wenn wir Lust haben, können wir ja mal morgen rumkommen. Sie haben auch Olivenöl aus eigener Herstellung (wir hatten gesagt, dass wir gerne Olivenöl direkt aus einer Mühle kaufen wollen).

Wir kommen in den Ort und da steht der Feuerwehrwagen samt Fahrer und Beifahrerin. Die Beiden sind erleichtert und freuen sich, dass sie nun endlich ihrem Endziel nahe sind.

Als wir wieder ankommen, gibt es ein großes Hallo zu den Neuankömmlingen. Wir bleiben nur noch kurz da und gehen dann ins Bett.

Vielen Dank für diesen Abend, lieber Matthias.

14.12.2022

Sonnenaufgang. Dieses Licht, das alles in warme Farben einhüllt.

Heute geht es nach Dougga (Thugga – es gibt immer zwei Schreibmöglichkeiten…). Es handelt sich um eine römische Ausgrabungsstätte. Die größte und besterhaltene Römerstadt. Sie liegt auf einer Höhe von 500 bis 580 m.

Wir fahren die Piste, die wir am Vorabend mit Sigi gefahren sind und biegen dann auf die Straße ab, wo das „Sägeblatt“ zu sehen ist. Und die Felsen sehen wirklich wie ein Sägeblatt aus. Klasse!

Die Reise geht weiter durch kleine Ortschaften mit den üblichen kleinen Läden. Irgendwann wirft Richard den Anker. Am Straßenrand gibt es frisches Baguette. Lecker.

Wir sind angekommen in Dougga, noch den Berg hoch und dann sind wir auf dem Parkplatz. Oben angekommen steht die Nationalgarde zum Schutz der antiken Stadt und deren Besucher. Das Ticket kostet 16 Dinar und das lohnt sich. Der Anblick ist einfach fantastisch und beeindruckend. Diese Baukunst, diese Aufteilungen, die alten Mosaike. So schleichen wir auf den Spuren der alten Römer durch die Gassen…


Wir fragen nach, ob wir auf dem Parkplatz der Ausgrabungsstätte mit unseren Mobilen über Nacht stehen bleiben können. „Nein, es ist nicht bewacht und nicht sicher“. Schade, das wäre doch mal ein Schlafplatz gewesen.

Also fahren wir zu dem Restaurant runter, wo Konny und Richard bereits vor 12 Jahren genächtigt haben. Leider hat es sich hier auch verändert. Man darf hier nicht mehr stehen.

Die App Park4Night geöffnet und schauen, wo man eine Übernachtungsmöglichkeit hat. Ein Hotel bietet an, auf dem Parkplatz zu kampieren. Dann mal los. Wir fahren vorweg, Maps me im Anschlag. Irgendwann sagt MapsMe, wir sollen rechts abbiegen… in die Gasse??? Nein. Aus dem Funk erschallt „An der Tanke rechts“… Micha schwenkt rechts nach der kleinen Tankstelle und wir stehen in einer noch engeren Gasse. „Ich sagte doch an der Tankstelle!“ … Unser Funk zurück „Hier ist eine Tankstelle“. „Wo? Unsere ist da oben an der Ecke“. Rückwärtsgang eingelegt und Konny und Richard hinterher. Keine 5 Minuten später fahren wir auf den Parkplatz ein.

Da sind wir jetzt. Ein schlichter, aber sauberer Parkplatz. Stühle raus, Kaffee, Kekse und den Tag Revue passieren lassen.

Einen Weg weiter liegt ein  Gebäude, wo bereits vorher Männerstimmen zu hören waren, relativ laut. Es kam einem vor, als ob sie zu tief in das Glas geschaut haben oder evtl. zu viel Wasserpfeife geraucht hätten.  Aber gegen 22 Uhr wird es leiser, als ob jemand „Feierabend, Nachtzeit“ gerufen hätte. Cool.

15.12.2022

Ich schlage die Augen auf, öffne die Jalousie und liege gefühlt in einem Olivenbaum. Gestern Abend hatte ich es gar nicht gesehen, dass der Alkoven so dicht an den Ästen des Olivenbaums ist. Ein schöner erster Blick am Morgen.

Wir frühstücken gemütlich und dann geht es los. Einkaufen müssen wir. Obst und Gemüse. Irgendwo ist immer ein kleiner Markt am Straßenrand, da kann man frisch einkaufen. Keine Stunde fahren wir dann auch „durch“ einen Markt. Links und rechts an der Straße sind Stände aufgebaut. Von Anziehsachen, Eimer, Dünger und Co. bis zu Lebensmitteln, es wird alles angeboten.

Wir haben uns bei der Durchfahrt schon einen kleinen Stand auserkoren. Also zuckeln Konny und ich los. Die Männer haben in einer kleinen Seitengasse geparkt und warten auf uns.

Kartoffeln, Blumenkohl, Zucchini und Tomate macht 3,800 Dinar und mir fällt die Kinnlade runter. 3800 Dinar? 1,26 €. Ich möchte dem Herrn 4000 Dinar geben, also eine glatte Summe, das will er nicht. In dem Moment fällt es mir wieder ein. Man gibt nicht mehr als gefordert. Ansonsten ist es eine Beleidigung, denn das hieße, er hätte seine Preise falsch kalkuliert. Man merkt, ich bin „eingerostet“.
Weiter geht es zu dem Obststand. Orangen, Äpfel und Bananen. 13000 Dinar = 4,33 €. Für zusammen 16800 Dinar – 5,04 € habe ich einen Wocheneinkauf mit frischem Gemüse und Obst gemacht.

Das macht mich doch ein wenig sprachlos und ich  suche im Internet, wie hoch das Durchschnittseinkommen in Tunesien ist, und erfahre, dass am 01.12.2022 das Durchschnittsgehalt bei 190,00 € liegt (also 570000 Dinar – nicht irritieren lassen von den vielen Nullen. Es sind also 570 Dinar und so wie bei uns die Cent von 0,01 € bis 0,50 € gehen sind hier 0,100 Dinar, 0,200 Dinar und 0,500 Dinar das „Kupfergeld“).
Natürlich, ich weiß, anderes Land, andere Lebenshaltungskosten… aber 190,00 €? Wie hoch ist die Miete hier? Gibt es eine Krankenversorgung und wenn ja, wer kann es sich leisten? All diese Fragen schießen mir im Kopf herum. Dann sehe ich die Häuser, die Menschen und frage mich auch, was sie arbeiten.  Bisher habe ich fast nur Männer gesehen, die im Café am Straßenrand sitzen und Tee trinken. In allen Altersklassen. In jedem Ort. Müssen die nicht arbeiten? Wovon bezahlen sie den Tee?

Fragen über Fragen…

Auf dem Rückweg zu unseren Männern machen wir noch einen kurzen Zwischenstopp bei einem kleinen Bäcker. Zwei Baguette, ein kleines rundes Maisbrot = 1000 Dinar…

Als wir zu unseren Männern zurückkommen, fragt Micha mich, ob alles gut ist. Ich bin immer noch perplex von diesem Einkauf und das scheint man mir anzusehen.

Wir kommen nach Sbeitla. Sbeitla hat über 24.000 Einwohner. Es ist ein wichtiger Marktort und Sammelplatz für Halfagras. Bis dato hatte ich noch nie was von Halfagras gehört. Es wird u.a. für Flechtarbeiten (Hüte, Schuhe, Taschen, Matten) genutzt. Wir sind aber wegen der einzigen touristischen Sehenswürdigkeit da. Die römische Ausgrabungsstätte Sufetula.

Relativ am Ortseingang gibt es ein Hotel, dass auch Stellplätze anbietet. 35000 Dinar und je 5000 Dinar für eine Dusche. Wunderbar. Das machen wir. Kaum haben wir uns ausgerichtet, die Stühle raus und trinken Kaffee, kommt die Touristenpolizei und fragt ab, woher wir kommen, wohin wir gehen und notiert sich die Kennzeichen. Im Hotel mussten wir bereits eine Anmeldung ausfüllen, mit allen persönlichen Daten und auch der Kennzeichen. Doppelt hält besser. Aber, es ist zu unserem Schutz und gibt einem ein gutes Gefühl – es ist nur ungewohnt, so „verfolgt“ zu werden.

Dann wollen wir zu der Ausgrabungsstätte gehen.

Konny bleibt mit Finchen bei den Autos und wir laufen zu Dritt los. Keine 800 m weiter soll diese Ausgrabungsstätte sein und ja, nach nur 300 m sieht man auch schon etwas. Da es wunderbar warm ist und ich am liebsten mit meinen Barfußschuhen laufe, habe ich diese entsprechend an. Ein Fehler. An dieser Straße scheint jeder – wirklich jeder – der Meinung zu sein, bei dem Genuss von einem Bier aus der Glasflasche, dieser Flasche auch das Fliegen beibringen zu müssen, mit dem Ziel, Straßenrand und Fußweg zu treffen. Ja, meine Schuhe haben eine Sohle, aber so dick ist diese dann auch nicht und dank der einzelnen Zehen möchte ich auch nicht testen, wie es ist, wenn eine Glasscherbe sich zwischen den Zehen die Aufwartung macht. Also, ein Eiertanz für mich (und dann sind es auch noch hauptsächlich  Beck´s Flaschen aus Bremen – meine alte Heimat lässt grüßen…), der mich traurig macht. Warum macht man so etwas?

Das gesamte Gelände der Ausgrabungsstätte ist eingezäunt und wir finden keinen Eingang. Schade. Nach einem Foto aus der Ferne und einem Eiertanz zurück zum Stellplatz beschließen wir noch, am Abend essen zu gehen. Es gibt ein Buffet  und wir hoffen, dass es landestypische Gerichte gibt. Leider werden wir enttäuscht. Keine besonderen Spezialitäten, kein Couscous, keine Tajin. Aber es schmeckt.

16.12.2022

Abfahrt um 9.00 Uhr. Es geht nach Mides. Ein kleines Dorf an der algerischen Grenze. Bei der Ausfahrt aus Sbeitla steht ein großes Aufgebot von Militär am Kreisverkehr. Man merkt einfach, dass wir der algerischen Grenze näher kommen. In den einzelnen Städten stehen oft an den Kreisverkehren Polizei bzw. Militär. Wir werden auch angehalten und gefragt, woher wir kommen, wohin wir fahren. Die Kennzeichen werden notiert und es wird auch telefoniert.

Die dritte Kontrolle an diesem Tag findet an einem kleinen Posten statt, der relativ in der Nähe von Mides ist. Die Herren sind sehr freundlich. Es werden die üblichen Abfragen gemacht und das Telefonat geführt (wir gehen davon aus, dass sie den vorher von uns passierten Punkt abfragen. Da sie immer von … nach … abfragen, kennen sie unsere Route). Während wir warten werden wir gefragt, ob sie in unseren Bumba schauen dürfen. Natürlich und man merkt, dass sie sich darüber freuen. Es ist schon komisch, wenn man sieht, dass ein Soldat mit seiner Waffe in unseren Bumba geht. In dem Moment wird mir mal wieder bewusst, in was für einem Luxus wir leben. Wir haben Frieden in Deutschland. Keine Soldaten und Kontrollposten, die überall stehen und wache halten. Wir können uns frei bewegen.

Wir fahren einen km weiter und dann müssen wir für Fine eine Pause einlegen. Bei der Kontrolle wollten Konny und Richard sie nicht raus lassen zum pinkeln.
Eine Rakete kommt aus dem Auto geschossen. Das war dringend.

Die Landschaft hat sich geändert. Es ist eine karge Landschaft, harter gelber Boden. Viele Olivenbäume stehen hier und ich staune nicht schlecht, als ich die Bewässerungsanlagen sehe. Damit habe ich nicht gerechnet. Warum kann ich gar nicht sagen. Auch Tunesien entwickelt sich. Kurzer Funkspruch an Konny und Richard. Ich möchte das fotografieren und meinen Kollegen schicken. Die werden auch nicht schlecht gucken.

Weiter geht es. Wir halten an, als wir diese kleine Oase sehen. Sehr schön.

Die Straßen nach Mides sind wunderbar zu fahren. Leider begleitet die Straße der Müll. Ich verstehe es einfach nicht, warum man den Müll einfach irgendwo hinschmeißt.

Ohne noch einmal angehalten worden zu sein, kommen wir in Mides an.

Unser erster Weg führt uns zu den historischen Mauern von Mides. Hier sehe ich das erste Mal die Sandrosen von Tunesien. Zu den Sandrosenfeldern in der Wüste wollen wir selber fahren, aber es ist interessant, sie jetzt vorab zu sehen. So hatte ich sie mir nicht vorgestellt, aber schön sind sie.

Wir nehmen einen Guide. Dieses Dorf  – das alte Mides, die spektakulärste der drei Bergoasen – liegt an der Stelle der einstigen befestigen Römersiedlung Mades. Diese ist umgeben von Schluchten. Wieder kann ich nur sagen: Beeindruckend


Unser Guide bringt uns dann noch zu der Oase.

Hier und da pflückt er eine Orange oder einen Granatapfel und reicht Konny und mir diese Früchte.


Zum Schluss sitzen wir in einem Café und trinken noch einen Tee mit ihm. Das Café hat eine traumhafte Aussicht.

Der Guide fragt, wohin wir jetzt wollen und wir sagen ihm, dass wir zu einem Stellplatz im Ort wollen. Er telefoniert und sagt uns dann, dass es da jemanden gibt, der uns helfen kann einen Schlafplatz zu finden. Wir lehnen dankend ab, das machen wir selber.

Als wir dann in den Ort reinfahren, werden wir „abgefangen“. Ein junger Mann auf einem Mofa hält Richard an. Er wird ignoriert, na gut, sagen wir so, wir versuchen ihn zu ignorieren. Das klappt spätestens an dem Hotelparkplatz nicht mehr, wo der Stellplatz sein soll. Konny schüttelt den Kopf und sagt „Da übernachten? Nein“. Also Plan B. Der hartnäckige Mann. Wir erläutern, was wir suchen und er sagt uns, dass er was Passendes hat. Na gut. Versuch macht klug. Also folgenden wir im unauffällig auffällig. Er biegt von der Straße ab und wir stehen neben einem Flussbett. Fragezeichen in vier Gesichtern. Unseren Gesichtern.

Die Männer steigen aus.

Durch das Flussbett erreicht man ein Hotel, an dem man über Nacht stehen kann. Ein einzigartiger Ort. Ja, sicherlich, ist ja auch eine einzigartige Anfahrt zu diesem Ort, mein Gedanke.

Wir riskieren es. Abenteuer, wir kommen. Wie sage ich immer „Attacke!“

Runter geht es in das Flussbett. Die erste Offroadtour und sie macht Spaß, ist aber eine Herausforderung für den Fahrer, der so etwas bisher noch nie gemacht hat (jetzt, am Ende der Reise, war es eine interessante und einmalige, angenehme Fahrt – mein geliebter Fahrer hat ein Lächeln auf dem Gesicht, bei der Erinnerung).

Da stehen wir nun. An einem kleinen Wasserfall. Einsam, verlassen und einmalig schön.

Farouk, so stellt sich unser Mofafahrer vor, bietet uns an, ihn als Guide zu buchen. Heute noch für einen Rundgang am Canyon, ca. 1,5 Std., und morgen für eine Rundfahrt um Tamaghza, mit einmaligen Plätzen, wo keine Touristen normalerweise hinkommen. Seine speziellen Plätze. Dafür möchte er 100,00 € haben. Puh, das ist eine Hausnummer, für die hiesigen Verhältnisse eine große Summe. Er erklärt uns, dass er ja nur ein gewisses Zeitfenster hat, in dem er Geld verdient – Saisongeschäft – und dann hat er seine Familie zu ernähren. Wir beratschlagen uns kurz und, ja, er hat uns schon zu diesem wunderbaren Schlafplatz gebracht, dann machen wir auch das.

Wir richten uns kurz ein und dann geht es los.

Rauf auf den Berg.

Der Blick auf unseren Nachtplatz von oben:

Uns kommen ein paar Touristinnen entgegen und eine Frau stiefelt hier mit Hakenschuhen herum. Mir fällt die Kinnlade runter. Ich hab ja auch schon viel mit Hakenschuhen gemacht, aber das ist die Krönung. Als die Dame dann auch noch in Deutsch mit uns redet und sagt, dass sie aus Hamburg kommt, muss Micha mir mein Kinn hochdrücken. Ich fasse es nicht. Ich bin in Tunesien und begegne einer Hamburger Touristin mit Hackenschuhen auf einem Berg.

Farouk hat uns nicht zu viel versprochen. Der Rundweg sehr schön. Eine kleine Klettereinlage runter in den Canyon gibt es auch noch. Ich staune über Fine, die wie ein junger Hund von Stein zu Stein hüpft und Richard förmlich mit sich reißt. Eine Energie hat die alte Dame, toll.

Da ist es wieder, das Gefühl, das wir Ameisen sind. Beeindruckend, was die Natur hier erschaffen hat. Diese Massive links und rechts, die verschiedenen Steinschichten, das Wasser, das sich den Weg gebahnt hat und die Schlucht immer tiefer werden lässt.

Und dann macht Farouk noch etwas. Er gräbt in einem bestimmten Bereich einen Stein aus und klopft auf ihm herum. Der Stein bricht und sichtbar werden in dem Stein: Kristalle. Wow. Er erklärt uns, dass durch stark mineralhaltiges Wasser ein entstandener Hohlraum in einem Stein Kristalle bildet. Zu finden sind diese in bestimmten Steinmassen. Jetzt bin ich ganz Ohr. Alles, was mit Steinen zu tun hat, finde ich interessant. Ich liebe es, mit der Nase über den Boden zu kriechen und den „einen“ Stein zu finden (nachher sind es 5 oder 6). Das schöne ist, Konny teilt auch diese Begeisterung.

Als wir zurückkommen, verabreden wir uns mit Farouk. Um 7:30 Uhr vorne bei der „Ausfahrt“ vom Flussbett. Verfahren können wir uns ja nicht.

Was mache ich noch mit diesem jungen Abend? Ein Blick zu meinem Schatz, mein übliches Grinsen und er sagt nur „Viel Spaß, ich bin hier“. Wobei Spaß? Steine suchen und knacken *lach*

17.12.2022

Die Nacht war traumhaft. Das leise plätschern des Wasserfalls hat mich in den Schlaf begleitet. Gefrühstückt wird heute nicht. Es geht um 7:15 Uhr los zu unserer Rundtour mit Farouk. Runter von den Keilen, Fahrzeug gewendet und auf in das feuchtfröhliche Vergnügen. Wir fahren durch das Flussbett, achten darauf, dass wir nicht links oder rechts einsacken, mit Steinen kollidieren oder Äste mitnehmen. Ein kurzer Stopp für ein Foto und weiter geht es.

Pünktlich wie die Maurer sind wir am Treffpunkt. Farouk auch. Er setzt sich einen Helm auf (das ist der erste Mofafahrer, der einen Helm aufsetzt) und knattert los. So wie der losfährt, muss die Mofa frisiert sein.

Als Erstes führt uns Farouk nach Redeyef. Wir fahren bis an die Abbruchkante eines Felsen und da stehen wir.

Mit Blick auf Algerien, vor uns große Felsenformationen, große Steinbrocken liegen auf dem Boden in den Schluchten. Atemberaubend. Kein Baum, kein Strauch. Nur Stein.

Eine halbe Stunde gehen wir an der Abbruchkante hin und her, genießen die Sonne (der Wind hier oben ist doch ein wenig schattig) und fotografieren.

Wir fahren weiter. Auf einmal hält Farouk am Straßenrand an. Er geht zu dem Felsen und hakt mit einem Stein darauf herum. Ist er jetzt jeck geworden? So schlimm sind wir doch gar nicht… Er sucht nach Steinen mit Einschlüssen, die man so öffnen kann, dass sie vollständig bleiben. Er hat gemerkt, was Konny und ich für eine Freude an diesen Steinen haben und macht uns dieses Geschenk. Wir bekommen jeder einen Stein.  Micha und Richard schmunzeln nur und denken wahrscheinlich an das zusätzliche Gewicht, wenn wir weiter Steine sammeln.

Weiter geht es zu der Bergoase nahe der Grenze zu Algerien. Tamerza. Im Altertum waren römische Vorposten an diesem Ort und waren Teil der Grenzbefestigung- und Grenzsicherungslinie (nordafrikanischen Limes).

Hier parken wir an dem großen Wasserturm und laufen los. Es herrscht reges treiben. Touristen, eine von uns schon gedacht aussterbende Art, sind hier zu sehen. Wir sind wohl nicht die Letzten dieser Art…

Langsam gehen wir an den Ruinen vorbei den Berg hinauf.

Und ich habe Spaß und werde von meinem Schatz just in dem Moment fotografiert.

Ein schöner Aufstieg. Teilweise sieht man schon die Oase in der Spalte hervor blitzen.

Noch schnell durch einen Felsspalt gezwängt und wir sehen die Oase komplett von oben. Toll.

Langsam steigen wir hinab und das plätschern des kleinen Wasserfall empfängt uns. Es ist wie aus dem Bilderbuch. Micha sagt irgendwann: „Guck mal, ein Frosch“ und ich denke, er nimmt mich auf den Arm. Nein, hier gibt es wirklich Frösche.

Es geht immer an dem Wasser den Berg hinab. An dem Weg haben junge Männer ihre Stände aufgebaut. Es werden Kerzen, Tücher, Sandrosen und vieles mehr angeboten. Ich denke, sie sind froh, dass der Tourismus langsam wieder anläuft. Bei uns machen sie allerdings keinen Umsatz. Wir müssen ja auf unser Gewicht achten *räusper*

Und hier haben wir Farouk auf Bild gebannt. Er macht es wirklich super.

Wieder angekommen an unseren Dicken geht es auch gleich weiter. Konny hätte gerne einen Tee getrunken, das Café hat leider noch nicht geöffnet.

So geht es ohne Tee weiter zu dem nächsten Aussichtspunkt. Und jetzt kommt „Meyer life“. Nicht ein Foto gibt es und noch nicht einmal eine Notiz, wo wir da waren. Ich musste so dringend pullern, dass ich alles vergaß. Als ich dann glückselig vom Klo kam, fand ich meinen Mann in einem Geschäft um die Ecke wieder. Er hatte eine Berberjacke entdeckt. So eine wollte er schon immer gerne haben und hier war sie dann gefunden. Mit der Jacke bewaffnet ging es dann wieder zum Auto und weiter. Als wir dann um die Ecke bogen, viel mir das mit dem „Wo waren wir eigentlich?“ erst auf.

Jetzt nähern wir uns der letzten Attraktion. Allerdings nicht so wie andere Touristen, nein, wir schauen uns das von oben an. Es handelt sich um einen weiteren Wasserfall. Von hier oben kann man alles genau sehen. Eine schöne Idee von Farouk.

Jetzt verabschieden wir uns von unserem lieben Führer.

Weiter geht es mit meinen Beiden 🙂

Für unser Leib und Wohl müssen wir noch einkaufen und möchten heute uns weiter der Wüste nähern. Ein Carrefour ist ausgemacht und Konny lotst uns dahin. Der Parkplatz ist eng. Wir haben Glück, dass ein tunesischer Herr gerade aus einer Lücke fährt und wir einen guten Parkplatz erwischen. Richard hat weniger Glück. Es rumst und ein Anderer ist ihm an den Spiegel gefahren. Wie ärgerlich und dann ist der Fahrer auch noch verschwunden.

Unsere Reise geht heute weiter nach Tozeur. Hier soll es ein Hotel geben, dass Camper auf seinen Parkplatz übernachten lässt. Als wir ankommen, sehen wir nur eine Mauer mit geschlossenem Tor. Auch 100m weiter ist nichts zu sehen. Kurzerhand steige ich aus und laufe zurück, um zu sehen, ob nicht irgendwo ein Eingang zu sehen ist. Ehrlich gesagt staune ich, dass ich so los galoppiere. Mein Französisch hat nur 10 Vokabeln. Konny ist unsere Frau für alle französisch Gespräche. Dann halt auf Englisch oder mit Händen und Füßen. Ich finde einen Eingang und stehe vor einem kleinen Stand mit Dattel verkauf und dahinter sehe ich ein Hotel. Hier finde ich einen jungen Mann und ich frage ihn nach „Camping“. Er spricht ein wenig englisch und holt den Chef. Dieser sagt, „Camping gut“. Meine Frage, wie viel es kostet beantwortet er mit einer Zahl und mir fällt auf, dass ich die Zahlen auf Französisch nun gar nicht beherrsche. „KOOOONNY!!!“

Der junge Mann öffnet dann die Tore und wir können in den hinteren Bereich fahren und uns dort hinstellen. Fein. Das ist ein schöner Platz.

Richard holt sein Werkzeug raus und er und mein Schatz schauen sich den Spiegel an. Es kann alles repariert werden. Das freut uns alle.

Danach gehen Micha und ich ein wenig in der Anlage spazieren. Erstaunlich was hier gepflanzt ist. Es gibt sogar Rosen. Rosen habe ich hier nicht erwartet. Dann kommen wir in den hinteren Bereich. Eine kleine Grube ist dort und wir stellen fest, dass es die „Müllverbrennungsanlage“ des Cafés ist. Soviel zu dem Feinstaub Gehabe in Deutschland…

Konny freut sich schon die ganze Zeit auf einen Tee und somit gehen wir in das kleine Café am Eingang. Wir stellen fest, dass es hier überall kleine Sitzgelegenheiten gibt und einen Pool. Und es ist alles sauber.

Gemütlich setzen wir uns an einen Tisch und stellen fest, dass wir den Fernseher direkt vor der Nase haben und das heute das Spiel der WM um den 3ten und 4ten Platz stattfindet. Marokko ist mit von der Partie. Erstaunlich. Leider verliert Marokko.

Zurück am Auto stellen wir leider fest, dass die Fliegen, die uns vorher genervt haben, jetzt durch Mücken abgelöst wurden. Also, rein in das Auto, Tür zu. Feierabend. Fast. Micha bleibt „Todesmutig“ draußen und kocht noch fix.

18.12.2022

Es geht heute nach Douz. Der Einstieg in die Wüste.

Der Weg nach Douz führt über den Chott El Jerid. Eine Straße direkt durch das Chott. Ein Chott ist ein Sedimentbecken innerhalb einer Depression mit Salzsee. „Gesundheit! Eine Depression im Salzsee???“ Die Augen werden größer, das Fragezeichen im Gesicht wächst. Bitte ohne Doktorsprache. Also: Ein mit Salzschlamm gefülltes Becken. Gut, verstanden. Vor dem Bau der Dammstraße über diesen Chott war die Überquerung aufgrund der tückischen Salzkruste gefährlich, obwohl an einigen Stellen sogar Lastwagen fahren konnten. Man versank einfach, ohne es sehen zu können, erst wenn die Kruste brach. Mein Mann wollte dieses am Rand testen und ja, auf der einen Stelle konnte er ohne Probleme stehen und einen Schritt weiter war er um 10 cm geschrumpft. Zum Glück ist er am Rand geblieben.
Aber der Blick, das sage ich Euch, ist einmalig. Weit und breit nichts. Kein Baum, kein Strauch, bis zum Horizont. Das ist einfach beeindruckend.  Ich weiß nicht, wie oft ich das Wort bereits geschrieben hat. Aber mir fällt kein anderer Ausdruck dafür ein.


Der Platz in Douz liegt direkt in der Stadt. Was für ein Gewusel. Ein Auto reiht sich an das Andere. Der Mofafahrer schießt von rechts an uns vorbei, ein Taxi wendet einfach mal eben vor uns und das Nächste drängelt sich in die kleine Lücke, die Micha zu Richard lässt. Was sind wir froh, als wir auf den Platz einbiegen. Wir werden hier zwei Nächte verbringen und uns morgen die Stadt anschauen. 

Konny und Richard sind enttäuscht. Kaum Overländer da. Was ist denn los, dass man keine hier trifft? Wo sind denn alle hin? Als sie das letzte Mal da waren, hat es vor Gleichgesinnten gewimmelt. Schade, vielleicht später in der Wüste. Aber es gibt zwei Italiener auf dem Platz. Der Eine mit einem Omnibus und der Andere mit einem Sprinter. Das er demnächst unser Hauptdarsteller im Camper TV wird, wissen wir noch nicht.

Der Platz ist gepflegt. Der Sand wird regelmäßig gehakt. Müll und Dreck bleiben vor der Schranke auf den Campingplatz. Die Duschen und die Toiletten sind alt, aber gepflegt. Das Wasser aus der Dusche ist leicht salzig.

Mit unserem Stellplatz sind wir auch sehr zufrieden.

Jetzt sind wir hier. Ein Schweitzer Ehepaar ist mit ihrem alten Hund direkt neben uns und so unterhält man sich. Die Beiden sind auf dem Weg nach Algerien. Sie arbeiten für eine Hilfsorganisation. Tolle Sache. Während der Unterhaltung kommt man auf Pässe zu sprechen und da wird mir bewusst, wie heikel einige Länder beim Reisen sind bzw. worauf diese Länder achten. Wenn du in einem Land warst, was mit dem anderen Land nicht gut gestellt ist und du aber einen Stempel davon im Pass hast, kann es zu Problemen kommen. Sie lassen einen dann eventuell nicht einreisen. Mir wird wieder bewusst, dass man nicht auf der ganzen Welt sich so frei bewegen kann und nicht jeder einen mag, einfach ausgedrückt. Mir fehlen hierfür die richtigen Worte, bzw. kann ich es selber noch nicht richtig verstehen. Kennt ihr das, wenn ihr langsam etwas versteht, aber die Synapsen noch nicht ganz zueinander finden? Das Verständnis, das Gefühl fehlt? Diesen Zustand habe ich gerade.

In der Regel kochen wir einen Kaffee und essen Kekse. So auch heute.

Danach sitzen Konny und ich noch herum während Richard am herumtollen ist und Micha Mittagsschlaf macht. Der Blick wandert über die zwei Mobile, die auf der gegenüberliegenden Seite stehen. Der Blick bleibt an dem Sprinter hängen. Der Besitzer des Sprinters ist ein in die Jahre gekommener Herr, der mit dem Stummel seiner Zigarre verheiratet sein muss. Seine Frau (ich dachte erst, es wäre die Tochter, aber Konny sagte mir, dass es nicht so sei) sieht man kaum, da sie sich eher im Wagen aufhält. Dieser besagte Herr hat auch noch eine Crossmaschine mit.  Er zieht sich zum Fahren um und holt schneeweiße Stiefel hervor. Den Stiefeln nach zu urteilen hat er noch nicht viel Erfahrung. KINO 🙂 und Konny und ich werden nicht enttäuscht. Er „schwingt“ sich auf das Motorrad, stellt fest, dass er noch rückwärts zwischen Auto und Palme raus muss, versucht nun sitzend die Maschine mit den Füßen nach hinten zu schieben. Er schafft es, zumindest soweit, das er denkt, er kann nun vorwärts wegfahren. Klappt nicht. blöd, nochmal schieben. Nun aber. Jo. Dann macht er die Maschine an und fährt los. In einem riesigen Bogen schafft er es dann auch, zu wenden. Camper TV vom feinsten. Als Micha und Richard kommen, sehen sie uns immer noch feixen und wir berichten. Wiederholung des Teils gibt es nicht.

Konny und Richard gehen heute mit dem Ehepaar essen. Wir kochen lieber und erfreuen uns an diesen schönen Abend im Camp. Ruhe, Palmen, Sand (zumindest schon mal Sandboden) und Bumba.

19.12.2022

Auf zur Stadtbesichtigung. Die Ersten 200m müssen wir durch die Straße, durch die wir gekommen sind. Es riecht und überall liegt Müll. Einfach nur traurig.

Durchatmen als wir aus der Straße kommen, na ja, halbwegs, denn die Zweitackter hinterlassen doch ihre Duftnoten und die Autos, das Abwasser & Co. kommen dazu. Das ist das Stadtleben hier. Vorbei an den kleinen Läden, an dem Schlachter, wo ein Kamelkopf einen anschaut (mittlerweile habe ich mich an den Anblick gewöhnt. Ich versuche noch immer, das auszublenden, aber es fällt mir schwer), zu dem Marktplatz. Aufatmen. Ein schöner Platz. Um den Platz sind lauter kleine Läden, die Teppiche, Bekleidung & Souvenirs verkaufen. Wir bummeln durch die kleinen Läden. Dann geht es auf die Hauptstraße, rein in das Getümmel. Wenn man nichts einkaufen muss und nichts benötigt, geht man sehr entspannt die Straße entlang. Hinter jeder Tür verbirgt sich ein anderer Laden, eine andere Werkstatt. Der Näher, der an seiner Maschine hinter der kleinen blauen Tür sitzt, die Autowerkstatt, die die Tore weit aufhat und Ersatzteile vor der Tür liegen hat oder der Händler mit Fernsehern, obwohl, eher werden die hier gelagerten Fernsehen als Ersatzteil Spender genutzt.

Vor lauter staunen, hinter Türen schauen und freundlichem Grüßen vergesse ich glatt das fotografieren.

Als wir wieder zu dem Platz kommen, setzen wir uns erstmal gemütlich hin und trinken ein Käffchen und lecker Kekse gibt es auch. Während wir da so sitzen, kommt die Überlegung auf, dass man einen schönen bunten Teppich aus Tunesien mitbringen könnte. Kurzerhand wird gemessen. Der Eingangsbereich soll einen Teppich bekommen. Die Fußmatte gefällt uns beiden nicht. Also, Schuhe an und nochmal zu dem Markt, wo die kleinen Läden ringsherum sind. Jeder Laden hat Teppiche. Dank der Vorgabe des Maßes umrunden wir den Platz ziemlich schnell. Entweder zu groß, zu lang, zu kurz. Aber bei dem am Anfang, da gab es doch welche. Ja, hier werden wir fündig. Ich wollte gerne einen farbigen Teppich und Micha findet einen etwas gedeckteren Teppich. Da wir uns nicht entscheiden können, nehmen wir kurzerhand beide Teppiche mit. Und die Teppichwahl von Micha überzeugt sofort. Der Eingangsbereich erscheint im neuen Glanze. Mein bunter Teppich kommt kurzerhand ins Bad. Eine schöne Erinnerung, die uns jetzt immer begleiten wird.

Mit lesen, Fotobearbeitung, Löcher in die Luft schauen oder Bumba bewundern vergeht die Zeit. Es wird langsam dunkel und wir hören etwas aus Richtung des Sprinters. Der Sprinter war heute tagsüber nicht da, sicherlich hat er eine Rundtour gemacht. Jetzt steht er wieder da und es steht jemand auf der Motorhaube. Die Markise hat es anscheinend erwischt und die soll repariert werden. Der andere Italiener ist bereits zur Hilfe geeilt und gemeinsam reparieren sie die Markise. Wir haben nur Sorge, dass es Verletzte gibt, da der Sprinterbesitzer auf dem Dach rumrobbt. Zum Glück geht alles gut.

Mittlerweile ist es etwas frisch geworden. Aber mit einer Decke geht alles.

Dann machen wir ein „Fischdosenfeuer“ an – richtige Feuerstellen gibt es hier leider nicht – und schauen in die kleinen Flammen. Wir sind alle glücklich und zufrieden.

Jetzt aber rein. Wir merken, dass wir in der Wüstenregion sind, es wird am Abend und in der Nacht deutlich kühler.

20.12.2022

Abfahrt. Aus Douz fahren wir raus in die Wüste. Keine 5 Minuten später sehen wir bei der Ausfahrt aus Douz Dünen. Dann folgen Kamele, Quads und Pferde. Sie stehen für die Touristen bereit, die heute tagsüber anscheinend kommen sollen.

Wir fahren am Camp Cinderella vorbei. Knapp dahinter halten wir an. Feuerholz suchen. Handschuhe an und los. Hier liegen überall Palmenwedel und das Holz kann man gut verbrennen. Der untere Teil von den Palmenwedeln sieht aus wie ein Paddel. Ich finde noch ein Brett und dann fahren wir weiter. In unserer Kiste haben wir für Feuerholz eine große Tasche, sodass nicht alles hin und her geworfen wird und wir nachher Späne anstelle von Holzstücken haben. Die Straße wird zu Schotter. Wir kommen dann an eine Kreuzung, sehen ein Café und Militärstation. Weiter hinten auch noch eine Bohrstation für Öl.

An dem Café la Porte du Desert (Café das Wüstentor) halten wir auf einen Tee an. Der Besitzer ist ein sehr freundlicher Herr. Gemeinsam sitzt er mit Konny und mir da und malt eine Karte, nachdem Konny ihm gesagt hatte, wo unsere Reise hingeht.
In der Zeit sind Richard und Micha in das Café gegangen und Richard schaut, ob der Aufkleber, den er vor Jahren dort geklebt hatte, noch da ist. Nein, dafür aber viele Andere. Dieses Café erzählt Geschichten.

Jetzt aber los. Es geht auf die Piste.

Es rüttelt und schüttelt und die Landschaft ist mal wieder beeindruckend, ich könnte auch faszinierend sagen. Karge Landschaft mit Sand und Stein. Man kann wieder bis zum Horizont schauen, ohne das etwas da ist. Kein Baum bzw. Palme, kein Haus oder andere Bauten. Nichts außer Weite.

So fahren wir langsam durch diese Landschaft. Der Sand hat sich teilweise auf die Schotterpiste bewegt und liegt in seichten Hügeln darauf. Auch diese Verwehungen haben die typischen „Zeichnungen“ von Dünen. Zumindest da, wo niemand drüber gefahren ist.

Durch den Funk kommt die Anfrage, ob wir hier schon irgendwo das Lager aufschlagen wollen. Und wie wir das wollen. Die Augen werden aufgehalten und da ist auf der rechten Seite schon mal etwas zu sehen, was passen könnte, also runter von der Piste und Stopp. „Dann schaut euch mal um“ kommt es aus dem Funk und wir gehen los. Es liegen hier Scherben und auch Drähte herum, aber nicht überall. Eine Spur wird kontrolliert, sodass wir kein Risiko von aufgeschlitzten Reifen o.ä. eingehen. Über die Spur können wir zu einer Stelle mit kleinen, etwas höheren Dünen, fahren.

Micha fährt vor, Richard folgt. Es ist ein schöner Platz und hier werden wir also unsere erste Nacht verbringen. In der Wüste.

Nachdem wir uns draußen eingerichtet haben und unser Käffchen getrunken habe, erkunden wir die Umgebung. Man glaubt es kaum. Die Büsche sehen so trocken aus und trotzdem blühen sie. Beim genaueren hinsehen erkennt man die Blätter und die Triebe. Durch die Feuchtigkeit in der Nacht bekommen sie ihr notwendiges Wasser.

Der Sand fühlt sich ganz anders an als der von einem Strand. So fein. Der Wind kann ihn leicht verwehen.
Da sitze ich auf einer kleinen Düne und „male“ im Sand. Dafür eignet sich der Sand auch hervorragend. Dieses Gefühl, die Farbe von dem Sand. Dieses Gefühl auf der Haut ist unbeschreiblich. Und noch ein Gefühl. Ein Gefühl der inneren Ruhe. Es fällt alles ab und man vergisst die Zeit in dieser endlosen Wüste aus Sand.

Als wir wieder an unserem Lager sind, zeigt Micha, wie die Lösung für den Duschvorhang aussieht. Ich hatte ein Seitenteil für unsere Markise genäht. Der Stoff dafür stammt von unserem Oktupus, der 2018 unser zu Hause war. Jetzt reist ein Teil immernoch mit uns mit.
Micha hatte dann die Idee, dieses Seitenteil auch gleich als Duschvorhand zu nehmen. Ein Teil, zwei Verwendungszwecke.

Bei dieser Kulisse macht das Kochen in der die Außenküche noch mehr Spaß.

Richard gräbt eine kleine Grube aus. Mich irritiert dieses kleine Loch. Darin machen wir Feuer? Die Palmenpaddel sind aber dafür wesentlich zu groß, meines Erachtens nach. Die Erklärung für mich folgt. Das Holz wird von der Seite nachgeschoben und verbrennt somit Stück für Stück.

Ein Sternenhimmel erscheint und wir haben 180 Grad Sicht auf diesen Traum von Sternen.  Bis zum Horizont und gefühlt die Erde berührend sehen wir Sterne. Sterne, Sterne, Sterne. Dieses Gefühl, diese Sicht bekommt man auch nicht auf einem noch so hohen Berg.
Einen kleinen Wermutstropfen hat unser Lager. Die Piste wird selbst in der Nacht befahren und nicht nur „mal“, sondern „viel“ befahren. Entsprechend haben wir Pisten und Autogeräusche.

Als wir in unser Bett robben, mache ich von dem kleinen Fenster das Rollo nicht zu. Ich kann den Blick einfach nicht abwenden. So traumhaft schön. Ich bin „Alice“ im Wunderland.

21.12.2022

Guten Morgen „Alice“ alias Kerstin, gut geschlafen? Oh ja und wie! Ich habe noch gefühlt Stunden die Sterne am Horizont betrachtet.

Heute soll es in den Sand gehen. Unser Ziel ist Ksar Ghilane. Es ist eine Oase, östlich des Grand Erg Oriental. Bekannt als die südlichste der tunesischen Oasen und eines der Tore der tunesischen Sahara-Wüste. Die Spannung steigt. Unsere Begleiter kennen die Umstände und Gegebenheiten. Für uns ist alles neu. Es geht wieder auf die Piste. Nach einer halben Stunde bleiben wir stehen. Hier geht es rechts ab nach Ksar. Ich schlucke. Eine kleine Düne folgt der anderen Düne, dazwischen festgefahrene Bereiche.

Untersetzung bei Bumba rein, sich selber im inneren Mut zu sprechen, auf den Fahrer vertrauen und diesen auch unterstützen.

Es geht über die erste Düne, super, die Zweite und Dritte und so weiter. Dann ein Stopp. Die Spuren sind weg bzw. mit unserem Fahrzeugen nicht gut zu fahren. Also sucht Konny eine alternative Spur.

Wie muss man sich das vorstellen, eine Spur suchen? Ist das nicht einfach ein Weg, wo Sandverwehungen drauf sind und man nur drüber fährt, um zum Ziel zu kommen? Nein. Definitiv nicht.
Konny hat ihre Routenplanung, die sie über open Street Maps macht. Hier wird ihr per Pfeil angezeigt, ob sie noch in die korrekte Richtung fährt und der in Strichen eingezeichneten „Piste“ folgt. Festgelegt ist die Piste nicht, da sie sich mit der Zeit, mit Wind und Wetter verändert. Der Sand holt sich Stück für Stück alles zurück.

Weiter geht es. Links biegen wir ab und „reiten“ weiter. Die Erste, die Zweite und schwupp, wir stehen. Der Schwung reichte nicht aus und wir haben uns festgefahren. Schippen ist angesagt. Nach keinem Kilometer bereits das erste Mal fest. Es sind ca. 60 km bis nach Ksar…rechne rechne rechne… am Tag vielleicht 5 km – je nachdem wie man sich festfährt – rechne rechne rechne – 12 Tage. So lange haben wir noch Zeit in Tunesien. Passt. Auf in den großen Sandkasten und den Morgensport beginnen…

Wieder frei, setzt Micha ein ganzes Stück zurück und fährt eine andere Spur. Dann sind wir wieder bei Konny und Richard.
Jede Düne ist anders. Mal hat man leichte Schräglage nach rechts, dann nach links, es geht hoch und runter. Micha und ich sind noch nie Sand gefahren und bei unserem Offroad Training war kein Sand im Programm. Learning bei Doing für Micha. Nach einer links rechts Kombination sehen wir, dass Richard und Konny stehen. Es gibt doch das Lied „I ´m walkin, Yes indeed, i ´m talkin…“ ich ändere es in „I ´m shovel, in the sand…“ Dadurch das wir nur zwei Schaufeln haben, nehme ich kurzerhand das Brett, dass ich gestern gefunden habe. Hilft auch.

Bumba wartet geduldig.

So geht es weiter durch die Dünen. Dann buddeln wir uns nochmal ein.

Alsbald verlassen wir das „kleine Dünenfeld“. Die Dünen werden kleiner. Man kann sie fast umrunden.

Dann sind wir raus aus dem Dünenfeld und stehen vor einem kleinen Café. Kurzer Stopp, ein kleines Getränk und weiter geht es.

Ca. einen Kilometer nach dem Café suchen wir uns eine Platz zum übernachten. Konny und Richard finden einen wirklich schönen Platz. Abseits der Piste.

Tagsüber, wenn die Sonne scheint, ist der Wind immer da. Man sieht es schön an dem Sand, der verweht wird.

Sobald die Sonne weg geht, geht auch der Wind.

Eine kleine Grube wird ausgehoben, das Holz vorbereitet.  Als die Sonne langsam versinkt, machen wir es an.

Ein Traum.

22.12.2022

Es piebt. Vögel? Hier? Hier ist doch nichts. Die Luke auf und ja, in dem kleinen Busch sitzen Vögel. Was die Natur alles vermag.

Heute geht es in das größere Dünenfeld. Wir sind gespannt.

Wir verlassen unseren traumhaften Schlafplatz. Weiter Richtung Ksar. Dann geht es los. Ja, die Dünen sind höher, weiter zusammen. Weiter gehen die links rechts Kombination und dann sehen wir nur, dass Richard steht. Durch seinen verlängerten Radstand (immerhin 46 cm) ist er auf eine Düne aufgesetzt. Quasi ein Bauchplatscher. Jetzt heißt es Düne abtragen, Sandbretter raus und schippen.

Ich filme zwischendurch immer wieder und Micha bittet mich auch, dass ich nicht zu viel mache, sodass ich dann heute Abend mit einem Migräneanfall aufgrund der Anstrengung flach liege. Das ist mein Mann, er passt auf mich auf. Der Beste der Besten, für mich.

Ich gehe einfach mal ein wenig weiter. Durch Konny habe ich gelernt, nicht einfach los zu laufen, sondern darauf zu achten, in bereits vorhandene Spuren zu treten. Neue werden nach Möglichkeit nur für die Spur zum Fahren getreten. Klingt einleuchtend. Wenn es gar keine gibt und der gegangene Weg nicht gut ist und man zur nächsten Düne geht und dort den besseren Weg findet, muss der Fahrer bzw. der Guide es wissen.

Ich komme an eine Stelle und schlucke. Da müssen wir durch, es gibt keine andere Wahl. Drei Spuren sind schon da. Rechts geht nicht, es ist eine zu kleine Senke, da können wir nicht durchfahren, die Mitte ist lose und aufgewühlt und die linke Spur hat eine Schräglage, die zum „umkippen“ einlädt. Oh je, oh je… KONNY… die guckt und dreht sich um. Ich habe nur gesagt, ich will es gar nicht wissen. Micha werde ich auch keinen Ton sagen.

Da endlich ist Richard raus. Sauber. Er fährt noch über eine Düne und hält auf festen Terrain an, so dass Micha nachkommen kann. Micha folgt (auch mit einer kleinen Schaufeleinlage, da er auf dem Dünenkamm korrekt gehalten hat, aber die 5 cm zum „Kipppunkt“ fehlen. Keine 5 Minuten shippen und er fährt weiter).


An der Stelle, wo Richard raus ist, fährt er nicht, muss aber wieder auf einem Dünenkamm anhalten. Als wir noch neben Bumba und Micha stehen, hören wir einen Motor, Richard sagt noch zu mir, ich soll sofort an die Seite gehen und in dem Moment schießt ein Toyota mit Einheimischen an uns vorbei. Der Schrei bleibt mir im Hals stecken, so schnell geht alles. Ich dachte, er würde in Micha reinkrachen. Aus meiner Perspektive hat nicht mehr viel gefehlt. Micha flucht auch und der Schreck sitzt uns in den Knochen.
Richard ist froh, dass er keinen von uns erwischt hat.

Jetzt erstmal den Sand aus den Schuhen. Nach einer kleinen Verschnauffpause geht es weiter. Jetzt kommt diese Stelle, an der ich nicht wissen will, ob die mittlere Spur oder die linke genommen wird. Der Griff festigt sich, die Düne davor wird gefahren, denn scharf rechts, scharf links und da …ist die Stelle vorbei… Puhhh…

Keine 2 Minuten weiter kommen wir aus dem Dühnenfeld. Untersetzung raus, es geht weiter durch die Steinwüste.

Entspannung pur (für uns, für Konny noch nicht ganz, weil sie nach dem Kurs schauen muss).

Dann sehen wir das nächste Dünenfeld auf uns zukommen. Anhalten, Untersetzung rein.  Mittlerweile habe ich mich entspannt, weiß, dass mein Mann es kann, unterstütze ihn moralisch und achte auf Konny und Richard, damit ich Micha bei heikleren Strecken bzw. Gegebenheiten vorab eine Info geben kann. Rechts, hoch, runter, links, gerade, hoch… so geht es auch hierdurch… fertig… weiter Steinwüste… dann noch ein Dühnenfeld. Dieses hier ist ein sanftes „Nuff und Nunner“. Mittlerweile befinden wir uns auf einer festgefahrenen Piste.

Ksar ist ganz in der Nähe und es ist ein mittlerweile ein Touristenort für die Tunesier geworden. Vor 12 Jahren, so erzählen Konny und Richard, war das ganz anders. Tunesische Touristen gab es gar nicht, nur ausländische. So verändert sich die Welt.

Und ja, da sehen wir das Grüne am Horizont. Die Oase Ksar Ghilane.

Vorher biegen wir aber noch ab zum Fort. Eine kleine Ruine, mitten in den Dünen.  Wir beschließen, dass wir die Ruine morgen besichtigen werden. Morgen gibt es dann eine kleine Wanderung durch die Dünen.

Ksar gleicht einem Hühnerhaufen. Also, mein Vergleich. Lauter Quad, die links und rechts einem entgegenkommen, Kamele laufen mit Touristen beladen. Am Straßenrand sitzen Brotbäcker, Dattelverkäufer und kleine Cafés. Auf der linken Seite sehen wir die Quelle. Wir parken die Fahrzeuge etwas außerhalb von dem Getrubel und gehen zu Fuß zurück.

Die Straße besteht aus festem Sand. An dem Straßenrand sehe ich jetzt auch Zelte, in den Brot gebacken wird oder Tee angeboten wird.

Dann kommt die Quelle in unser Blickfeld. Richard ist hier früher gerne reingehüpft und wird es morgen wieder machen. Ich denke, darauf freut er sich schon und sicherlich werden viele Erinnerungen auf ihn „einprasseln“.
Die Quelle wird mit heißem Quellwasser gespeist, angeblich mit thermischen Tugenden. Es hat Badewannentemperatur. Das Wasser ist ganz klar, man kann den Boden sehen. Von den Erzählungen kannte ich die Quelle, aber dass das Wasser so rein und sauber ist, damit habe ich nicht gerechnet. Und das trotz der vielen Menschen die darin baden und plantschen. Um die Quelle herum sind kleine Cafés, Restaurants und natürlich ein Souvenierladen.

Der Campingplatz liegt gegenüber und wir schauen uns den Platz an. Wir wandeln in den Erinnerungen von Konny und Richard. Leider hat sich vieles geändert, zum negativen. Z.B. konnte man früher auf die Dünen schauen, jetzt ist alles verbaut. Der Platz lädt uns nicht zum Verweilen ein.

Aber die Einfahrt mit dem Bogen sieht schon cool aus. Hier scheinen schon mehrere Fahrzeuge hängen geblieben zu sein.

Dort, wo wir unsere Fahrzeuge geparkt haben, gibt es ein Hotel. In einer App war notiert, dass das auch eine Übernachtung auf dem Parkplatz erlaubt. Na gut. Fragen kostet nichts.

Ja, wir können bleiben. Nachdem zwei Autos umgepackt bzw. gefahren sind, können wir uns hinstellen. Fein. Jetzt gehen wir nochmal zur Quelle um einen Tee zu trinken.

Wie eingangs geschrieben. Ein Hühnerhaufen und je langsamer man schlendert, desto mehr fällt einem das auf. So viele Menschen auf einem kleinen Fleck Erde.



Am Ausgang des Ortes steht ein kleines Zelt. Es riecht gut. Auch hier wird Brot gebacken und Micha holt sich ein Brot. Richtig lecker.

Wir gehen noch ein wenig raus um einen Blick auf die Wüste zu werfen.

In den Ort zurck kommen wir an den Kamelen vorbei, die geduldig warten. Es bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig. Sie werden aber mehr und mehr durch Quads ersetzt.

Der Tee schmeckt auch und das bunte Treiben an der Quelle ist nett anzuschauen.

In dem Souvenierladen schaue ich mir hier und da was an und diese Berberjacken. Die sind schon schick. Es gibt hier welche mit Streifen, mit Türkis, richtig schick. Hach, ich brauche aber keine und außerdem hat Micha schon so eine Jacke. Da sehe ich sie dann ja. „Hug, ich habe gesprochen“, wie der Indianer sagt, ich habe mit mir selber gesprochen, klare Ansage (und nun sitze ich wieder mit Tränen in den Augen, vor lauter Lachen).

Zurück am Auto kommen zwei junge Tunesier und fragen, ob sie sich Bumba mal von innen anschauen können. Natürlich. Mit großen Augen schauen sie sich unseren Dicken an. Für sie muss es ein Traum sein (für uns ist er es auch, nur anders, wir können ihn leben, sie nicht).

So, wir hatten es im Kalender eingetragen und am Vortag noch drüber gesprochen, aber trotzdem den Hochzeitstag von unseren Begleitern vergessen. Och Mensch.
Zur Feier des Tages lädt uns Konny zum Essen ein. Um 19 Uhr geht es in das Restaurant. Das Hotel ist schön angelegt.

Es gibt ein tunesisches, übliches 3-Gänge-Menü. Gemüsesuppe, Hühnchen mit Spaghetti und Obst als Nachtisch.
Danach geht es an ein Lagerfeuer, direkt vor der Haustür des Restaurant.

Das Hotel hat angrenzend noch einen Campingplatz und dieser ist mit tunesischen Touristen gefüllt. Sie haben einen großen Stuhlkreis um das Feuer gemacht. Als die Musik einsetzt – Handy und eine kleine Soundbox werden angeschmissen – fangen sie an zu tanzen. Direkt um das Feuer und mit tunesischem Beat. Nicht das, was man denkt, sondern ein Mix. Ich bin begeistert und habe seither einen Ohrwurm. Natürlich habe ich ein Video gemacht und jedes Mal, wenn ich es mir ansehe, habe ich das nächtliche Vergnügen dieser Melodie… und irgendwie Stolper ich andauernd über dieses Video.

Konny wird direkt geschnappt und ich reihe mich dann auch nach einer wirklich netten Aufforderung ein. Es macht Spaß, eine ausgelassene und fröhliche Stimmung. Schön, das wir hier sein können.

Irgendwann verabschieden sich Konny und Richard. Wir sehen eine Konny vergnügt vor sich hintanzend zu Ihrem Oman gehen. Das war wohl ein schöner Hochzeitstag.

Was bitte passiert hier auf diesem Platz vor unseren Autos? Lautes Getrommel, die tunesische landestypische Tröte dazu. Dann der Gesang. Das endet und geht über in lautes Gejohle und Krakeele, ein Wagen wird angemacht und der Motor malträtiert. Wir sind gegen 22:00 Uhr zu unserem Bumba gegangen, haben uns hingelegt. Es war alles entspannt. 1 Stunde später ist es aus mit der Ruhe. Woher bitte kommen die? Vorsichtig machen wir das Rollo auf und linsen raus. Wir sind zugeparkt. Hinter Konny und Richard steht ein Auto und vor uns. Dazwischen, relativ direkt an unseren Omanen, stehen junge Männer. Das Gejaule von dem Motor ist fürchterlich. Ich wünsche eigentlich niemanden etwas Böses, aber dem schon. Hoffentlich geht sein Auto gleich aus und startet nicht mehr!
Na ja, ändern können wir an der Situation nichts, nur aussitzen bzw. schlafen.

Irgendwann fallen uns dann die Augen zu und wir schlummern selig.

23.12.2022

Guten Morgen. Kleines Rollo hoch und „Warum parkt da immer noch ein Auto quer hinter unseren beiden Weggefährten?“

Konny und Richard berichten dann am Morgen, was alles so los war und wir machen große Augen. „Die waren total betrunken oder haben zu viel Wasserpfeife geraucht“.
Ich war immer der Meinung, dass in Tunesien nicht viel Alkohol getrunken wird. Konny wäre am liebsten in der Nacht noch gefahren, wären sie nicht blockiert gewesen und die Frage, wie sie uns erreichen, ohne Aussteigen zu müssen. Wegfahren wäre aufgrund unserer Durchstiege in die Fahrerkabinen kein Thema gewesen.

Als wir den Platz bezahlen, sagen wir dem Inhaber, dass wir aufgrund der letzten Nacht keine zweite Nacht bleiben. Er versichert uns, dass es in der kommenden Nacht ruhiger wird und sich solch ein Vorfall nicht nochmal ereignet. Nein Danke, wir möchten lieber weiter.

Camp Zmela ist unser nächstes Ziel. Direkt an größeren Dünen gelegen und kein anderes Camp in der Nähe. Die Straße ist erst aus festem Sand, dann Schotter und dann sogar asphaltiert und wieder Schotter. Auf einmal sehe ich auf meiner Seite einen Mann angelaufen kommen, der mit Handzeichen auf sich aufmerksam macht. Es ist ein Schäfer, der mit seinen Ziegen hier ist. Dann verstehe ich die Geste. Er möchte etwas zu trinken haben. Kein Problem. Wir haben noch eine große Wasserflasche hier vorne und die geben wir ihm gerne. Konny und Richard geben ihm auch noch Wasser und wir fahren weiter. Jetzt liegen zwei weitere Plastikflaschen in der Gegend herum. Aber der Mann konnte trinken. Hier draußen ist auch gar nichts. Hat er sonst einen Wasserschlauch, wie lange läuft er ohne Wasser?

Dann geht es weg von der Piste und ab durch ein Dünenfeld. Dieses Dünenfeld erinnert mich an meine Zeit als Springreiterin. Die Dünen sind wie Steilsprünge.
Bereits routiniert nimmt mein Schatz jede Hürde für Hürde, schlängelt links, rechts, „Achtung, Bodengestrüpp“ – Ausweichmanöver –  links und weiter geht der Ritt. Das hätte ich mal auf einem Reitturnier schaffen sollen, diese Vielzahl der „Sprünge“, so elegant hinter einander. Ohne Fehler. Meine Trainerin wäre glückselig gewesen und mein Pferd und ich k.o..

Dann sehen wir Camp Zmela. Was für ein tolles und gepflegtes Camp.

Wir können uns etwas Abseits hinstellen. Mit Blick auf die Dünen, ein unverbaubarer Blick.

Da macht Kaffee kochen doppelt soviel Spaß… nur die Scheibe müsste man mal wieder putzen.

Am Abend gehen Richard und Konny essen. Danach gehen sie noch zu der Feuerstelle, wo jeden Abend Brot gebacken wird. Sie sind erstaunt gewesen, wie viel Menschen auf einmal dort saßen. Das ganze Rondell war gefüllt. Vorher hatte man nicht wirklich andere Touristen gesehen. Wir werden am nächsten Tag gemeinsam zum Brot backen gehen. Dank der täglich wechselnden Touristen findet es jeden Abend statt. Warum ständig wechselnd? Camp Zmela ist ein Zwischenstopp für die Wüstentouren und da es in der Regel Rundreisen sind, ist hier nur eine Nacht angesagt.

24.12.2022

“Oh du fröhliche…“ Das wir mal Weihnachten in der Wüste feiern, hätten wir uns auch nicht träumen lassen.  Dank Richard haben wir sogar einen Tannenbaum.


Heute gibt es Kaffee und frisch gebackenen Kuchen.

Am Abend gibt es bei Konny und Richard Roulade, Kartoffeln und Rotkohl, ja, sehr luxuriös, Konny wird wahrscheinlich den ganzen Nachmittag in der Küche verbringen … oder auch nicht … Dose auf und die Rouladen erwärmen. Wir sind gespannt, wie es ihnen schmeckt. Dosenrouladen essen hat noch keiner von uns gegessen. Bei Micha und mir gibt es Kartoffelsalat und Würstchen. Was sollen wir sagen? Das Essen war super.

Das Camp hat eine kleine Bar mit einer Außenterrasse mit Blick auf die Dünen und auf unsere Reisegefährten. Da schmeckt der Sundowner doppelt so gut.

Gegen 18:00 Uhr machen wir uns auf zu der Feuerstelle. Wir sind die Ersten und haben freie Platzwahl. Das Feuer hat der Mitarbeiter schon angemacht. Nach und nach kommen die anderen Gäste. Es füllt sich zunehmend. Dann fängt es an. Der Mitarbeiter kommt mit einem Teig um die Ecke und knetet/schiebt (ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich das beschreiben soll) den Teig, der immer größer und flacher wird. Dann schlägt er den Teig einmal um, nimmt ihn hoch und wirft ihn elegant in die Glut und zieht dann Glut von der Seite auf die Oberseite des Teiges. Ok, im Stillen denke ich mir, das es ja  diesen Spruch „Sand reinigt den Magen“ gibt. Der Spruch ist wohl hier entstanden.
Nach ca. 10 min. wendet er das Brot und holt es keine zwei Minuten später direkt aus der Glut. Mit einem Handtuch „schlägt“ er das Brot, sodass die Asche abfällt. Dann nimmt er mit seinen Händen (mit bloßen Händen!) das heiße Brot und bricht es Stück für Stück. Diese Stücke werden dann verteilt. Warmes, frisches Wüstenbrot. Ein Genuss!

25.12.2022

Auf geht es in die Dünen. Richard, Micha und ich werden heute ein wenig in den Dünen laufen gehen. Micha packt seinen Fotoapparat ein und los geht es.


Diese Ruhe. Der Sand schluckt die meisten Geräusch.


Wir laufen tiefer in das Dünenfeld und ich sehe, wie hoch sie sind und … Mist, ich hab eine Tüte vergessen. Ich ärger mich. Kein Sandrutschen. Aber dann fällt mir ein, dass ich zum Fotografieren immer eine Unterlage mit habe, wenn ich auf dem Boden robbe. Juhu! „Richard, die Düne, meinst Du ist gut?“ „Ja“ kommt es zurück. Mittlerweile kennt er mich gut und freut sich mit mir mit, dass ich mich austoben kann.

Ich kann nicht mehr. Vor lauter lachen kugel ich zum Schluss die Düne herunter. Die Rutschpartie war doch ganz schön lang und steil, so dass ich wirklich Fahrt aufgenommen habe. Nochmal. Das geht noch besser. Düne wieder hoch galoppiert, Schlittenersatz unter den Mors und „Abfahrt“. Das Ende ist nicht besser. Es gleicht einem gestrandetem Walroß, aber den Spaß, den ich habe, der ist unbezahlbar. Noch ein Plus: Die Zähne haben wie bei der Prophylaxe eine Sandstrahlung bekommen.

Wir stehen am Ende des großen Dünenfeld und schauen auf den Nationalpark Jebil-Ksar.

Von hier oben sehen wir, dass 4 Jeeps kommen. Wir beobachten, wie sie in die Dünen fahren und sehen zwei nach einer Zeit wieder rauskommen. Wo sind die anderen abgeblieben? Fernglas raus. Nr. 3 hat sich festgefahren. Das Wüstenkino fängt an, ist aber relativ schnell vorbei. Na gut, es sind ja auch Profis.

Als wir zurück kommen füllt sich das Camp langsam wieder. Irgendwann kommen auch Jeeps mit Dachzelten an. Diese bauen ca. 100 m entfernt ihr Domizil auf. Am Abend leuchtet die Lichterkette, die Musik schallt aus den Lautsprechern. So hat jeder seine eigene Vorstellung von Urlaub in der Wüste. Die einen genießen die Ruhe und die anderen suchen „die“ Partylocation. Aber es ist bei weitem nicht so wie in Ksar. Alles gesittet und die Lautstärke hält sich in Grenzen.
Im Laufe des Abends sind noch Touristen angekommen. Sie sind mit Ihren Autos angereist. Mit Allrad und  normalen Reifen ausgestattet. Man kann das Camp auch über eine Piste erreichen.

Das mit der Piste habe ich erst gestern mitbekommen. Ein Trecker mit Anhänger tuckerte an uns vorbei und ich fragte mich, was der macht, wohin er fährt und wie er fährt. Durch die kleinen Dünen wohl eher nicht. Die Erklärung: Wasser. Hier gibt es weit und breit nur Sand. Das Lebenselixier Wasser gibt es hier nicht. Also  fährt er jeden Tag Wasser holen bei Esebat, das ein paar Kilometer entfernt liegt.

Die Urlauber mit den Straßenwagen fahren in kleinen, festgefahrenen Dünen. Sie wollen das Erlebnis im Sand fahren auch haben. Mit den Straßenreifen und den Fahrzeugen hält sich der Spaß in Grenzen. Und dann geht wieder los, unser WüstenTV los. Fast hätten wir die Sendung verpasst. Wir sind gerade auf der Terrasse von der Bar angekommen und haben uns just hingesetzt.
Ein Fahrzeug hat sich festgefahren und sitzt in der Mitte der kleinen Düne auf. Der Fahrer versucht vorwärts und rückwärts. Dieses Spiel geht eine gewisse Zeit. Dann öffnen sich die Türen und es steigen erstmal 4 Personen von hinten aus. Vielleicht hilft ja das Gewicht hinten zu reduzieren, damit man rückwärts rauskommt. Klappt nicht. Also kommt ein anderes Fahrzeug und will den gestrandeten rausziehen. Seil ran, Motor vom Zugfahrzeug an und „Vollgas“. Es rumst und im ersten Moment denken wir, dass der Wagen jetzt kein Fahrgestell mehr hat. Sofort setzt sich ein Tunesier in Bewegung, der anscheinend mehr Ahnung vom Fahrzeug bergen hat. Und er hat mehr Erfahrung. Keine zwei Minuten später ist der Wagen frei und verlässt die Sandpiste, um fein artig zu parken. Da hat jemand wohl die Lust verloren.

Die Sonne ist untergegangen, Zeit zum Brot backen. Darauf haben wir uns schon gefreut.

Die Art des Brot backen ist beeindruckend und dieses Brot schmeckt auch einfach hervorragend.

Nach dem Brot backen gehen wir in unsere Autos. Es wird Abends doch sehr frisch. Wir machen die Heizung kurz an, lesen noch ein wenig und gehen dann in unser Bett.

26.12.2022

Heute geht es weiter Richtung. Am Camp Esebat wollen wir evtl. auch eine Nacht bleiben. Sind nur 8 km, aber es soll ein schönes Camp sein. Auf dem Weg dorthin kommen wir auch an den Wasserstelen vorbei.

Und an einem kleinen eingezäunten Häuschen, das ein Schild mit „Project…“ am Zaun stehen hat. Was das für ein Projekt sein soll, erschließt sich mir nicht. Es steht einsam und verlassen in der Wüste.

Das Camp entpuppt sich als Baustelle. Aber auch ohne Baustelle  finde ich es nicht schön. Es ist einfach nichts hier, das diesen Ort für mich Attraktiv macht.

Blick nach links:

Blick nach links:

Wir fahren dann doch direkt nach Tatounine. Die Wüste werden wir vorerst verlassen. So geht es rüttelnd und schüttelnd weiter. An der Kreuzung links und wir sind auf der Hauptpiste angekommen.

Hier stehen sogar Steine mit Entfernungsangaben.

Dann haben wir Asphalt unter den Reifen. Erstmal rechts an den Straßenrand und die Fahrzeuge für Asphalt fahren fit machen. Heißt: Luftdruck rauf. Von 2 Bar auf 4,5 Bar. Das dauert mit den kleinen Kompressoren, aber so kann man dann den letzten Sand ausschütteln.

Die karge Landschaft mit ihren sanften Hügeln begleitet uns jetzt. Dann knackt es in der Funke und eine Stimme sagt „Rechte Seite sind Kamele“. Die ersten freilaufenden Kamele, sogar mit Jährlingen. Schön anzuschauen, auf Foto nicht zu bannen, dafür  sind sie einfach zu weit weg. Gefühlt sind sie irgendwo am Horizont. Ich gebe auf und gehe zurück. Dafür bekomme ich habe aber dieses schöne Motiv.

Irgendwann wird die Asphaltstraße wieder zu Schotter.

Wir fahren weiter und dann sieht man immer mehr kleine „Wäldchen“, die durch den unterirdischen Fluss gespeist werden. Hier könnte man doch eine Nacht stehen?!? Etwas geschützt und nicht so sichtbar von der Straße. Gesagt, getan. Angefahren, geschaut, sieht fest auf. Richard fährt und… versackt… „Hol mal die Schaufel…“ Gesagt, getan. Zu Dritt noch von vorne drücken und da stehen sie wieder auf festem Boden. Das lassen wir mal lieber. Hier ist es nicht fahrbar.

Die Landschaft wird bergiger und überall am Straßenrand sind kleine Oasen. Es ist wunderschön. Der Straßenverlauf zwischen den Palmen, an den Felsen vorbei, traumhaft.

Dann sieht man ein Dorf an einen Berg gebaut.

Chenini liegt vor uns. Es ist ein Berberdorf, eines der letzten Berberdörfe, was noch bewohnt ist. Da wir Chenini auch gerne anschauen möchten, halten wir an, um uns zu besprechen. Wir möchten den Ort anschauen, brauchen dafür aber auch Zeit und es ist schon Mittag. Hier einen Platz zum Schlafen zu finden, ist nicht umzusetzen. Viele Menschen. Als wir noch so da stehen, kommt ein Mann angelaufen. „Ich führe Euch, zeige Euch alles, kommt meine Freunde“. Wir beschließen wie geplant weiter zu fahren und morgen zurückzukommen. Der Führer ist geknickt. Micha sagt, er soll seine Telefonnummer aufschreiben, wir melden uns, wenn wir morgen hier sind.

Als wir Chenini hinter uns lassen, merken wir, dass wir wieder in einer mehr bewohnten Region sind. Der Müll ist wieder da, verfallene Häuser und Mauern, die kleinen Mopeds.

Hinter Tatouine liegt Ksar Ouled Soltane. Auch bekannt geworden, weil der Ort als Kulisse für Star Wars diente. Laut unserer App soll es hier auch möglich sein, bei einer Schule eine Nacht auf dem Parkplatz zu stehen. Das hört sich gut an. Wir haben einen Platz für die Nacht und können uns in Ruhe die Kulissen anschauen. Oft kommt es anders als man denkt. Die Kulisse ist schön, beeindruckend, was hier gebaut wurde. Leider lassen die Tunesier diesen Ort verfallen. Die hinteren kleinen Wohnungen sind schon verfüllt, die Fassaden bröckeln. Wie schade, aber schön, dass wir es noch sehen dürfen. Von der Baukunst sind wir fasziniert.


Dann fahren wir weiter zu dem Parkplatz. Konny sieht sich den Platz an und möchte nicht bleiben.

Also, weitersuchen. Auch wenn es 3:1 steht, von Anfang an war es für uns klar. Wenn sich einer unwohl fühlt, geht es weiter. Also weiter.

Am Rand von Tatouine soll ein Hotel sein. Leider auf der anderen Seite. Also einmal komplett durch den Ort. Das Gewusel, links, recht Auto oder Mofa, hat mir nicht gefehlt. Micha auch nicht.

Als wir an dem Hotel ankommen und in den Hof fahren, stehen wir auf einer Baustelle. Ein französischer Wohnwagen nutzt diesen Stellplatz auch. Diesmal gibt es ´Tatounies Handwerker-TV`. Zwei Männer sind gerade dabei, eine kleine Mauer zu errichten. 3/4 sind schon fertig. Der ältere Handwerker beauftragt seinen jüngeren Kollegen, Putz zu holen. Dieser läuft mit dem Eimer los. Am Ende der neu verputzten Mauer hält er an und … klopft den Eimer an die Mauer, sodass der Eimer sauber wird… die neue Mauer hat dabei etwas Putz verloren…

Aus dem Wohnmobil steigt ein Mann aus, fragt auf französisch, ob es stört wenn er Gitarre spielt. Nein, das stört uns nicht. Wir richten die Stühle in seine Richtung aus und freuen uns über diese unerwartete, tolle, Musikeinlage.

27.12.2022

Auf nach Chenini. Das Wetter ist wieder traumhaft. Sonne, blauer Himmel. Es werden so um die 20 Grad heute werden.

Wo wir gerade in einer größeren Stadt sind, können wir ja noch einen kleinen Einkauf machen, tanken und unsere Telefonkarten aufladen. Fix gegoogelt. Liegt alles relativ nah beieinander. Super. Da es noch relativ früh am Morgen ist, hält sich der Verkehr noch in Grenzen und so kommen wir schnell an unsere Ziele. Das Aufladen in dem Telefonladen geht fix. Einfach den Vertrag mitnehmen, Betrag nennen, wie viel man aufladen möchte. Keine Minute später ist die Karte voll.

Jetzt noch zum Carefoor. Ein schöner großer Parkplatz. Micha und ich gehen gemeinsam rein. „Hast Du genug Geld mit?“, fragt Micha mich. „Ja, das müsste reichen“ Kurze Rede, wir haben so leckere Sachen gesehen, dass wir etwas mehr eingekauft haben… ich hatte zu wenig mit… die Visa ging in dem Laden nicht… Sporteinlage zum Auto, Geld holen, zurück zu der Kasse. Mittlerweile ist ein Stau an der Kasse entstanden.  Micha hat die Stellung gehalten, eine Entschuldigung an die Wartenden. Fix bezahlt und raus.

Als wir Chenini näher komme rufe ich Mohmed an. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Wenn wir aber so etwas sagen, versuchen wir es auch nach Möglichkeit einzuhalten. In einer halben Stunde sind wir verabredet, an dem oberen Parkplatz.

Ganz schön eng die Anfahrt, aber Dank unserer Autos, machbar. Mit einem größerem Fahrzeug wäre es hier sehr eng geworden.

Das stehen wir. Mohamed ist noch nicht da. Telefon raus, „wo steckst Du?“ „Bin gleich da“ 5 Minuten später krakelt jemand von weiten. „Meine Freunde, da bin ich“. Zu überhören ist Mohamed nicht.

Los geht es. Konny bleibt mit Finchen in dem kleinen Kaffee. Wir gehen erstmal auf die Gegenüberliegende Seite des Dorfes, damit wir eine komplette Übersicht haben. Zur Erinnerung gibt es dann auch gleich ein Foto mit uns.

In den kleinen Vorhöfen kann einen schon mal ein Esel anschauen.

Vieles sieht unbewohnt aus, aber das täuscht.

Mohamed holt einen Schlüssel aus einem kleinen Versteck (das wahrscheinlich jeder kennt) und öffnet die Tür zu einer Wohnung, wie sie früher und teilweise auch noch heute, bewohnt sind. Puh, auch hier habe ich Probleme das in meinem Kopf zusammen zu bekommen. Kein Fenster, nur die Tür. Hell wird es innen durch die weiß getünchten Wände. Es sieht alles so „hart“ aus. Schlafen auf dem Boden mit einer dünnen Matte. Wo liegen Kleider, wo sind Töpfe? Keine Schränke, nur Nischen in dem Felsen. Man muss es einmal sehen, um die Gefühl zu haben, das kann man nicht mit diesen geschriebenen Worten „transportieren“. Wie so oft. Ich kann nicht den Sender umschalten, ich stehe mitten in einem Dokumentarfilm. Mit Gefühlen, die gemischt sind. Das wahre Leben hier, in diesem Teil des Landes.

Die Toilette befindet sich vor der Tür, gegenüber ein kleiner Stall. Hier gibt es einen Sitzplatz draußen, mit Sicht in das Tal.

Es geht immer weiter hoch. Hier oben steht eine große Moschee mit einer Koranschule. Die Moschee schauen wir uns nicht an, wir möchten die alten Wege der Stadt erkunden. Hier oben haben sich auch Händler eingefunden um Ihre Waren anzupreisen. Sie sind aber nicht aufdringlich. So schleichen wir hier, ganz oben, durch die Gasse. Irgendwann frage ich Mohamed, seit wann es hier nicht geregnet hat. „Seit 6 Jahren“… 6 Jahre? Kein Regen? Das ist unvorstellbar für mich. Es ist wie immer, da wo man aufgewachsen ist, dass ist das Vorstellbare, alles Andere ist – für mich – schwer zu greifen.

Langsam geht unsere Besichtigung zu Ende. Unten angekommen sitzt Konny mit Blick auf das Tal im Schatten. Uns vier Zweibeinern und unserem einem Vierbeiner geht es gut.

Weiter geht es. Es geht zum weiter nach Ksar Hadada. Hier steht auch eine Kulisse von Star Wars. Wir kennen die Filme noch nicht mal, aber es ist schon interessant. 1977 wurde der erste Teil gefilmt. Das ist jetzt 45 Jahre her. Solange wie ich auf der Welt bin.

Auf unserem Weg kommen wir auch an kleinen Höfen vorbei. Sie sind unbewohnt, dafür aber sehr gut erhalten.

Nach der kleinen Besichtigung geht es weiter.


Angekommen in Ksar Hadada gehen wir zu dem Drehplatz. Es wird gerade zu einem Hotel ausgebaut. Hier hat jemand den „Schatz“ erkannt. Der renovierte Teil ist schön gemacht und es ist sicherlich ein Erlebnis hier zu schlafen, für mich wäre es nichts. Zuviel massive Wände, zu viel Stein um mich herum.


Der Teil, der jetzt erst renoviert wird, ist auf seine Art auch  charmant.

Wie alt diese Kiste wohl ist?

Unser Schlafplatz ist bei Beni Khedache. Konny hat diesen Schlafplatz über die App gefunden.

Die Fahrt dahin ist landschaftlich schön.

Die Anfahrt ist ziemlich steil und die Einfahrt ist doch ganz schön eng. Einmal Aussteigen und prüfen, ob wir durch passen. Daumen hoch. Ich bleibe einfach direkt am Ende der  Einfahrt. So kann ich wunderbar Fotos machen.


Ein toller Platz. Der Herr an dem Kaffee sagt uns, das wär für 20 Dinar  pro Fahrzeug hier übernachten können. Er fotografiert unser Pässe, notiert die Kennzeichen.


Der Mitarbeiter öffnet uns noch einen Raum mit einer alten Ölmühle.

In dem kleinem Nebenraum sehen wir Zeichen an der Decke. Wie wurde diese Raum genutzt? Leider haben wir keine Antwort auf die Frage.

Ich schleiche ein wenig außerhalb des Platz. Von hier hat man eine schöne Aussicht.

Ich hatte mich oft gefragt, wie die Farben in den Bergen entstehen. Jetzt sehe ich, woher die Färbungen kommen.

Jetzt aber zurück, nicht das noch eine Vermisstenanzeige aufgegeben wird.

Am Abend möchten wir noch schön draußen sitzen und ein kleines Fischdosenfeuer anmachen. Durch den Wind kommt es nicht wirklich zum Brennen. Es wird auch etwas eisig. Kurzerhand verkrümeln wir uns rein. Früh schlafen ist auch schön. Durch die ganzen Eindrücke wird man auch müde. Angenehm müde. In der Nacht hören wir ein Auto und rotes Licht flackert. Die Touristenpolizei schaut nach uns. Man hat hier einfach ein sicheres Gefühl.

28.12.2022

Matmata steht heute auf unserem Programm. Die Höhlenwohnungen. Auf Wiedersehen du schöner Stellplatz und auf in die Berge. So ganz kann ich mir nichts unter den Höhlenwohnungen vorstellen und ja, man hätte ja googeln können. Aber das möchte ich nicht. Es ist auch schön, wenn man nicht alles vorher kennt. Unsere Fahrt führt uns durch die schöne Berglandschaft, durch kleine Dörfer.

In einem der Dörfer gibt ein Hahn eine Standeinlage. Er ist mit zwei Hühnern auf der Straße unterwegs. Die Damen flüchten nach links, der Hahn spurtet nach rechts, macht einen Satz über die Mauer und verschwindet. Die Mauer ist nicht umsonst da. Dahinter ist ein Abhang. Die Tränen laufen vor lauter Lachen (wir gehen mal davon aus, dass er überlebte). Das war ein Kurzfilm, so etwas sieht man nie wieder.

Angekommen in Matmata merkt man, es ist ein Touristenort. Der Aussichtspunkt ist überlaufen mit Touristen, die mit Bussen da sind. Junge Kamele stehen auf dem Platz. Man kann sie gegen ein kleines Geld mit der Flasche füttern. Einen Falken gibt es auch noch, den man sich auf den Kopf oder auf die Schulter setzen kann. Das ist einfach nichts für uns.

In Matmata gibt es einen Stellplatz, der keinen schlechten Eindruck macht. Da es aber früh ist und uns hier einfach zu viel Trubel ist, fahren wir zu einem Hotelparkplatz. Hier können wir stehen, wenn wir den Guide buchen. Ok. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt. Also zuckeln wir mit ihm los. Er sieht nicht aus wie ein Guide. Gefühlt ist er gerade aus dem Bett gefallen und hatte gestern einen „harten“ Abend, den roten Augen nach. Aber er spricht gut deutsch und ist freundlich. Also sind die wichtigsten Kriterien erfüllt.

Auch hier ist ein Teil der Höhlenwohnungen bereits zu einem Hotel umgebaut. Von oben können wir in den Hof schauen. Der Weg führt uns an verschiedenen Höhe vorbei. Von oben hat man einen tollen Blick. Teilweise gibt es sogar einen Brunnen in dem Hof. Auch Ställe sind zu sehen. In einem sehen wir Ziegen stehen.

Unser Guide bringt uns zu einem kleinen Museum. Hier können wir uns mal von innen eine Wohnung anschauen.

Einblicke in die Räume:

(Die beiden Ausstellungsstücke wurden wieder mitgenommen *grins*)

Nach diesem Rundweg geht es noch in das Hotel. Dort gibt es noch einen Raum, wo Requisiten von Star Wars ausgestellt sind (ja, auch hier wurden die Kulissen genutzt).

So, jetzt reicht es aber mit Star Wars. Das war die letzte Kulisse auf unserem Weg. Aber, interessant ist es schon. Wir sind eigentlich keine Museumsgänger. Aber heute, das war wunderbar. Unser Guide war auch super.

Da es uns in Douz gut gefallen hat, fahren wir heute wieder hin. Ein Kreis schließt sich. In Douz gab es noch den Campingplatz am Rande der Wüste. Camp Cinderella. Warum nicht über Silvester die Tage verbringen. Oder in dem Dessert nochmal? 138 km. Die sind entspannt zu fahren. So schließt sich der Kreis hier unten.

Auf dem Weg liegt noch ein kleines Café. Kurzer Stopp. Tee bzw. Cappuccino trinken mit Ausblick.

Wir sind ja nicht auf der Flucht. Vorne beim Eingang war ein kleiner Laden. Ein kleiner Teppich sorgt für Interesse, ist dann aber im Vergleich zu Douz sehr teuer. Konny und Richard finden die Idee mit dem Teppich auch gut und sind nun am Schauen. Aber wie gesagt, Douz hat mehr Auswahl und die Preise sind wesentlich geringer.

Als wir in Douz ankommen, ist es schon ein Gefühl des „Kennens“. Einmal durch und schwupp sind wir da.

Das Camp Cinderella ist umwerfend. Abdelmalek Faicat gehört der Platz und so wie Matthias oben in Hammamet, ist auch er mit Herzblut dabei. Er erzählt, wie er die letzten Jahre kämpfen musste, weil die Touristen ausblieben. Allerdings hat er in der Zeit auch versucht, seinen Platz noch zu verbessern.  Ich weiß ja nicht, wie es vorher aussah, aber das ist ihm gelungen. Zwei Männer, die mit Herzblut dabei sind. Matthias, der in der Nähe der Fähre seinen Platz hat und Abdelmalek, der vor der Wüste seinen Platz hat.

Der Platz für die Overländer ist groß, mit einer schönen Feuerstelle. Auf der rechten Seite steht ein großer LKW. Sieht ziemlich neu aus und blitzt mit seinem Weiß in der Sonne. Der LKW nebst Insassen kommt aus Deutschland. Richard hält einen kurzen Schnack und kommt dann zu uns.
Kurze Besprechung, wo und wie wir stehen wollen. Der Sand ist so hart, dass wir uns mit Keilen ausgleichen können, damit wir nicht aus dem Bett rollen. Richard gräbt ein Loch. Noch fix das Feuerholz aus unserer Box geholt und die Feuerstelle vorbereitet.

Nach und nach kommen die von Abdelmalek angekündigten Jeeps an. Crossover aus Deutschland bietet geführte Touren an. Das hier ist so eine Tour. Eine bunt gemischte Gruppe. Ein relativ neuer Jeep fällt uns auf. Er hat ein aufblasbares Dachzelt. Was macht er, wenn der Kompressor ausfällt? Pusten? „Kerstin, du bist echt böse“ bekomme ich mit einem Zwinkern zu hören.
Die Truppe ist entspannt. Wir hatten Sorge, dass sie Party machen. Einer will anscheinend Disco machen und reißt die Box auf. Nach kurzer Zeit ist diese auch wieder aus.

Da es noch früh am Nachmittag ist, wollen wir nach Douz, einen Blick auf Camp dessert werfen, was da so los ist, und dann essen gehen. Abdelmalek hat uns ein Taxi gerufen, dass pünktlich um 17:00 Uhr abfahrbereit da steht. Für 7 Dinar (knapp 2,30 €) werden wir in die Stadt chauffiert. In Deutschland hätte dieses Taxi niemals eine Straßenzulassung gehabt. Es rappelt und gefühlt fährt man auf den Felgen. Angekommen in Douz verabreden wir uns mit dem Taxifahrer für die Rückfahrt. Als Erstes gehen wir zu  dem Platz Dessert, hier ist es sehr ruhig und jetzt, wo wir Cinderella gesehen haben, wissen wir, dass wir uns richtig entschieden haben.

Wir schlendern gemütlich zu dem Restaurant an der Hauptstraße, wo Konny und Richard das letzte Mal essen waren. Ich bestelle ein Couscous, vegetarisch. Schmeckt gut, ist aber verdammt scharf. Micha unterstützt mich und zum Löschen bekomme ich ein Stück Pizza von ihm. Satt uns zufrieden geht es zu unserem Taxi.

Als wir auf den Platz kommen, ist dieser erhellt. Ein Flakscheinwerfer beleuchtet unsere Fahrzeuge. Die LKW Insassen bewundern unsere Dicken sicherlich.
Machen sie natürlich nicht, aber sie müssen ja sehen, was sie grillen und essen. Au Backe, das ist nichts für mich. Aber, jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Jeder ist mal mit Feuer machen dran. Irgendwie habe ich den Spitznamen „Feuerteufelchen“ auf dieser Reise bekommen. Also mache ich den Anfang. Das Feuer wirft eine angenehme Wärme, die Flammen tanzen. Aber gemütlich ist es nicht. Die Insassen des LKW haben immer noch den Scheinwerfer an. Da sie nicht mehr essen, gehe ich rüber und bitte sie, das Licht zu dimmen, bedanke mich freundlich und gehe wieder zum Feuer. Anscheinend war ich nicht freundlich genug, ab jetzt werden wir ignoriert. Aber dank des erloschenen Lichtes können wir das Feuer und diesen umwerfenden Sternenhimmel genießen.

29.12.2022

Heute machen wir mal nix. Dem Treiben auf dem Platz zuschauen, lesen, Fotos sortieren, waschen. Ach doch, einen Kuchen gibt es heute. Frisch gebacken und lauwarm serviert. Und Konny und Richard kochen etwas leckeres zum Abend.

Herz, was willst Du mehr?

30.12.2022

Es geht nach Douz in die Stadt. Ich freue mich auf die kleinen Gassen. Wir wollen Douz zu Fuß erkunden, dort lang gehen, wo nicht jeder Tourist schleicht. Die kleinen Türen fotografieren. Es ist so anders hier, dieses Leben, die Geschäfte und Werkstätten. Ich kann nicht anders und knipse und staune. Jetzt bekommt ihr einfach die Fotos zu sehen. Vielleicht kann ich einen kleinen Eindruck vermitteln, wie hier das Leben ist, das Arbeitsleben, die Arbeitsplätze.

(Die Tankstelle an der Ecke…)

(Eine Feuerstelle vor dem Haus? Kein Problem, Pflaster hoch, Feuer frei…)

Was ich jetzt auch erst erkenne (wir sind ja erst 18 Tage in Tunesien *räusper*), dass hinter den kleinen Türen sich auch relativ große Einkaufsläden befinden. Als wir durch eine kleine Tür in so einen Laden gehen, staunen wir nicht schlecht. Wir hätten nicht immer einen Carefoor suchen müssen. Wieder was gelernt und hier finde ich auch eine benötigte Marmelade.

Der Bereich, wo sich Touristen aufhalten, sieht dann schon ganz anders aus:


Hier geht es jetzt auf Teppichsuche für Konny und Richard. Mit dem Maßband bewaffnet geht es einmal um den Platz, um am Ende auch wieder bei dem kleinen Laden den Teppich zu kaufen, wo auch wir fündig geworden sind. Aus dem Teppich werden dann auch zwei Teppiche. Der Mann erinnert sich sogar noch an uns.

Mit unserer Beute, Teppich und Marmelade, geht es zurück.

Wieder am Platz sehen wir, dass ein LKW anstelle der Jeeps  steht. Die Jeeps sind los in die Wüste.
Der LKW beherbergt ein schweizer Paar mit ihren drei Hunden. Sie sind sehr nett und wir unterhalten uns super. Am Abend werden sie gerne zu uns an das Lagerfeuer kommen.

Ich möchte gerne den Platz Cinderella bei uns auf facebook posten. So laufe ich über den Platz und mache ein paar Fotos.

Für unser Feuer heute Abend müssen wir noch Holz sammeln. Direkt neben den Platz liegen alte Palmenwedel. Die große Feuerholztasche geschnappt, Handschuhe an und los. Keine 20 Minuten später sind wir vollgepackt wieder da. Der Abend kann kommen!

31.12.2022

Abdelmalek hatte uns gestern erzählt, dass heute eine Gruppe Italiener kommt, die Silvester hier verbringen wollen. Uh… Italiener… Gruppe… das wird spannend. Aber Dank der Gruppe können wir uns bei dem Silvesteressen und dem Kulturabend einklinken. Es gibt ein drei Gänge Menü und Volksmusik.

Irgendwann trudeln die ersten Italiener an. Ich schaue drei Mal hin. Wohnmobile. Weiße Wohnmobile stehen auf einmal auf dem Sandplatz. Na ja, warum nicht, hier brauch man ja kein Allrad und die Anfahrt bis hier ist Asphaltiert. Aber trotzdem: Wohnmobile. Wie auf dem Campingplatz. In Reih und Glied stellen sie sich auf. Gegenüber und neben uns. Für uns gibt es wieder Camper TV 🙂

Im Laufe des Tages kommen noch zwei LKW an. Eine Familie aus Deutschland mit 3 Kindern und ein Pärchen.

Die Familie hält sich etwas Abseits auf. Das Pärchen parkt zwischen uns und den Schweizern und auch hier kommt man ins Gespräch. Kurzerhand buchen die Beiden auch am Abend das Essen.

Auf geht es. Die Italiener sind sich noch an schick machen. Wir gehen schonmal los. In dem kleinen Raum sind Biertischgarnituren aufgebaut und schön gedeckt.

Was für ein leckeres Essen. Am besten fand ich die Gemüsesuppe. Lecker. Da ich leider was bei Bumba vergessen habe, muss ich nochmal kurz weg. Als ich wieder komme, schallt die landestypische Musik aus dem kleinen Raum. Der Anblick, der sich mir bietet ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Bedröppelt reinschauende Italiener, da sie diese Musik anscheinend nicht kennen oder sich was anderes vorgestellt haben, eine Konny, die in der Ecke leicht hinter der „Band“ sitzt und ein Micha, dem das Trommelfell platzen muss und der dann auch flüchtet. Ich bleibe dann mal lieber in der Tür stehen. Hier geht es einigermaßen. Dann kommt ein junger Mann in der landestypische Tracht und fängt an uns aufzufordern einen Kreis zu bilden und der Tanz beginnt. Allerdings wagt sich kein Italiener dazu. Frühsport am Abend. Dann auch noch mit in die Knie und wieder rauf. Bei dem zweiten Mal versagen meine Beine und meine Hüfte beschwert sich. Zurecht. Da hilft nix, nur die Flucht.

Wir verabschieden uns und gehen zu unseren Fahrzeugen und machen unser Feuer an. Nach der Musikeinlage stört einem die laufende Heizung aus dem Camper neben uns nicht mehr.
Auch die Anderen gesellen sich zu uns. Heute geht 2022 zu Ende und ein neues Jahr beginnt. Was es uns wohl bringen wird? Auch so schöne Gespräche wie jetzt? Am Feuer, in der Ferne mit Menschen, die man durch Zufall kennen lernt?
Micha und ich wissen Eines mit Bestimmtheit. Gemeinsam!

Es geht auf Mitternacht zu und Micha holt den eigens von seinem Sohn Seba und seiner Freundin Anna für uns gekauften Sekt. Unsere Gläser, die uns seit 2017 begleiten, haben wir mit. Mitternacht! Auf geht es in ein neues Jahr!

01.01.2023

Frohes Neues. Heute werden wir noch hier bleiben. Ein letztes Mal in die Dünen gehen, die Wüste genießen und den Sand spüren.

(eigentlich mache ich im Winter immer mindestens einen Schneeengel. Aufgrund fehlendem Schnees gibt es dieses Jahr einen Sandengel)

02.01.2023

Aufregung macht sich breit. Ob wir heute den Weg, den wir fahren wollen, überhaupt fahren können? Der Weg führt durch eine Schlucht, die nur 2,20 m breit sein soll. Sie liegt im National Park Jebel Orbata bei Sakkat.

Wir verabschieden uns herzlich von Abdelmalek. Jetzt freuen wir uns aber auch, dass es weiter geht.

Fix halten wir noch in Douz an um noch etwas einzukaufen. In der Zeit warten die Männer bei den Autos. Hinter Ihnen ist der Friedhof von Douz.

Der Weg führt uns wieder über ein Chott. Diesmal ist es das Chott El Fejaj. Nicht so groß wie El Jerid, aber auch wieder faszinierend. Diese Weite. Am Horizont sehen wir schon die Bergkette. Da liegt unser Ziel.

Einsam und verlassen und dann das Schild. Kurios.

Ein kleines Schild weist den Weg. Dann stehen wir da, vor der Schlucht. Beeindruckend.
Fotoapparat in die Hand und auf zu einem kleinen Spaziergang.

Diese Schlucht ist Wahnsinn. Sie ist wirklich sehr schmal.

Wenn unten die Reifen saugend schmatzend durch passen, bleibt spätestens die Kabine an einem der vorhängenden Felsen hängen. Wir hören Motorengeräusche. Ein Kleinwagen kommt durch die Schlucht. Der passt durch. Wir definitiv nicht. Macht nichts. Alleine der Spaziergang ist wunderschön und nach knapp 500 m vorbei und man steht draußen. Früher waren die Karawanen sicherlich froh über diesen Weg, da sie nicht um bzw. über den Berg mussten (obwohl Räuber hier sicherlich auch begeistert waren).

Wieder am Bumba geht es nach einem kurzem Mittagessen weiter.

Unser Ziel für heute ist El Jem. Rauf auf die Straße und noch die Landschaft genießen und rums macht es, gefühlt heben wir ab und landen unsanft auf dem Boden. Eine Bodenwelle, die wir nicht gesehen haben. Micha sagt per Funk kurz Bescheid. Wir halten an und schauen, ob alles gut ist. Ja, die Tischsicherung hat funktioniert und der Rest auch. Puhhh…Das war nicht das Schlimmste, wie wir dann feststellen. Es ist mit Worten nicht zu beschreiben. Eine Straße, die keine Straße mehr ist. Riesige Löcher sind auf der Fahrbahn. Loch an Loch und hält doch. Slalom auf der Bundesstraße. Mal soweit wie möglich rechts, dann lieber Manöver in die Mitte und wenn alle Stricke reißen auch mal Geisterfahrer sein (hier hat  man zum Glück einen sehr weiten Blick). Was für ein Gerumpel. Und das ein paar Kilometer lang.

Unser Weg führt uns immer näher zur Küste, wen aus dem Innland. Hier ist die Gegend – wie ich finde – eintönig. Das Einzige, was ich interessant finde, sind die Gewächshäuser.


Wir werden jetzt auch auf die Autobahn gehen. Also zur Autobahn, durch eine Mautstation (! In Tunesien ist es möglich) und rauf auf das gerade, asphaltierte Etwas. Tja, hier gibt es sogar „Raststätten“. Frauen, die kleine Stände auf dem Seitenstreifen aufgebaut haben. Wissen die eigentlich, was sie da tun? Eine Frau hat sogar ein kleines Kind dabei. Die Not muss groß sein.

Vorbei an den endlosen Olivenhainen kommen wir an. Der Stellplatz ist ein bewachter Busparkplatz. Warum El Jem? Dort steht aus der – natürlich – Römerzeit ein Amphitheater. Es ist das besterhaltener Amphitheaters Nordafrikas. Dort sollen geschätzte 35.000 Zuschauer ihren Platz gefunden haben.

Wir wollen das Theater erst morgen besuchen. So schlendern wir nur ein wenig herum. An einem Gemüsestand kaufen wir noch frische Sachen ein. Zu Wucherpreisen. Touristenstadt, das merkt man schon.

Bei dem Café direkt am Theater trinken wir einen Tee. Leider merke ich wieder, dass ich den Tee nicht vertrage. Ich bin halt die marokkanische Minze.

Als wir zu dem Parkplatz zurückkommen stehen dort ein Reise-LKW mit großem Anhänger und zwei Crossmaschinen auf dem Hänger und zwei Jeeps.

Wir schnacken mit dem Mann, der bei den Fahrzeugen ist. Ein anderer verfolgt interessiert unser Gespräch. Wie sich dann herausstellt, ist der Herrm der so interessiert zuhört, der Inhaber des Platzes und angrenzendem Café, der noch mehr Werbung machen möchte und uns um gute Bewertungen bat.

Die anderen Reisenden sind der Vater mit seinen zwei Töchtern und deren Partner. Die erste Wüstentour mit seinen Töchtern. Sie bleiben nicht über Nacht, sondern fahren noch weiter, nach Matmata. Die Töchter möchten nicht zelten o.ä., sondern in Hotels. Um 20 Uhr ist ein Tisch bestellt. Sehr ambitioniert.

Konny und Richard gehen essen und wir beide kochen. Ich Schnippel Gemüse, Micha brutzelt draußen. Gegessen wird drinnen, es ist doch etwas frisch draußen.

03.01.2023

Auf auf, die Sonne lacht, das Theater ruft. Konny bleibt am Auto. Ein bisschen lesen und die Ruhe vor uns genießen. Ein Spässle muss sein.

Als wir zu dem Eingang schlendern, kommen wir an einem kleinen, hübsch dekoriertem Restaurant vorbei, an kleinen Geschäften. Alles sehr farbenfroh, mir gefällt es.

Da stehen wir nun vor diesem 238. n. Chr. errichtetem Bauwerk. Ich schlucke. Was für eine Geschichte hier vor uns steht. Riesig ragt es vor uns auf.

Wir wandeln zwischen den alten Mauer, gehen über die Tribüne, auf den Gängen. Auch die Gewölbe können angeschaut werden. Wenn es Geschichten erzählen könnte, was würde es erzählen. Von Leid, Trauer, Wut, vielleicht aber auch von Schönem?

Nachdem wir unsere Besichtigung beendet haben, umrunden wir das Theater und gehen zu Konny zurück.

Selbst hier wird Kamelreiten angeboten.

Der Weg führt uns immer weiter Richtung Fähre. Unser Ziel heute ist Nabeul, bei Hammamet. Ich freue mich auf die Medina in Nabeul. Eigentlich mag ich Menschenmassen nicht, aber die Märkte schaue ich mir gerne an und wenn es zu voll wird, flüchten wir.

Die Landschaft ist eintönig.

Wir fahren die A1 und unser Dicker rollte gemütlich dahin. Als wir von der Autobahn kommen und in Hammamet einfahren staunen wir nicht schlecht. Ein Müllauto steht am Rand und versucht den Müll einzuladen. Richard ist ungeduldig und drückt sich durch. Bauch einziehen und durch. Es ist cm Arbeit.

Angekommen in Nabul stehen wir vor dem Hotel, dass auch Stellplätze anbietet. Der Torbogen sieht schon ein wenig klein aus, es passt für uns aber bequem.

Der Innenhof ist auch nicht gerade sehr groß und Olivenbäume stehen überall. Mhh Aussteigen, gucken ob es irgendwo passt. Ja, wir finden etwas. Konny und ich gehen noch zur Anmeldung, damit wir wissen, was sie haben möchten. Die üblichen 30 Dinar pro Auto und 6 Dinar für Duschen. Duschen können wir in einem Hotelzimmer.

Die Männer stehen bereits aber der Blick ist auf den Boden gerichtet. Anscheinend gibt es hier Termiten und Richard ist nicht gerade begeistert. Sie haben hier genügend zu tun, so dass sie unsere Gummireifen nicht zum klettern nutzen um an unser Holz zu kommen.

Micha kann endlich seine Hängematte aufhängen.

Am Abend gehen wir noch zu dem nahegelegenen Strand. Der Sonnenuntergang ist schön. Der Blick sollte aber lieber auf den Horizont gerichtet bleiben. Unterhalb dessen ist es eine kleine Müllhalde. Dazwischen laufen Schafe und Ziegen. Selbst der Sand ist dreckig. So ein Traum von einer Kulisse und so verwahrlost.

Zurück im Hotel gehen wir mit Konny und Richard zu dem kleinen Restaurant. Sie essen eine Kleinigkeit und wir genießen die Cola. Eine kleine Katze umschwänzelt uns. Irgendwie hat Micha ihr es angetan. In der Regel fasse ich die Tiere nicht an. Ich habe immer – bitte nicht lachen – Angst, dass ich Flöhe abbekomme. Ich hatte in meinem Leben einmal Flöhe und es war ein Alptraum. Alles waschen, putzen und wienern und den Verursacher – mein Vierbeiner, der sonst nie etwas hatte – auch entflöhen. Aber ich kann bei dem kleinen Krümelmonster nicht anders. Ich mag Katzen.

04.01.2023

Klopf Klopf. Konny ist da und hat uns Baguette mitgebracht. Warmes Baguette vom Laden von der Ecke. Den hatte Konny gestern ausgemacht und war begeistert. Recht hat sie, das Baguette ist hervorragend.

Auf geht es. Ein kleiner Fußmarsch ist angesagt. Es sollen ca. 20 Minuten in die Stadt sein. Finchen an die Leine, wir den Rucksack geschultert und los geht es. Immer entlang an der Straße. Es gibt soviel zu sehen, da merkt man den Fußmarsch nicht.

Überall die kleinen Läden – hier am Anfang noch sehr touristisch geprägt -, das Treiben. Und es ist nicht so voll. Klasse.


Wir schlendern durch die Gasse und auf einmal wird Konny angesprochen. Es ist der Sicherheitsmann von unserem Platz. Er lotst uns nett und freundlich in einen Laden. Dort soll gerade Tag des Handwerks sein und man kann zu sehen. Hört sich gut an.
Wir stehen in einem Teppichgeschäft und eine Frau webt gerade einen Teppcih. Wie uns erklärt wird, ohne eine Vorlage, das Muster ist in Ihrem Kopf. Bei mir würde ein bunter Flickenteppich ohne Musterwiederholung entstehen. Der Inhaber bietet an, dass man sich dazu setzen kann und es selber machen kann. Gut. Das versuche ich gerne. Sie zeigt mir, wie ich die Schlinge zu legen habe.

Danach lädt er uns zu einem Tee ein uns zeigt uns noch eine Menge anderer Teppiche, erzählt, das sie auch versenden, erläutert Preise. Wir lehnen freundlich ab. Es ist interessant zu sehen, aber wir brauchen keinen Teppich (wir haben ja bereits in Douz Teppiche gekauft). Wir bedanken uns für den Tee und verabschieden uns.

Konny und Richard bleiben an einem Platz vor dem Gemüsemarkt auf einer Bank. Wir gehen alleine weiter. Der Gemüsemarkt ist riesig. Was hier für Massen angeboten werden. Wir brauchen auch noch frische Sachen. Bei einem Stand möchte Micha sich Orangen nehmen, der Standbesitzer gibt ihm zu verstehen, dass nur er die Ware rausgibt. Nein Danke.

Am nächsten Stand bekommen wir alles. Rein in den Rucksack und weiter schlendern. In einer Halle sind die Schlachter. Begrüßt wird man von einem hängendem Kuhkopf. Ich mag es nicht mehr sehen. Micha geht alleine in den Gang.

In der nächsten Halle gibt es Fisch…

dann Gewürze in den Gängen …

…Bekleidung & mehr…

So geht es durch die kleinen Gänge langsam wieder auf die große Straße mit den „Touriläden“.


Bei einer Cola können die Füße sich ein wenig erholen. Gegenüber von dem Café wir wir sitzen, ist ein kleiner Laden. Er bietet Taschen, Portemonnaie und vieles mehr an. Ein kleiner Lederbeutel lacht mich an. Für unser Kleingeld in Bumba wäre der super, da das vorhandene Säckchen sich bereits auflöst. Gesagt getan, jetzt haben wir einen kleinen „Klötergeldbeutel“.

Auf dem Rückweg kommen wir an einem Carefoor vorbei. Noch kurz ein zwei Sachen gekauft und zurück geht es. Auf dem Hinweg waren wir an einem Laden mit wunderbaren Tonsachen vorbei gekommen. Eine kleine Schüssel zum anrühren, das wäre was. Wir können ja mal schauen. Konny und Richard gehen weiter.
Regal für Regal wird inspiziert, dann zeigt mir ein Herr, dass es sogar noch einen Keller gibt. Der Keller ist doppelt so groß wies oben. Alles voll mit Töpferware. Eine Frau bringt uns auch Schalen, die dem ähneln, was wir immer in der Hand haben. Freundlich, aber wieder nicht aufdringlich. Als ich mich höflich bedanke und sage, ich schaue selber, ist sie nicht böse und zieht sich zurück.
Wir werden fündig. Und dann auch noch mit mehr als wir wollten. Eine kleines Windlicht. Passen für ein Teelicht. Ja, das nehmen wir mit.

Als wir aus dem Laden sind fragt Micha, ob wir Teelichter mit haben. Nein, das haben wir nicht.

Bevor wir zu Bumba zurück kehren, halten wir bei dem Laden an der Ecke an, der viele frische Sachen haben soll. Der Laden ist schön, aber wir sind froh, das wir beim Carefoor eingekauft haben. Yoghurt hätte es hier nicht gegeben.

Am Platz zurück fällt mir auf, dass mir für meinen Kuchen, den ich backen möchte, etwas wichtiges fehlt. Mist. Und nu? Der kleine Laden an der kleinen Ecke hat es nicht, und nu? Carefoor, so weit war der doch gar nicht weg. Also marschiere ich los… und verschätze mich total. Ich bin fast wieder an der Medine. Hoffentlich machen die sich nicht zuviel Sorgen, wo ich bleibe. Gut, auch hier, keine Äpfel. Plan B. Fertigmischung. Marmorkuchen geht immer. Zwei Eier habe ich nicht, aber die bekomme ich oben im kleinen Laden an der Ecke. Er verkauft die einzeln.
Ob die hier Teelichter haben? Ja, haben sie. Da wird Micha sich freuen. Der Weg zum Platz wird länger und länger. Puh… so langsam merke ich auch die Beine.
Geschafft! Mit der Backmischung, Teelichtern und zwei Eiern stehe ich da. Micha hatte langsam angefangen sich Gedanken zu machen, hatte sich aber auch schon gedacht, dass ich meinen Dickkopf durchsetzen muss und Kuchen backen möchte. Recht hatte er. Die Teelichter sorgen für Freude.

Mhhh… Kuchen! Während wir so dasitzen kommt ein Jeep mit Dachzelt. Vater und Tochter, aus Deutschland. Sie sind auf dem Weg zur Fähre. Nachdem sie sich eingerichtet haben kommen sie auf einen Kaffee rüber und freuen sich über Kuchen und ich mich, dass ich vielen eine Freude bereitet habe.

Der Mann erzählt von seinen Fahrten in Tunesien, er war auch schon öfter hier, erzählt von Algerien. Es ist immer wieder schön, anderen zu lauschen und deren Erlebnisse zu hören.

05.01.2023

Wir haben heute einen ganz kurzen Weg. Wir werden zu Matthias fahren und die letzten Tage bei ihm verbringen. „Wollt Ihr den kurzen Weg oder noch etwas über Land?“ „Über Land“ antworte ich. Schade, ich hatte gehofft, nochmal durch kleine Orte zu kommen. Nein, hier ist alles anders. Keine kleine Orte. Schade, dafür müsste man wieder in das Inland. Beim nächsten Mal weiß man es. Und Nabeul war es wert, es mal gesehen zu haben.

Matthias ist nicht da, aber seine Frau öffnet uns das Tor. Wir können wieder auf den alten Platz. Hier hat die Reise begonnen und hier endet sie.

Das Sanitärgebäude hat noch mehr Form angenommen. Es wird sicherlich schön. Die Stellplätze sind auch schon geschoben, müssen nur noch verfestigt werden.

Es wird sicher ein toller Platz.

06.01.2022

Ein Tag der Ruhe. Fast, wir pflegen Bumba ein wenig von innen und außen. Lesen, schauen Videos und Fotos. Packen den Rucksack für die Fähre. Wir würden gerne gemeinsam Abendbrot essen. Mittlerweile ist es ziemlich kühl hier in den Bergen geworden und windig ist es auch. Richard findet aber einen Platz. An dem Eisenbahnwagen die kleine Terrasse mit Tisch, Bank und Stühlen.

So lassen wir den letzten, gemeinsamen Abend ausklingen.

07.01.2022

Rückfahrt. Es geht zur Fähre. Grau und Trüb ist das Wetter, das erste Mal, das keine Sonne am Morgen scheint. Wir hatten die ganze Zeit nur traumhaftes Wetter.

Wir verabschieden uns von Matthias Frau und wünschen ihr alles Gute. Sie sagt, sie öffnet das Tor. Das macht sie auch, leider zu früh. Es ist ein kleines, schmales Tor, durch das man nicht einfach so flitzen kann. Mit Gefühl. Als Richard in der Hälfte der Einfahrt ist, schließt sich das Tor langsam. Da hilft kein Hupen oder rufen aus unserer Fahrerkabine. Es schrammt, es knirscht….

Was für ein trauriger Abschied. Unser BUMBA – bis auf zwei kleine Ditscher – super durch alles gekommen und nun, am letzten Tag passiert so etwas. Leider kann es nicht rückgängig gemacht werden.
Und als ob es nicht schon traurig genug ist, fängt es auch noch an zu Regnen. Es ist nicht wahr. Hoffentlich ist alles dicht.

Wir fahren im strömenden Regen auf der Autobahn. Man sieht kaum was, die verrückten Autofahrer fallen einem jetzt noch mehr auf und man merkt, dass sie nicht oft im Regen fahren. Was bei uns normal ist, ist hier nicht selbstverständlich.

Bei unserer Ankunft hatten wir den Checkin bei der GNV gesehen, so dass wir jetzt wissen, wo wir hin müssen. Vorher tanken wir nochmal. Es ist zwar kein Winterdiesel, da wir aber komplett nach Deutschland fahren, ist der Tank dann leer gefahren und wir direkt wieder voll mit Winterdiesel getankt.

Da sind wir nun. 4 Wochen Abenteuer liegen hinter uns. Eigentlich müssten wir noch Geld zurück tauschen, ich laufe einmal hoch und runter und finde keine Möglichkeit. Später sagt mir Konny, dass es da doch direkt am Hafen was gab. Es war wahrscheinlich wieder so eine Tür, wo ich dachte, dass die geschlossen ist. Na ja. Wir haben Bekannten das Geld geben können, so kommt es wieder in das Land zurück.

Der Check in klappt hervorragend. Punkt 12:00 Uhr gingen die Türen auf, 12:10 Uhr waren wir wieder draußen.

Jetzt heißt es Abschied nehmen. Wir hatten eine tolle Zeit, mit Konny und Richard würden wir auf jedenfall wieder los fahren. Es passt einfach. Wer weiß, was wir noch gemeinsam machen werden. Ideen gibt es genug.

Dann setzen wir uns in Bumba und fahren schonmal vor den Einlass des Hafen. Hier hat sich bereits eine Schlange gebildet. Dort müssen wir noch rund eine Stunde warten, bis wir in den Hafen zur Zollabfertigung etc. kommen.

Das Tor öffnet sich, los geht es. Was uns jetzt erwartet, das hätten wir uns nicht träumen lassen. Um es kurz zu machen, insgesamt haben wir 5 Passkontrollen, die normale Zollabfertigung und dann wird unser Dicker auch noch geprüft. Es wird geprüft, ob wir Flüchtlinge im oder am Fahrzeug haben. Das ist so ein merkwürdiges Gefühl. Es gibt wirklich Menschen, die aus diesem Land flüchten und ich komme hierher zum Reisen, Land und Leute kennen zu lernen. Hier kann ich die Synapsen wieder nicht zusammen bringen. Mir fehlt einfach die Vorstellungskraft oder, ist es ein Selbstschutz den man aufbaut um das Elend nicht zu sehen? Gibt es hier soviel Brutalität, Unterdrückung, Qualen? Habe ich während der Reise durch das Land nur Fassaden gesehen und konnte nicht dahinter schauen?

Wir werden aus der Schlange der wartenden Autos gewunken und müssen uns an der Rampe der Fähre stellen. Ein Auto nach dem Anderen fährt auf die Fähre. Container werden verladen (wie die von den Fahrern auf die Fähre gebracht werden, ist Wahnsinn. Es ist neunmal eine Rampe zum Schiff vorhanden. Mit einem Schwung wird hier hoch gefahren, dass die Container hinter immer wieder schleifen, Einige haben hinten eine Rolle, so das der Auflieger über die Rolle schrappt. Dann sehen wir, wie ein Container zur Prüfung aufgemacht wird. Die Plombe wir aufgemacht und kurzerhand ins Hafenbecken geschmissen. Falls man also Altmetall braucht, einfach an einem Anleger schauen, da liegen wahrscheinlich schon Berge von Plomben.

Jeder LKW, jedes Wohnmobil, wird rausgewunken und hinter uns geparkt. Dann endlich geht es los. Der LKW neben uns darf los, wir folgen. Endlich stehen wir auf der Rampe. Noch ein Blick des Mitarbeiter unter Bumba und in die Kabine. Dann stehen wir im Bauch des Schiffes. Ja, da stehen wir und sollen wieder warten. Es erden noch PKW vor die Container gequetscht, bevor die Spundwand geschlossen wird. Wir sollen wohl davor. 15 Minuten später werden wir weiter gewunken und parken hinter einem LKW. Endlich. Wir haben unser Endziel erreicht. Rucksack geschnappt, alle Verriegelungen geprüft.


Wir bekommen ein Zimmer direkt vorne am Bug. Wieder mit einem schönen großen Fenster. Ich springe fix unter die Dusche und bereite dann schonmal das Lager für die Überfahrt vor. Sicher ist sicher. Als wir dann so aus dem Fenster schauen, sehen wir Konny und Richard. Sie fahren nach Palmero und stehen gerade vor dem Schiff. Über WhatsApp schreiben wir uns noch ein wenig. Dann legen wir ab.

Die Fährfahrt verläuft echt gut, ich freue mich schon. 2/3 sind absolviert und mir geht es relativ gut. Fein. Tja, dann sind wir an Sardinien und Korsika vorbei und es kommt Bewegung in das Schiff. Herzlichen Glückwunsch. Das Klo ist meins… wir sind fast da. Viel früher als gedacht. Also raus aus dem Zimmer. Hoffentlich spucke ich niemanden an. Eine Tüte ist in meiner Tasche.

Das übliche Gedränge in den Fluren, Treppenabgängen. Wir müssen zu Deck D. Wo ist dieser vermaledeite Abgang?
An der Treppe wird gedrängelt, als der Fahrstuhl angeht, kommt Bewegung in das ganze. Die Menschen hier sind ganz schön gestresst, einer blafft den anderen an. Na super und dann hab ich noch so einen freundlichen Herrn, der mir gleich in den Nacken kriecht. Oh man. Endlich, es geht los, es lichtet sich etwas. Auf einmal wird Micha angegriffen. Wir wissen beide bis heute nicht, warum. Ein Mitarbeiter der Fähre geht dazwischen, ein freundlicher Mann sagt einfach nur, „Gehen sie bitte einfach weiter“. Das machen wir, sind aber irritiert. Was bitte ist hier los? Nach einer kleinen Odyssee finden wir den Abgang und dort stehen auch die anderen Overlander.

Endlich, wir sitzen in Bumba. Jetzt nur noch raus aus Genua und dann Heim. Dieses „nur noch raus“ aus Genua zieht sich dann ganz schön. Es geht in zwei Spuren raus aus der Fähre, auf drei Spuren, die dann wieder zu zwei Spuren werden, dann auf einmal sieht man vier Spuren, die natürlich genutzt werden um dann fest zu stellen, dass 500 m weiter alles auf 2 Spuren geht. Ein Wahnsinn. Nach rund 2 Std. sind wir dann endlich raus. Zum Glück haben wir schon eine Vignette für die Schweiz, so dass wir einfach fahren können ohne noch anhalten zu müssen. Ich bin so froh, dass Micha relativ fit ist und fahren kann. Mir ist einfach nur noch übel, der Kopf platzt. Wie auch immer, ich kürze hier einfach ab, das Elend will keiner lesen *lach*

Wir sind aber heile in Calw gelandet, ich habe meine Büroschlüssel genommen, bin zur Arbeit, Micha hat den PC aufgeklappt und gearbeitet. Mittlerweile ist es Montag Morgen.

Trotz dieser etwas unglücklichen Rückfahrt war Tunesien ein Erlebnis. Man ist wieder gewachsen, hat sich verändert, wieder. Auf jeder Reise lernt man sich besser kenne, hinterfragt sich.

Was aber immer wieder das Beste ist. Wir erleben es gemeinsam. Wir wachsen gemeinsam, verändern uns gemeinsam. Gemeinsam sind wir stark, meistern gemeinsam auch schwierige Situationen und gehen gerne mit einem Lächeln durch das Leben.

Hier noch ein kleiner Zusammenschnitt

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Heike

    Ich beneide euch total, ihr nimmt mit, was die Welt so alles zu bieten hat. Ich wünsche euch viel Spaß bei eurer nächsten Planung und hoffe dann wieder von euch zu lesen. Bleibt gesund und weiter so .

    1. Michael Altmann

      Vielen Dank. Wir nehmen dich gern beim nächsten Mal wieder virtuell mit. Viele Grüße

  2. Pia

    Liebe Kerstin, lieber Michael,
    wunderbarer Bericht, danke Euch fürs Teilhaben – auf dem Weg noch mal herzlichen Dank für die Einladung zum diesjährigen Omantreffen und für Eure Initiative. Wir können nur leider nicht teilnehmen, weil wir an diesem Termin unterwegs sind. Aber für alle „Neuen“ in dieser Gruppe, es lohnt sich! Das letzte Omantreffen war wunderbar und wir haben nur nette Menschen kennengelernt. Euch allen viel Spaß und gute Gespräche!
    Pia und Uli

    1. Kerstin Altmann

      Hallo Pia, Hallo Uli!
      Es freut uns, wenn es Euch gefallen hat.
      Schade, dass Ihr nicht kommen könnt, vielleicht beim nächsten Mal oder auf einem anderen Treffen.
      Euch eine gute Zeit!
      Liebe Grüße

  3. Edith

    Was für eine wunderbare Reise, danke für den ausführlichen Bericht und die tollen Fotos. Hat richtig Lust gemacht auch Tunesien zu bereisen. Wir sind Oman Neulinge und freuen uns schon auf spannende Reisen.

    1. Kerstin Altmann

      Schön, wenn es Euch gefällt! Ihr werdet mit Euren Oman sicherlich auch viel erleben und wunderbare Orte entdecken.

  4. Chantal

    Hallo ihr Lieben, es macht total Spaß eure Reiseberichte zu lesen und damit für einige Zeit in eine andere Welt einzutauchen. In Tunesien war ich vor über 20 Jahren auch mal, wenn auch nicht auf so abenteuerliche Weise, und habe mich an so einiges wieder erinnert. Danke für diesen schönen Flashback.

    1. Michael Altmann

      Vielen Dank für den lieben Gruß. Es freut uns immer, wenn wir mit unserem Blog etwas Freude und Erinnerung verbreiten. Viele Grüße Micha & Kerstin

  5. Armin

    Hallo

    Vielleicht könnt ihr mir helfen:

    Wir wollen mit den Reusemobil im April nach Tunesien.

    Wir benötigen anscheinend einen Hotel Voucher zur Einreise.

    Könnt ihr uns da helfen. Woher hattet ihr euren voucher? Was, welche Angaben, stand genau drin?

    Oder habt ihr ihn noch und könnt uns eine Kopie senden?

    Danke euch

    1. Hallo Armin, wir haben deinen Kommentar erst jetzt gelesen. Bitte entschuldige, aber da habe wir die Info wohl überlesen. Wir hoffen du hast eine Lösung gefunden. Leider ist es jetzt schon zu spät. Wir bitten dich nochmals um Entschuldigung.

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