Knapp zwei Jahre ist die schreckliche Katastrophe bald schon wieder her. Die Jahrhundertflut im Ahrtal im Juli 2021. Wir alle haben damals etwas davon mitbekommen und wenn wir ehrlich sind, haben wir die Menschen und ihre Schicksale in unserem Alltag schon wieder vergessen. So ehrlich muss ich zumindest zu mir selbst sein.
Unser Besuch auf der Messe 4×4 rhein waal ist, wegen dem schlechten Wetter etwas kürzer ausgefallen. Freunde von uns meinten in Weinanbaugebiete ist das Wetter immer etwas besser. Somit hatten wir die Wahl zwischen Mosel, Rhein und Ahrtal. Sofort war die Frage prägnant: “ Kann man als Tourist überhaupt schon ins Ahrtal reisen?“
Wir haben uns am Abend Gedanken gemacht und darüber gesprochen. Mit einem mulmigen Gefühl haben wir uns dann dafür entschieden. Wir fahren für eine Nacht ins Ahrtal auf einen Campingplatz. Nicht um zu gaffen, sondern um zu hören wie die Leute vor Ort dazu stehen. Warten sie vielleicht schon sehnsüchtig auf Touristen? Sind die Gegebenheiten vor Ort schon wieder soweit hergestellt? Oder sollte man noch warten, wodurch die Menschen vor Ort, die vom Tourismus leben, aber weiterhin keine Einnahmen generieren. Unser Wahl ist auf den Ort Schuld gefallen. Zum einem ist ein Campingplatz direkt in Ortsnähe und das kleine Örtchen wurde heftig vom Hochwasser zerstört.
Der Campingplatz
Nach gut zwei Stunden Fahrt kommen wir auf dem Campingplatz in Schuld an. Die Besitzer sind beide schon über 60 Jahre alt und führen den Platz in zweiter Generation. Sie sind hier geboren, aufgewachsen und wollen hier auch nicht weg. Der Campingplatz liegt direkt an der Ahr und auf der anderen Uferseite ist eine hohe Felswand. Ein paar Dauercamper sind mit ihren Wohnwagen und Zelten noch da.
Es geht mir nicht um Effekthascherei, aber man kann es sich nicht vorstellen. Deshalb habe ich auf einer Postkarte, welche die Flut überlebt hat und die wir von den Eigentümern geschenkt bekommen haben, den Verlauf der Ahr rot eingezeichnet. Das was ich blau eingerahmt habe, der Teil Campingplatz ist noch da. Alles Andere, Zelte, Wohnwagen, Häuser oder Bäume, alles wurde mitgerissen und ist verschwunden. Die komplette Elektroinstallation, alles weggespült. Doch die Beiden geben nicht auf.
Sie erzählen uns, wie dankbar sie für die Hilfe aus Hannover sind. Helfer mit schweren Baugeräten sind einfach gekommen und haben den Platz wieder hergestellt. „Löcher, so groß das unser Camper darin verschwinden würde, mussten aufgefüllt und der gesamte Platz begradigt werden“ erzählt sie. Aber auch für die vielen Freiwilligen, die geholfen haben den Schlamm zu entfernen und die Gebäude zu reingen, sind sie dankbar.
Langsam, ganz langsam entsteht hier wieder ein Campingplatz. Der Platz hat offiziell noch nicht geöffnet, aber die Beiden sind froh, dass wir da sind. Sie sagen, wir sollen den Wanderweg am Felsen entlang nach Schuld nehmen. Dort hat man eine schöne Aussicht über das Tal. Und sie haben natürlich recht. Wir gehen den Weg und genießen die wundervolle Aussicht von oben. Sie wollen das Menschen ins Ahrtal kommen denn sie brauchen diese Menschen. Also los. Kommt vorbei und erwandert euch die schöne Region der Eifel.
Auf dem Platz ist noch nicht alles zu 100% wiederhergestellt. So fehlt es z.B. noch an Stromanschlüssen. Wer kommt sollte also autark sein und ohne Strom auskommen. Sanitäre Einrichtungen sind aber vollständig vorhanden.
Im Ort Schuld, den man in ca. 40 min. über den Wanderweg am Felsen oder in 25 min an der Straße entlang erreicht, gibt es eine Pizzeria und ein Gasthaus mit deutscher Küche, wo man auf Gäste wartet. Ansonsten findet man hier Ruhe und tolle Wanderungen.